laut.de-Kritik
Ihr wollt es dreckig? Könnt ihr haben!
Review von Martin TenschertMoonbootica machen keine halben Sachen. Wenn gefeiert wird, dann richtig. Wenn getrunken wird, dann nicht nur das berühmte "eine Glas". Wenn Album gemacht wird, dann Bombe. "Our Disco Is Louder Than Yours" läutet nun die Ausweitung der Feierschweinzone ein. Vocal Features à la Redman, aber auch French-House-Angereichertes erwarten den Hörer.
Sicher, die Lautstärke der Disco ist nicht unbedingt der wichtigste Parameter für Qualität, aber Kowesix und Tobi Tobsen sind ja bekannt dafür, etwas dicker aufzutragen. Einst, beim German Dance Award wurden sie auf den Umstand angesprochen, dass sie keinen Preis gewonnen hätten. Tobi darauf nur ganz lapidar: "Doch, den "Tolle-Typen"-Award an der Bar."
Man kann ihnen diese teils gespielte, teils ernstgemeinte Überheblichkeit nicht übel nehmen, denn sie verstehen ihr Handwerk. Ob als DJs, wo sie bei ihren frenetisch gefeierten Sets massiv das Haus rocken, oder als Produzenten, wie schon das Album-Intro "Our Disco..." in alter Hip Hop Tradition verdeutlicht.
Weiterhin: Gefiltertes vom House, aber ohne den Großraum-Touch vom Schlage aktuellen Guetta-Raps: "Iconic" oder "Tonight" beschwören vielmehr den guten alten Daft Punk-Vibe herauf.
Eingleisig ist aber langweilig, also nimmt man lieber gleich den Trans Europa Express und ordert "Hamburg, not Cheeseburg": Oldschool Reminiszenzen en masse, verpackt im modernen Soundgewand. Ein erfrischend knackiger Track, der auch David August gut zu Gesicht stünde.
"My Hot Dope" öffnet dann erneut die Sample-Schatulle und drückt ordentlich auf den Funk-Button. Trotz dieser doch recht großen stilistischen Vielfalt verpassen Kowe und Tobi jedem einzelnen Track die typische Moonbootica-Note. Diese "You Have To Dance To This"-Aura. Die kommt besonders beim Album Highlight "I'm On Vacation" zum Tragen. Hip House vom Feinsten, die Nummer hat das Zeug dazu, sämtliche Open Airs zu zerstören.
Das Händchen für Peaktime-Tracks kommt nicht von ungefähr: Die ausgiebige "Neverending"-DJ Tour des Duos macht sich nachhaltig in der Qualität der Songs bemerkbar. 'Wie, ihr wollt es dreckig? Könnt ihr haben!', müssen sie sich gedacht haben. Nie dem Kitsch oder Prollsound zu verfallen, und doch mit einer dezidierten Popattitüde zu flirten ("25th Century Man") - das ist die Kunst. "Der Style aus Hamburg Beach, der is sweet sweet sweet." Sicher, Raver.
3 Kommentare
juhu!
Wenn I'm On Vacation ein Highlight sein soll, will ich den Rest gar nicht erst hören.
I'm On Vacation ist im Grunde schon sehr alt und hiess schonmal Battle No. 1 ohne die Vocals...
Trotzdem geil!