laut.de-Kritik

Ideal für den nächsten Miss Wet-Shirt-Contest im Festzelt.

Review von

Nun denn: Monrose tapsen auf Zehenspitzen zum Ausgehen heut' Nacht durch die Straßen und landen vor einer Mauer, hinter der merkwürdige Geräusche ertönen. Gestohlene Elektrizität liegt in der Luft: Was geht dahinter vor? "Lehr mich, zu springen," fordert Senna und schaut Bahar an, die aber abwinkt: "Nein, niemals". "Warum nicht wir beide?" entgegnet Mandy. "Na gut, du kannst schauen", gibt Senna resignierend zurück.

Neugierig springt sie in die Luft, zündet ein Streichholz an und lugt über die Mauer: "Ich will sehen, was sie wollen!" Mandy erhascht einen Blick nach drüben, landet wieder unten und ruft entsetzt: "Sie machen bizarre Liebe, und ich bin jetzt befleckt!". Daraufhin begehen Monrose umgehend Unfallflucht. Was lernen wir daraus? Fass nie den Überblendregler an!

Gut, diese kleine Geschichte mag ein wenig merkwürdig-gestelzt klingen, doch sie ist halt - ein bisschen frei - zusammengesetzt aus den Song-Titeln des neuen Monrose-Albums "I Am". Und die geben lyrisch auch nichts weiter her in Sachen Spannung, Inhalt und Witz. Noch schlimmer: Genauso klingen auch die Tracks.

Die ehemalige Single-Auskopplung "Strike The Match" präsentiert keine aufregenden Dancefloor-Blitze, sondern nur die müde Reanimation längst erloschener Charthit-Versatzstücke vergangener Jahrzehnte. Und dann das Cover des ehemaligen Sheila E.-Hits "A Love Bizarre" aus den Achtzigern: Die hier reichhaltig eingesetzten Stöhn-Versatzstücke erinnern leider mehr an angestrengtes Fitness-Studio denn an ein lustvolles Schlafzimmer.

Im Gegensatz zu damals war heuer Prince auch nicht dabei, vielleicht liegts daran. Erschreckend vor allem, dass von einer musikalischen Identität keine Rede sein kann, denn nahezu bis auf den letzten Synthie-Hall ist der Titel dem Original identisch nachgespielt. Von innovativer Interpretation also keine Spur.

Der Technik-Overkill braust durch sämtliche Songs. Es knallt, es zischt, zwischendurch gibt's Stroboskop-Alarm, doch richtig leuchten will das Ganze nicht. Selbst mit dem allgegenwärtigen, glättenden Techno-Überzug verbleiben die Monrose-Stimmchen stets in den Bereichen fiepsig, quietschig und gern mal überdreht. Plattstampfer wie "You Can Look" passen als Hintergrund-Tapete bestimmt prima zu einem Miss Wet-Shirt-Contest im Festzelt der Landjugend Konstanz. Aber in einen echten Club?

Die "Electricity" kriecht als Schwachstrom aus den Boxen und plagiiert mit seinem "E-E-E-E-E"-Gesangspart tatsächlich gar Rihannas nervigen "Umbrella". Unfassbar blutleer säuseln Ballädchen der Sorte "Stained" ins unschuldige Hörer-Ohr.

Mit "Don't Touch The Fader" ist dann nach langen, langen 15 Tracks endlich das Ende der Alben-Fahnenstange erreicht. Noch einmal schlägt der betäubende Sound-Gimmick-Overkill erbarmungslos zu und hinterlässt entgültig verbrannte Musik-Erde. Laut beiligendem CD-Info-Zettel zeigt sich Senna begeistert: "Die Studioaufnahmen waren geil. Die Produzenten waren krass fit."

"I Am": Ein Album mit weniger Nährwert als ein Tütchen Studentenfutter. Allerlei schnell und schlicht Gestricktes, mit heißer Nadel zusammengetackert - die drei Mädels entpuppen sich spätestens dieser Tage als die Sugababes für Kik-Liebhaber. Lieber Mon Chérie als Monrose - ist einfach leckerer.

Trackliste

  1. 1. Strike The Match
  2. 2. A Love Bizarre
  3. 3. Certified
  4. 4. Why Not Us
  5. 5. Going Out Tonight
  6. 6. You Can Look
  7. 7. Tip Toe
  8. 8. Teach Me How To Jump
  9. 9. Stolen
  10. 10. Electricity
  11. 11. Hit 'N' Run
  12. 12. No Never
  13. 13. Stained
  14. 14. What They Want
  15. 15. Don't Touch The Fader

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192 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Und wieder eine Popgruppe verheizt.
    Ich bin bestürzt

  • Vor 16 Jahren

    ich lese gern mal einen Verriss irgendwelcher Popsternchen - aber wenn Ihr Eure Energie an den Pussycat Dolls oder Monrose verschwendet und dadurch James Yorkston und Anne Clark auf der Strecke bleiben, ist das sehr schade.
    Nicht, dass Ihr mich falsch versteht - über Howard Carpendale habe ich mich für meine Mutti gefreut - aber ich will mich auch mal wieder freuen.

  • Vor 16 Jahren

    @la-ge (« ich lese gern mal einen Verriss irgendwelcher Popsternchen - aber wenn Ihr Eure Energie an den Pussycat Dolls oder Monrose verschwendet und dadurch James Yorkston und Anne Clark auf der Strecke bleiben, ist das sehr schade.
    Nicht, dass Ihr mich falsch versteht - über Howard Carpendale habe ich mich für meine Mutti gefreut - aber ich will mich auch mal wieder freuen. »):

    Mann, heul doch....

  • Vor 16 Jahren

    @Stuntman Mike (« kann nicht verstehen wieso leute jetzt unbedingt versuchen _monrose_ zu verteidigen. »):

    Nicht jeder ist so intelligent wie andere, die das eben verstehen können, weil sie die Fähigkeit besitzen, sich in andere hineinzuversetzen. Hat was mit emotionaler Intelligenz zu tun. Hab' ich zumindest gehört.

  • Vor 15 Jahren

    @Melkman (« Glückwunsch zur Disqualifikation lieber Artur!
    So herrlich polemisch und vor ahnungslosigkeit lustig deine Kritik am Album auch ist, so falsch ist sie auch.
    Selten hat ein Castingprodukt, welches Monrose ja immer noch ist, solch ein Gespür für gute Songs und ordentliche Produktion gehabt wie auf "I Am". Die Elektro-Songs sind allesamt Tanzbar, interessant arrangiert und sorgen für Zerstreuung und Unterhaltung, was für Popmusik in diesem Sinne ja gewollt ist. Hast du irgendetwas wirklich tiefgründiges erwartet? Kann den Verriss hier nicht nachvollziehen, scheint für mich zu sehr gewollt. Hätte bestimmt auch für 15 andere Songs den selben Verriss gegeben weil es Monrose sind. Für das was es sein will, und sein soll, ist I AM sehr gut gelungen. Hut ab vor der einzigen deutschen Girlgroup die eigene Trends setzt anstatt irgendwelchen Trends hinterherzuhecheln.
    Und im übrigen: Wenn e-e-e-e nur Rihanna vorbehalten ist, ist dann yeah-yeah-yeah nur den Beatles vorbehalten? Und was ist mit la-la-la? Selten dämliche Begründung für einen Plagiatsvorwurf. »):

    Vielen dank, hiermit gehe ich vor dir auf die Knie :D
    Nicht, weil er diese Platte und die Band verteidigt, sondern weil er auch gegen das engstirnige denken in Deutschland bezogen auf Castingbands ist.

    IAM (#9) ist, obwohl es nicht so erfolgreich eingestiegen wie Strictly Physical (#2) und das damalige Debütalbum Temptation (#1) meiner Meinung nach das vielseitigste und beste Album von den Mädchen. Es ist bereits das dritte Top 10 Album von 3 insgesamt.

    Ich verfolge ihren Werdegang seit Sekunde 1 an, auch schon während der Popstarsstaffel und sie haben enorme Sprünge gemacht. Der einzige Song auf der Platte, den ich weiterspiele, einfach weil er mir auch im Original ( Shelya E & Prince) nicht so gefällt ist "Love Bizarre"

    Ich denke der Erfolg, den die Mädchen bis jetzt hatten, spricht für sich. Gerade letzten Freitag haben sie beim Cometen, dem größten deutschen Musikpreis, der durch Zuschauervoting entschieden wird den Comet für "BESTE BAND 2009" abgeräumt undzwar gegen allerhand großer Konkurrenz, die schon lange im deutschen Musikbusiness Millionen Platten verkauft (Silbermond, ICH+ICH, die Söhne Mannheims und Rosenstolz)

    Jetzt kann man natürlich sagen, wenn man es sich wie in Deutschland üblich leicht machen will, dass es eben ein Fanvoting war und nicht wie der Echo durchs Verkaufszahlen bestimmt wird aber ganz ehrlich? Meiner Meinung nach zählt nunmal, wie du da draussen ankommst als Musiker und wenn so viele für Monrose abgestimmt haben, dass sie Silbermond geschlagen haben, die gerade 3 oder 4 Zusatzkonzerte in fast jeder ihrer Tourstädte geben müssen wegen der großen Nachfrage, dann sind Band und Musik alles andere als eine Luftnummer ;)

  • Vor 3 Jahren

    Holy Shit... Monrose waren ja echt kontroverse Bitches. Knapp 200 Kommentare? Really? Senna und ihren F*ckboyz würde das sicher gefallen.