laut.de-Kritik
Auf dem Kreuzfahrtschiff versiegt die Lebenslust nie.
Review von Dominik Lippe"Wir sagen danke schön, 40 Jahre Die Flippers. Und, dass wir heute wieder hier sind, das verdanken wir nur euch!", erschallte es im Sommer 2022 immer dann, wenn die berühmt-berüchtigte "Layla" für einen Moment lang ruhte. Ein Remix von DJ Herzbeat ließ den fast 15 Jahre alten Song in Biergärten und am Ballermann, auf Kaffee- wie auf Klassenfahrten viral gehen. Dabei hatte sich das Trio bereits 2011 getrennt und Olaf Malolepski als letzten singenden Flipper auf der Bühne zurückgelassen. Er nutzt die Aufmerksamkeit für die goldveredelte Single, um sein Soloalbum "Dankeschön" anzuschieben.
Bevor er die Neuaufnahme der Mitmach-Hymne anstimmt, lässt sich Olaf der Flipper zum bewährten Schiffschaukel-Sound in "Das Beste Kommt Zum Schluss" von der Liebe leiten. "Nach jedem guten Essen, da folgt noch ein Dessert, weil's ohne süße Krönung nur halb so lecker wär'", singt er keck und treibt die Metaphorik in die erwartbare Richtung: "So ist's auch in der Liebe. Am Anfang steht ein Blick. Und nach dem ersten Kuss, ist noch lang' nicht Schluss. Irgendwann gibt's kein Zurück." Den naheliegenden Reim auf "Blick" lässt er liegen, ganz wie es Sachkundige von "Zehn Nackte Friseusen" kennen.
Mit vielen seiner Schlager-Kollegen teilt Malolepski die Strategie, die eigene Tochter zur Duett- und Tournee-Begleitung heranzuziehen. Joelina Drews sang unlängst auf dem Abschiedsalbum des Königs von Mallorca. Michelle und Matthias Reim blicken stolz auf Abkömmling Marie Reim. Und Daniela Alfinito setzt die Schreckensherrschaft der Amigos fort. "Hast du der Sonne die Strahlen geklaut?", neckt Olaf der Flipper seine Juniorin in "Solo Soleil". Lebensfroh und zuversichtlich packt Pia Malo mit ihrem Vater die Koffer, um "mit Wind in den Haaren nach Süden" zu fahren.
Die Leidenschaft für ferne Länder gehört zu den Hauptthemen des Ex-Flippers. Pünktlich zur "Boarding Time" findet er sich mit "Flugbegleiter" Amor am Gate ein. Wie ein taub-blinder Passagier an Bord der Schlagerpiloten besingt er den Ausbruch aus der "Routine", um "Urlaub für die Seele" zu genießen ("Penthouse Im Siebten Himmel"). "Da Wo Am Meer Getanzt Wird", fühlt er sich wohl. Olaf der Flipper tanzt Sirtaki in Griechenland ("Der Himmel Fängt Auf Kreta An"), bewundert den Sternenhimmel über Spanien ("Viva La Vida Olé") und kostet den "Sommerwind" auf einer "Insel tief im Ozean" aus.
Statt ölverschmiert ächzend wie in Rammsteins "Reise Reise" skandiert bei Malolepski ein Männerchor frohgemut "Leinen Los"! Wer den Ozean nur vom Deck eines Kreuzfahrtschiffes kennt, romantisiert das Leben auf hoher See: "Mit dem Schiff durch sieben Meere. Das Leben leicht." Dem verweichlichten Eindruck tritt er in "Windjammer" entgegen. Für das Shanty verpasst er seiner Stimme einen raubeinigen Anstrich und versammelt alle erdenklichen Freibeuter-Floskeln ("Klabautermann", "Galionsfigur", "Seemannsgarn"). Waschechter "Pro7-Core" wie Kay Schier es einmal so treffend formuliert hat.
Neben seinem Seemannslied à la Santiano fallen noch zwei weitere Stücke aus dem Rahmen. "Dolce Vita" wendet sich vom stetigen Fernweh ab, um an die kleinen Freuden in der eigenen Nachbarschaft zu erinnern: "Das Schöne kann so einfach sein!" Und das schon unangenehm betitelte "Die Guten Alten Zeiten" verklärt mit "Rock'n'Roll im Blut" die Vergangenheit, als Olaf der Flipper noch Elvis Presley und die Rolling Stones hörte und spiele. Eben richtige Musik, wie die Amigos sie auch mit ihrem Truck Stop-Loblied "James Dean" auf ihrem jüngsten "Best Of" besangen.
Im Gegensatz zu den lebendig mumifizierten Schlager-Schreckgestalten wirkt der Erfolg des ehemaligen Flippers-Frontmanns wenigstens einigermaßen nachvollziehbar. Offensiv optimistisch besingt er die nie versiegende Lebenslust in "Mit Siebenundsiebzig" oder "Die Sehnsucht Bleibt Ein Leben Lang". Und so mag "Dankeschön" musikalisch so wenig feinsinnig wie nur möglich konzipiert sein, von der lebensbejahenden Grundeinstellung kann es in der beige gekleideten Verzagtheit Deutschlands im Grunde nie genug geben: "Es ist mein Leben und es ist toll!"
12 Kommentare mit einer Antwort
Deutscher Tyler the Creator.
Dankeschön für das Penthouse im Siebten Himmel. So muss man erst mal das deutsche Rentensystem plündern. Mehr Gangsta als die ganze D-Rap-Szene zusammen. XD
Mehr gefickt wie er gepisst hat.
Nach dieser Platte ist davon auszugehen, dass Olaf auf Platz 1 der Mädchennamen 2023 landet. 5/5.
5/5 die Doubletime-Passagen sind heftig
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.