laut.de-Kritik
Tom Petty kehrt mit seiner alten Band zurück.
Review von Giuliano BenassiAls Tom Pettys letztes Album "Highway Companion" im Sommer 2006 erschien, wehte ein melancholischer Wind durch die Redaktion. Gut, Pettys letzte zwei oder drei Platten waren nicht so gut ausgefallen wie die zu Beginn der 90er Jahre, dennoch war es bedauerlich, dass ein Superstar, der trotz seines Erfolgs immer die künstlerische Freiheit bewahrt hatte, die Gitarre an die Wand hängen wollte.
Um so erstaunlicher, dass der ergrauende Blondschopf aus Florida plötzlich wieder in aller Ohren ist – und zwar mit einem Album, dass er mit den Mitgliedern einer Band aufgenommen hat, die kaum jemand kennt. Kein Wunder, handelt es sich um die Combo, in der er spielte, bevor er die Heartbreakers gründete.
Die Namen sind nicht alle unbekannt, denn Gitarrist Mike Campbell und Keyboarder Benmont Tench begleiten Petty schon seit den frühen 70er Jahren. Mit dem zweiten Gitarristen Tom Leadon und dem Schlagzeuger Randall Marsh ist jedoch fast das originale Lineup von damals am Werk. Petty spielt Bass und singt auf den meisten Stücken, Mike Campbell bedient die Gitarre auf dem rechten Lautsprecher, Leadon die auf dem linken. Eine interessante Aufgabenteilung
"Schlagzeug, Kabel, alte Freunde und so weiter. Live aufgenommen, Stimmen, Harmonien und alles Andere. Arrangements auf dem Fußboden des Studios ausgearbeitet. In 10 Tage entstanden, ohne Kopfhörer. Los Angeles im August '07", ist im Booklet zu erfahren. Genauso geht es auch los: Ohne Schnickschnack, ohne Allüren, tight. Der countryeske Opener "Shady Grove" ist ein bekannter Traditional, der mit Bonanza-Stimmung gleich zum Mitwippen verführt.
Die erste Singleauskopplung "Scare Easy" bietet klassischen Folk-Rock wie zu Pettys besten Zeiten. Mit "Orphan Of The Storm" folgt eine Ballade, bei der auch Neil Young hätte mitmachen können. Eine musikalische Verwandtschaft, die immer wieder herauszuhören ist, etwa in "Crystal River", das durch ein improvisiertes Intermezzo knapp zehn Minuten lang ausfällt. Ob rock'n'rollig ("Six Days On The Road", "This Is A Good Street") oder eher ruhiger ("Oh Maria") – in der ersten Hälfte des Albums gibt es keine Durchhänger.
Ob tatsächlich vierzehn Stücke aufs Album mussten oder es zehn bis zwölf auch getan hätten, ist eine Diskussion wert, jedenfalls taucht gegen Schluss der eine oder andere Füller auf. So besitzt "The Wrong Thing To Do" zwar Ohrwurmqualitäten, ist aber kaum mehr als ein Verschnitt aus "Mary Jane's Last Dance" und Cameos "Word Up!". Entbehrlich sind auch das Instrumental "June Apple" sowie "Bootleg Flyer", dessen Gesang sich so anhört, als wären die Batterien des Mikros allmählich leer. Das wie ein Traditional klingende, aber von Petty stammende "House Of Stone" bietet jedoch einen gelungenen Abschluss.
Totgesagte leben länger, heißt es treffend. Das gilt auch für Tom Petty, der mit "Mudcrutch" nicht nur seine beste Scheibe seit dem Soundtrack zu "She's The One" (immerhin 1996) vorlegt, sondern auch mit seinen alten Kumpels wieder auf Tour geht. Fortsetzung folgt.
1 Kommentar
was ich bis jetzt von der cd hören konnte, hat mir schon richtig gut gefallen, wird also früher oder später in meiner plattensammlung landen, denke ich