laut.de-Kritik
Diesen Beats fehlt es an Wumms und Raffinesse.
Review von Alexander AustelSeine Vision, mit 30 Lenzen Drehbücher zu schreiben und dem Rapgame den Rücken zu kehren, ging nicht so recht auf. Ein Übermaß an Arbeit gilt aber definitiv nicht als Ausrede. Zeitgleich mit dem Amtsbeginn Obamas trennte sich Trice von Shady Records, ein Jahr später erschien eine schläfrige Neuauflage alter Songs ("Special Reserve"). Nun bringt er also sechs Jahre nach der zweiten Runde seinen dritten Soloauftritt in die Musikgeschäfte, vertrieben durch sein eigenes Label Black Market.
Was bei seinem fulminanten Auftakt staunen machte, reicht jetzt gerade noch für ein Gähnen: Die Produzenten-Liste. Ein mittelmäßiger Dre-Beat schmückt "Bottoms Up/Intro", und ein etwas besserer, aber auch nicht an vergangene Zeiten anknüpfender Eminem-Tune dient "Going No Where" als musikalische Grundlage. "It's still Trice and Mathers all that matters". Falsch. Wir schreiben das Jahr 2012, nicht 2003.
Die Beat-Schmiede von NoSpeakerz gibt hier den Ton an. Sie klingt aber nie richtig zwingend, zuweilen gar langweilig. Allen voran "Spill My Drink", dem jeglicher Biss fehlt. "Spend The Day" wartet mit synthetisch-langsam tropfenden Kopfnicker-Material auf, das eine melodische Linie aufpoliert. Doch schon nach den ersten Sekunden säuselt Skoney nach nervigster R'n'B-Hook irgendwas von "don't care about the money" und zieht die Nummer auf ein belangloses Maß an Austauschbarkeit herunter.
Prominente Unterstützung erhält der Detroiter vom einstigen Ziehvater und Labelboss Em und Boombap-Thronanwärter Statik Selektah. "Richard" klingt frech und fresh, wenn auch etwas überladen. Das fiese kleine Weißbrot spuckt wieder mal Gift und Galle und lässt keinen Grashalm neben dem anderen stehen. Bei all dem Bemühen und einem wirklich gelungenen ersten Part bekommt O. Trice die Leviten gelesen.
Was hierzulande Fler & Silla zelebrieren, das jubelt der Mann aus der Motown in die Höhe: Gucci hier, "my Louis V hat" da. Kompensiert man jetzt kleiner ausgefallene Körperteile mit Klamotten statt mit überteuerten Karren und einer Armada von großbrüstigen Ladys in Musikvideos? Fürchterlich. Ganz nebenbei markiert "Petty" einen weiteren produzierten Tiefpunkt.
Ein sattes Piano und ein grummelnder Bass graben eine metertiefe Flussrinne, in die Obie seinen Flow hinunterjagt: "Hell Yea". Ähnlich wie bei "Battle Cry" wackelt die Birne wie eine überreife Frucht im Wind. Unterm Strich reicht das aber nicht aus, um einen wirklich zufriedenen Hörer zurückzulassen. Den staubig an das ehemalige Shady/Aftermath-Imperium erinnernden Beats fehlt es einfach an Wumms und einer gewissen Raffinesse.
2 Kommentare
das album ist gut!
Die Beats sind in der Tat ziemlich schwach auf der Brust. Klingt alles ein wenig kraftlos.