laut.de-Kritik
In Leichen rumzustochern ist nicht jedermanns Sache.
Review von Philipp GässleinManchmal glaube ich, es gibt einen Gott, und er liebt mich. Anders kann man nicht erklären, weshalb mir meine Kollegen so beanstandungslos ein Nas-Album überlassen. Vielleicht lags am Überschwang weihnachtlicher Nächstenliebe - oder aber der Albentitel schreckte ab. In Leichen rumzustochern ist nicht jedermanns Sache. Meine schon. Allerdings muss erst geklärt werden, welche Gründe der gute Nasir Jones hat, unser aller Lieblingsnebensache zu Grabe tragen zu wollen.
Denn wenn es einen Gott gibt, dann ist der New Yorker ja bekannter Weise dessen Sohn. Und wenn ich das richtig verstanden habe, liegt dem doch gewissermaßen das Wiedererwecken von Toten im Blut. Trotzdem: Welcher Vatermörder hat ihn denn nun auf dem Gewissen, den Hip Hop? Jay-Z kanns ja nun nicht mehr sein: Getreu dem Bergpredigt-Zitat "Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen" ist Nas nicht nur frisch auf Jiggas Label gesignt, sondern lädt den ehemaligen Erzfeind gar als Featuregast zu "Black Republican" ein. Dieses lyrische Armdrücken gewinnt Nas zwar, allerdings bin ich da zugegebenermaßen voreingenommen.
Der Mörder ist - Achtung - auch nicht der Gärtner oder gar der Butler, sondern der Kommerz. Heilige Scheiße, Nas! Ist dir das wirklich ganz alleine eingefallen? Den allseits bekannten Fakt, dass Kommerzialisierung für den Arsch ist, allerdings medien- und natürlich auch verkaufsträchtig auszuschlachten, ist hingegen schon fast wieder brillant.
Entweder verarscht sich der Mann selbst oder seine Hörer. Der Titeltrack des Albums geht mit einem Gitarrenriff allerdings trotzdem ordentlichst nach vorne. Da auch über Queensbridges brennenden Mülltonnen die Nahrung heißer gebrutzelt als gegessen wird, lautet das ungemein beruhigende Fazit, dass Hip Hop noch gar nicht tot, sondern nur leicht komatös sei. Beeindruckend, dieser Scharfsinn.
Zumal einige Entscheidungen des Rappers schon, gelinde gesagt, ungewöhnlich anmuten. Sich zu beschweren, im modernen Rap klinge alles gleich, und sich dann stinklangweilige Beats von Kanye West basteln zu lassen, macht irgendwie wenig Sinn. Auch der Rappart des gehypten Produzenten ist ungefähr so spannend wie Nordic Walking ohne Skier im sommerlichen Holland. The Game schneidet da deutlich besser ab. Zumal er schlau genug ist, Nas für dessen Meisterwerk "Illmatic" ordentlich den Allerwertesten zu küssen.
Von diesem Level ist Nas' Gesamt-Output allerdings ein gutes Stück entfernt. Ein Jammer, aber mal wieder ist es die stellenweise unterirdische Beatauswahl, die sein Album unnötig herunter zieht. Obwohl selbst ein großer Nas-Fan würde ich jedem, der dem New Yorker den beschissensten Musikgeschmack der Eastcoast unterstellt, widerspruchslos zustimmen. Lieber nach "Hope" einen zweiten A-capella-Track als diese unfassbar anspruchslosen Instrumentals von "Still Dreaming" oder "Hold Down The Block".
Wenn es einen Gott gibt, und er liebt mich, dann möge er diesem Bombenrapper doch bitte endlich einen Bombenproduzenten an die Seite stellen. Wenn Noahs Geschichte stimmt, tritt jedes gottgeschaffene Wesen immer paarweise auf. Bei Gang Starr klappt es doch auch. Aber eigentlich gibt es aber keinen Grund, sich zu beschweren: Hip Hop war nie tot, und sogar dieses Album hat genug zu bieten, um den Puls oben zu halten. Gott sei Dank.
85 Kommentare
So, jetzt bin ich aber aktuell, auch wenn ich selbst noch 4 Tage warten muss.
Danke für den Tip mit Chamillionaire nochmal, das Album ist Killer!
Nas muss ich mir mal anhören. Habe mich noch nicht allzu viel mit ihm beschäftigt.
Soll ja laut einigen Bekannten nicht so gut geworden sein, ich werde aber auf jeden Fall reinhören. Nas ist halt Nas, das muss einfach sein...
ich versteh nicht wieso laut.de Hold down the Block nicht würdigt...der track is von Mark Batson und meiner Meinung nach einer der besten auf dem Album. Kapiert das jemand, ich mein " I gotta use my Imagination, to change the Situation" - "Its beef week, monday murder, to n***** dead tuesday, wednesday and thursday is Hurtsday, friday somebody gotta dieday, saturday(...),cuz sundy back to gunplay
Blunts ashes is auch nich schlecht. das lied kann einem zum nachdenken bringen trotz wenig rap.
"When Flo from the Supremes died, Diana Ross cried,
Many people said that she was laughing inside ."
HURENSOHN MAN DAS ALBUM IST VOLL GEIL
HIP HOP IS DEAD ALTER HRNSOHN REZENSENT 3/5 FÍCK DICH
gerade besorgt, tritt arsch