Porträt

laut.de-Biographie

Neneh Cherry

Auch wenn sie in den Köpfen der Menschen auf ewig in überdimensionierten Turnschuhen und Hausfrauenkleidchen auf der Bühne steht, braucht sich die Stieftochter des Weltmusikers Don Cherry mit ihrem Stilmischmasch aus Jazz-Space-Triphop-Pop hinter Portishead und Tricky nicht zu verstecken. Weitere musikalische Anverwandte sind ihr Halbbruder Eagle-Eye Cherry, ihre Halbschwester Titiyo und ihr Stiefsohn Marlon Roudette der Mitglied der Musikgruppe Mattafix ist.

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Neneh Mariann Cherry, wie die schwedische Sängerin mit vollem Namen heißt, treibt kaum eigenen Personenkult. Sie ist die Bescheidenheit und Bodenständigkeit in Person und sich auch für Rocknächte auf der Lorelei, wo sie sich 1997 mit den Simple Minds, INXS und Cheryl Crow die Klinke in die Hand gibt, nicht zu schade. Bisweilen trifft man sie sogar auf bescheidenen Zeltfestivals.

Mit ihrer ersten Band The Cherries verschreibt sie sich dem Punkrock. Mit einem Protestsong gegen den Falklandkrieg beginnt sie jedoch schnell ihre Solokarriere. Als Produzent steht Neneh Cherry ihr Mann Cameron McVey zur Seite, der auch Massive Attack und Portishead Alben produzierte. Mit Songs wie "Buffalo Stance" und "Manchild" hat Neneh Cherry bereits auf ihrem Debüt "Raw Like Sushi" einige Klassiker auf Lager.

Für die AIDS-Benefiz-Compilation "Red, Hot & Blue" landet sie 1990 mit "I've Got You Under My Skin" einen Hit, der unter die Haut geht. Mit den Singles "Woman" und "7 Seconds", ein Duett mit Youssou N'Dour, startet sie 1996 wieder durch. Doch ihr drittes und erfolgreichstes Album "Man" soll leider auch ihr vorerst letztes sein. Als sie ihre Solokarriere beendet, sind nicht nur Fans verblüfft.

Erst zehn Jahre später kehrt die Mutter des Trip Hops ganz bescheiden in einer Band namens cirKus wieder zurück. In Interviews sagt sie: "Ich hatte schon länger wieder den Drang, in die Musikszene zurückzukehren, aber nur als Teil einer Band, so wie am Anfang meiner Karriere mit den Slits und Rip Rig & Panic, um nicht wieder in dieses Star-Ding reingezogen zu werden. Es kam einfach zur richtigen Zeit."

Diesem Gedanken bleibt sie auch treu, als sie zum Erstaunen vieler im Sommer 2012 mit The Thing das Free Jazz-Album "The Cherry Thing" veröffentlicht. Ihre drei schwedischen Mitmusiker sind glühende Anhänger ihres Stiefvaters, benannten sich einst nach einem Song von ihm.

Vom Jazz-Ausflug angespornt folgt 2014 tatsächlich das kaum noch für möglich gehaltene Solo-Comeback der Sängerin. Erstmals seit 1996 bringt sie mit "Blank Project" einen Longplayer unter eigenem Namen heraus. Ihrer mittlerweile kompromisslosen Einstellung zur Musik bleibt sie dabei treu, setzt aber bei der Umsetzung mit Mithilfe von Four Tet und RocketNumberNine auf spröde Elektronik. In eine ähnliche Kerbe schlägt ein Gastauftritt mit Jamie XX bei den Avalanches 2020.

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Von ihren Anfängen im Punk, über Trip Hop und Radio-Soul, bis hin zum Free Jazz - kein Genre scheint vor der Sängerin sicher. Im Gegensatz zu anderen Damen, die zeitgleich mit ihr groß wurden, blieb Neneh Cherry stehts am Boden. Zur Diva hat es nie gereicht. Dazu ist sie zu sehr Vollblutmusikerin ohne Rücksicht auf Schranken und Schubladen.

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