laut.de-Kritik

Proseccotrunkene Jungfern mittleren Alters tanzen Polonaise.

Review von

Noch bevor die Digitalanzeige die ersten Sekunden des neuesten Bohlen-Ergusses zählt, ist schon der erste Tiefpunkt erreicht. So ein hässliches Cover will erst mal gestaltet sein. Noch dazu passt Medlocks Oberteil so dermaßen perfekt zum aufgeklebten Himmel im Hintergrund, dass mich das Gefühl beschleicht, er wolle sich davor verstecken. Schämt er sich etwa für seinen "Club Tropicana"? Ich will es doch sehr hoffen!

Scham ist das Mindeste, Reue sollte er zeigen und Buße tun für einen Titel wie "Mamacita". Wer bitte hat die Kohle so im Überfluss, einen solchen Kehricht auf Platz zwei der deutschen Singlecharts zu hieven? Proseccotrunkene Jungfern mittleren Alters tanzen vor meinem geistigen Auge Polonaise, während Mark ihnen zuruft, dass sie zwar Arschgeigen seien, er sie aber trotzdem liebe. Das muss die blanke Hölle sein.

Egal, wie man zu dem Offenbacher auch steht, ob seine Vulgarität verachtend, sich seiner offen zur Schau getragenen Naivität und Bohlenabhängigkeit fremdschämend oder ihm aufgrund seines ehrlichen Charakters positiv gesinnt, der Mann hat den verdammten Soul in der Stimme. Allerdings zeigten bereits seine letzten drei Platten, dass keine der in die Produktion involvierten Personen darauf auch nur einen Pfifferling gibt.

Nun also die vierte Platte in zwei Jahren, die in die gleiche Kerbe schlägt. Ein Schelm, wer da von Ausverkauf spricht! Mit tropischer Anmut sollen die Taschen dieses Mal gefüllt werden. Der Plan ist offenbar, dem anstehenden Sommer einen Soundtrack zu verpassen, den er wahrlich nicht verdient.

Tropisch heißt in Bohlens Lesart nämlich nichts anderes, als dass der standardmäßige vier Viertel-Bummbumm-Beat, mit dem noch der mieseste Alleinunterhalter auf jedem Dorffest zur Damenwahl lädt, durch Steeldrums und ein paar Bläsern "aufgemotzt" wird. Dazu eine Gitarre in Latin-Rhythmik, Akkordeon und Mundharmonika. Fertig ist der Sandkuchen, der gerne so tut, als sei er eine Sahnetorte.

So ganz trauen die Verantwortlichen dem Braten allerdings selbst nicht. Denn nach lediglich sieben Titeln überlebt sich das Konzept bereits, "Heart To Heart" eröffnet den Balladenreigen. Immerhin zeigt Medlock hier noch einmal, dass an ihm tatsächlich ein Gesangstalent verschwendet ist - mit Bohlentexten. Es ist die blanke Hölle.

Trackliste

  1. 1. Mamacita
  2. 2. Copacabana
  3. 3. Que Sera
  4. 4. Second Chance
  5. 5. Reach For The Stars
  6. 6. Put A Smile On Your Face
  7. 7. Forever
  8. 8. Heart To Heart
  9. 9. Wild Wild World
  10. 10. Forgive Me
  11. 11. Why Can't We Live Together
  12. 12. Last Summer

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