laut.de-Kritik
Auch ein Weihnachtsalbum darf Charakter zeigen.
Review von Janne StoltzeBraucht es wirklich eine weitere Version von "Have Yourself A Merry Little Christmas", geschweige denn von "Santa Baby"? Die No Angels sagen ja und liefern ein modernes Christmas-Pop-Album voller Klassiker wie "Santa Claus Is Comin' To Town" und Amy Grants zeitlosem "Grown Up Christmas List".
Beim Durchskippen der 15 Songs vernimmt man glorreiche, manchmal jazzige Bläser, organische Drums, kitschige Melodien und ein Sound, der auf wundersame Weise alles glitzern lässt. Der typisch moderne Weihnachtsspirit eben - wer noch Hoffnung hatte, dass die Frauengruppe die Klassiker innovativ umsetzt, wird letztendlich enttäuscht.
"Santa Claus Is Comin' To Town" wurde in Bruce Springsteens Version schon nicht besser, die No Angels erinnern mit ihrer Interpretation an Mariah Carey, die ihr Weihnachtsalbum vor über 30 Jahren rausbrachte. Im Vergleich zur Pop-Ikone klingen die No Angels jedoch ein wenig zu artifiziell. Vermutlich weil das Album in einem hochmodernen Studio aufgenommen wurde. Irgendwie erinnert der perfektionierte Sound, der sich durch die gesamte LP zieht, an überfüllte, mit schräger Plastik-Deko zugestopfte Einkaufszentren voller gestresster Mütter, die Last-Minute Geschenke einkaufen. Jedes Jahr nimmt man sich vor, sich besser auf die Feiertage vorzubereiten, nur um dann doch nichts zu ändern. Genau so fühlt sich dieses Album an.
Gott sei Dank finden sich hier auch zwei eigene, mehr oder weniger neue Christmas-Songs. In der Christmas-Version ihrer recht neuen Single "I Still Believe" geht es um Hoffnung und Nächstenliebe - ein Thema, das gerade zur Weihnachtszeit gern aufgegriffen wird. "Ich wünsche mir, dass der Song die Menschen tröstet, ihnen Kraft gibt und sie sich verstanden fühlen", sagte Bandkollegin Nadja Benaissa. Ein schönes, wichtiges Anliegen, und obwohl der Song etwas kitschig plakativ wirkt, erfüllte "I Still Believe" als Hymne für den diesjährigen RTL-Spendenmarathon seinen Zweck.
Der ebenfalls eigens komponierte Song "It's Christmas" klingt wie jeder X-beliebige Weihnachtstrack, und das ist er auch. Zum Beweis sei eine Zeile aus dem Refrain zitiert: "Tell the World it's Christmas, 'cause it's Christmas, the most beautiful time of the year." Egal wie lange ich suche, ich finde nichts Bereicherndes an diesem Song.
No Angels geben ihren Teil zum bereits übervollen Meer aus Weihnachtsalben und -Songs dazu, stechen damit aber nicht heraus. Weder durch die Songauswahl, noch durch die klangliche Produktion. Weihnachtslieder dürfen gerne von modernen Pop-Einflüssen geprägt sein wie beispielsweise "Everyday Is Christmas" von Sia, oder "Christmas Kisses" von Ariana Grande. Aber wer ein Christmas-Album produziert, mit Songs, die schon Hunderte Male gecovert wurden, und dabei kein Fünkchen eigenen Charakter mit einbringt, der hätte es auch lassen können.


2 Kommentare mit 4 Antworten
auch noch voll
Die No Angels könnten ein Heavy Metal-Album produzieren und laut.de würde dennoch niemals mehr als 2 Sterne geben. Auf Basis von "Durchskippen" Rezensionen zu verfassen, liebe Janne Stoltze, ist recht unprofessionell.
Andererseits, es sind die No Angels, da gab es nie etwas, was mehr als zwei Sterne rechtfertigt.
Ich glaube fest daran, dass eine No Angels-Hardcore-Collabo mit Turnstile ne 4/5 sein könnte.
Schreib Du mal lieber weiter an dieser Daniel Dingsda Rezession... Wie hieß er noch?
Ich glaube nicht fest daran, dass die No Angels Metal-tüchtig werden. Dann passiert es auch nicht.