laut.de-Kritik
Explosiv und wortgewaltig: "Dangerous MCees".
Review von Dani FrommManche Klassiker sollte man in Frieden ruhen lassen - besonders, wenn sie Spaß gemacht haben. Seit zehn Jahren erfreut die ursprüngliche Method- und Redman'sche Monsterkollabo "Blackout" bereits Kiffer- wie Kopfnickerherzen. Der Versuch, dem so viel später ein Sahnehäubchen aufzusetzen, kann eigentlich nur als Sauerei auf dem Tischtuch enden.
Weit gefehlt. Zwar befördern Method Man und Redman auch im Rahmen des zweiten gemeinsam zelebrierten Blackouts keine besonders tiefsinnigen neuen Erkenntnisse ans Tageslicht. Darauf sei in diesem Kontext allerdings auch mal gepflegt geschissen.
Ebenso darauf, dass als recht geschickter Promo-Move gewertet werden darf, das, worauf alle seit Ewigkeiten warten, genau dann zu liefern, wenn die jeweiligen Solo-Alben bereits am Horizont heraufdämmern: "Coming soon", kündet das Booklet sowohl von "Reggie Noble '0' 9 1/2" als auch von "Crystal Meth". Das Konzept geht voll auf - ich zumindest hab' gediegen Lust auf mehr.
Beide Protagonisten verstehen sich auf ihr Handwerk und überschütten die feiernde Crowd mit ebenso lässig wie versiert dargebotener Reimkunst. Zudem erweisen sich die beiden alten Haudegen noch immer bestens aufeinander eingespielt: explosiv und wortgewaltig, wahrhaft "Dangerous MCees".
Was Meth und Red durchgehend aus der rappenden Masse herausbouncen lässt: Statt grantige Verbissenheit zur Schau zu tragen, regiert bei "America's most blunted" das unverhohlene Vergnügen daran, jede beliebige Hütte zu rocken. Wenn gefühlt eine komplette Stadionbesetzung im Chor "Dis iz 4 all my smokers!" brüllt, wird selbst der leiseste Zweifel daran hinweggefegt.
Das große "Wu-Tang trifft Def Squad"-Gefühl von einst will sich diesmal nicht so recht einstellen. Dafür - aber auch nur dafür - fehlt mir vermutlich die Beteiligung RZAs: um die Clan-typische Kulisse aufzuziehen. Insgesamt betrachtet schadet seine Abwesenheit schlicht gar nichts: Die Kollegen an den Reglern könnten abwechslungsreicher nur schwer agieren.
Weniger auf Druck denn auf Spannungsaufbau setzt Mathematics mit "BO2": für ein Intro im Grunde die bestmögliche Herangehensweise. Das hier gegebene akustische Versprechen löst Havoc gleich mit der zweiten Nummer ein: Da bratzt es, dass es eine düstere Freude ist. "Hip Hop is in trouble"? Man möchte es nicht glauben.
Neben repetitiven Brettern wie "I'm Dope Nigga", Rockwilders "Hey Zulu" oder das von Nasty Kutt zu verantwortende "City Lights", die einen auch ganz ohne Rauschmittelzufuhr in eine Trance katapultieren, verfrachtet einen das flackernde "How Bout Dat" ins Innere eines Flipperkastens. Immerhin: Hier geht es nur halb so konfus zu wie in "I Know Sumptn". Der hüpfende Beat von "Father's Day" huldigt, wie auch DJ Scratchs "Dis Iz 4 All My Smokers", dem Soul.
Erick Sermon packt für "Mrs. International" mit warmer Grundstimmung, perlenden Harfenklängen und gesungenem Chorus all das aus, das gemeinhin "for the ladies" im Gepäck geführt wird. Möglicherweise teilt die eine oder andere Dame stattdessen aber doch meine Begeisterung für die unbarmherzige Synthie-Walze aus "Neva Herd Dis B4", die ebenfalls auf Sermons Konto geht.
Fast beiläufig baden die Herren Smith und Noble all das in ihrem Redefluss und wären dabei mühelos ohne Schützenhilfe ausgekommen. Sich über Begegnungen mit Keith Murray, Raekwon oder Ghostface Killah zu beschweren, käme jedoch einem Schuss in den eigenen Fuß gleich. Oder schimpft jemand über die Kirsche oben auf dem Sahnetuff?
79 Kommentare
Yeah Yeah - gute Review, neuer Thread, HAMMER-ALBUM!
hat irgendwer n plan, warum es das album nicht bei itunes gibt?
Wahrscheinlich weil Meth n Red zu cool für diese pseudo-style-scheiße sind..
@Garret (« @lautuser (« @Testave (« @lautuser (« was ich erwarte habe ich ja schon geschrieben, klar war das ernst. Muss sich ja nicht jeder mit den Naziregeln hier zufrieden geben, wa? »):
red mal mit MC basstard darüber. »):
Warum? »):
hast du nicht das interview gelesen? »):
Nö, wo?
auf jeden Fall eines der besseren Alben im US-HipHop der letzten Zeit. Auch wenn die Synthie-Beats auf Dauer echt nerven.
@Rex_Kramer (« auf jeden Fall eines der besseren Alben im US-HipHop der letzten Zeit. Auch wenn die Synthie-Beats auf Dauer echt nerven. »):
jo sehr sehr solides album für diese zeiten.
die gratwanderung zwischen spaßtracks und nicht poppig werden ist ihnen zumindest gelungen