laut.de-Kritik

Aufwühlend wie ein Serientod in der Lindenstraße.

Review von

Pünktlich zum 25-jährigen Bandjubiläum lassen Oomph! wie erwartet die Korken knallen. Doch statt mit einem halbgaren Greatest Hits-Paket oder einer auf die Schnelle zusammengeschusterten Live-Scheibe beschenken die Herren Goi, Crap und Flux sich selbst und ihre Fans mit einem brandneuen Studioalbum. Allein das verdient schon Respekt. Hut ab!

Kommen wir aber zum Inhalt des mit reichlich Glitterpapier umwickelten Präsents: Auf der "Packung" steht "XXV". Nicht sonderlich einfallsreich, aber ohne Frage treffend. Stecken vielleicht sogar 25 (!) Songs drin? Nein, nicht ganz. Die, die von oomph!schen Klanglandschaften gar nicht genug bekommen, dürfen sich "lediglich" über 14 neue Drei– und Vierminüter ihrer Helden freuen. Nun, es gibt sicherlich dürftigere Geburtstagsgeschenke.

Ergo: Alles gut, kein Grund, sich zu beklagen – schon gar nicht, wenn man sich als Fan der Band bezeichnet. Der bekommt auf "XXV" nämlich alles geboten, das das pochende Oomph!-Jünger-Herz begehrt. Sprich: einen voluminös produzierten Mix aus Industrial, Metal und Pop, angereichert mit deutschsprachiger Die-Welt-ist-schön-aber-irgendwie-auch-scheiße-Phrasen-Lyrik.

Ich bin kein Fan. Noch nie gewesen. Ich bin aber auch kein Oomph!-Hater, von denen es hierzulande mindestens genauso viele gibt, wie die Band leidenschaftliche Anhänger zählt. Mir erschien das, einmal abgesehen vom grottigen Vorgänger, bisher Gebotene nie dünn genug, um ordentlich draufzukloppen, aber auch nie fett genug, um Freudentänze aufzuführen. Oomph! waren immer Oomph! für mich: eine vermeintlich polarisierende Dreimann-Kapelle mit der Fan-Lobby eines nationalen Super-Acts, aber dem künstlerischen Nährwert einer Allerweltscombo. Daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.

Schlussendlich sitz' ich nach dem Hörgenuss von "XXV" wieder einmal nur gähnend vor der heimischen Anlage und frage mich: Was hat diese Formation in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten eigentlich so groß werden lassen?

Ist es das mit reichlich Schmackes unterlegte musikalische Grundgerüst? Sorgt etwa der Mix aus stoisch ratternden NDH-Gitarrenriffs, Effekten aus der Elektro-Retorte und immer wieder aus allen Lagen feuernden Synthie-Salven für ausverkaufte Häuser und ausgelegte rote Teppiche ("Der Retter", "Mary Bell", "Fleisch Und Fell")? Oder sind es die ab und zu bewusst gepinselten Pop- und Schlager-Tupfer, die der Band hierzulande nahezu alle Türen öffnen ("Alles Aus Liebe", "Als Wärs Das Letzte Mal", "Jede Reise")?

Vielleicht vergießt die Oomph!-Gemeinde aber auch Freudentränen, wenn Sänger Dero sein tiefes Timbre der Finsternis zur Verfügung stellt? Mich packen derartige 08/15-Düster-Säuseleien ("Leis Ganz Leis") aber irgendwie so gar nicht. Da steckt weder eine besondere Tiefe noch irgendeine Form von musikalischer Atmosphäre drin. Das ist schlichtweg platt und hinterlässt in etwa so viele aufwühlende Gedanken wie ein Serientod in der Lindenstraße.

Mich hauen auch Textzeilen der Marke "Eine Tür geht zu. Eine Tür geht auf. So ist nun mal der Lauf" ("Jede Reise Hat Ein Ende") oder "Tick Tack, Tick Tack, die Zeit läuft ab" ("Tick Tack") nicht aus den Socken. Das ist Poesie von Schrumpfköpfen, kleingeistiges Phrasengedresche, das zum einen Ohr rein-, und zum anderen wieder rausgeht – zumindest bei mir.

Aber ich stehe, wie gesagt, genau dazwischen. Ich habe weiß Gott schon Schlimmeres gehört. Ich habe aber auch jede Menge ähnlich gestrickte Musik daheim im Schrank stehen, die das hier Gehörte spielend leicht in die Tasche steckt. Sollen Oomph! also ruhig kräftig weiter feiern. Auf die nächsten 25 Jahre. Ich lass' mich aber lieber zu anderen Geburtstagen einladen. Nichts für ungut.

Trackliste

  1. 1. Dein Retter
  2. 2. Alles Aus Liebe
  3. 3. Jetzt Oder Nie
  4. 4. Als Wärs Das Letzte Mal
  5. 5. Mary Bell
  6. 6. Jede Reise Hat Ein Ende
  7. 7. Unter Diesem Mond
  8. 8. All Deine Wunden
  9. 9. Fleisch Und Fell
  10. 10. Tick Tack
  11. 11. Nicht Von Dieser Welt
  12. 12. Spieler
  13. 13. Zielscheibe
  14. 14. Leis Ganz Leis

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19 Kommentare mit 64 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Wer ist denn, abgesehen von Rammstein, mit "ähnlich gestrickte Musik daheim im Schrank stehen, die das hier Gehörte spielend leicht in die Tasche steckt" gemeint? Empfehlungen wären ganz nett, denn in dem Genre kamen zuletzt mit Schwarzer Engel und nun Oomph! wieder zu viel Schrott.

    • Vor 9 Jahren

      Mir auch ein Rätsel. Eisbrecher? Stahlmann? Ostfront? Megaherz? Ein Genre für die Tonne. Obwohl Wesselsky nehm ich raus. Der ist immerhin Pokemon-Rapper und daher unhatebar!

    • Vor 9 Jahren

      Totgeburt? Schwanzprothese?

    • Vor 9 Jahren

      Schwanzprothese ist ein Satire-Projekt. Die nehmen dieses ganze NDH-Dingen doch nur auf die Schippe. Und diese pickelige Schülerband namens Totgeburt war von vornherein zum Scheitern verurteilt.

    • Vor 9 Jahren

      Grade Schwarzer Engel ist doch oberpeinlich und Oomph! nur noch ein Schatten ihrer selbst..

    • Vor 9 Jahren

      Weissglut waren gut, aber die kennt wahrscheinlich niemand mehr. Die liefen unter NDH, waren aber auch sehr von Gothic-Metal beeinflusst. Nach den Alben "Etwas kommt in deine Welt" und "Zeichen" war schon Schluß.

    • Vor 9 Jahren

      .. und leider war ein Herr Klumb der Sänger ;) Aber das interessiert ja nicht.

    • Vor 9 Jahren

      Ps: Schluss war danach nicht, die Band hat dann ohne Klumb als "Silber" weitergemacht.

    • Vor 9 Jahren

      Man sollte immer die Musik bewerten, bei den Rappern wird das ja auch so gemacht, egal welche zweifelhaften Texte sie heraushauen. ;-) Aber bei Weissglut gab es einen Sängerwechsel zu Tom von Köngelen - von der Band gewollt. Ob das gut war, will ich nicht beurteilen, musikalisch konnten sie das Niveau aber halten. ;-) Silber war auch nicht schlecht aber dann schnell beendet.

    • Vor 9 Jahren

      Sowas kann auch nur von einem kommen, der von Rap keine Ahnung hat und es nur vom Höhrensagen kennt.
      Ich persönlich möchte rechtsgerichtete Spinner nicht unterstützen. Kann natürlich jeder halten wie er will.

    • Vor 9 Jahren

      Und ich will keine Rapper unterstützen, die jemanden prügeln und stechen wollen. Die Texte habe ich selbst gehört, also das ist nicht nur Hörensagen.

    • Vor 9 Jahren

      Ich kann dir ja nicht verübeln das du von Battlerap keine Ahnung hast, aber dann bringt es halt auch nichts da böse mit dem Zeigefinger zu winken.
      Ist halt das typische Mimimimi aber Rapper sind viel böser mimimimi.

    • Vor 9 Jahren

      weis auch gar nicht, was gegen eine zünftige prügelei einzuwenden ist. wie cool das sein kann, zeigte uns schon russel crowe

    • Vor 9 Jahren

      Oh ja, Prügel um die Welt :D

    • Vor 9 Jahren

      Wenn du Battlerap als eine technische Variante des Rap siehst und die Texte entsprechend einordnen kannst, ist doch alles in Ordnung. Genau so sehe ich die musikalische Leistung von Klumb.

    • Vor 9 Jahren

      Anscheinend schaffst du schäbiger Lump das nicht ;)

    • Vor 9 Jahren

      @molten: jetzt habt ihr vor mit gepostet, hatte meinen browser nicht aktualisiert. ja, prügelei ist ja noch lustig aber zeilen wie "ich hau dir eine rein und geb dir einen stich" passt irgendwie nicht zu westeuropa. (messerstecherei)

    • Vor 9 Jahren

      Jetzt hör mal auf dich weiter lächerlich zu machen.

    • Vor 9 Jahren

      wie jetzt molten oder ich? naja, hört die musik die ihr hören wollt. ihr seid ja intellent genug. ;-)

    • Vor 9 Jahren

      Da sich Molten nicht lächerlich macht gibts ja nicht so viel andere Auswahl...

    • Vor 9 Jahren

      Bei Molten sieht man wenigstens welche Musik er mag, bei dir dagegen gar nichts.... Schlechte Grundlagen für eine weitere Diskussion. Bye bye

    • Vor 9 Jahren

      Ist dir das gar icht peinlich? :D

    • Vor 9 Jahren

      @Gute Nacht: Ich weiß nicht. Auch wenn Schwanzprotheses erstes Album "Willkommen im Land der Plüschedildos" durchaus satirische Züge hatte (hier sei insbesondere ihre Hit-Single "Genitaler Ausfluss" zu nennen), finde ich doch, dass sie spätestens ab dem zweiten Album durchaus an Reife und Ernsthaftigkeit zugelegt haben. Bezüglich Totgeburt geb ich dir allerdings recht.

    • Vor 9 Jahren

      Ich mein Totgeburt haben sich ja faktisch noch vor dem Release des ersten Albums aufgelöst.

      Und zu Schwanzprothese: Ok, die haben schon ihre Berechtigung. Hab gehört, dass die ja wohl auch als Vorband von Laibach in Nordkorea auftreten sollen. Kim Jong Un gilt ja als großer Anhänger von SP...

    • Vor 9 Jahren

      Also kommen wir letztlich dabei raus, dass die NDH ein Klärbecken für allerhand Abflüsse bzw. Abfälle ist? Dann bleibt's halt bei Rammstein. Hat mich nur interessiert, welche Bands der Rezensent hier wohl meint, aber das weiß er wohl selbst nicht so genau. Kennt jemand noch Leichenwetter? :D

      Ganz "großes" Kino:
      https://www.youtube.com/watch?v=9u7bbmYHMHM

  • Vor 9 Jahren

    Oomph! bringen das phenomänale XXV raus, und eine Nachahmerband muss zwangsläufig gleich mal Restlverwertung betreiben!

  • Vor 7 Jahren

    Alle, die Oomph! haten/dissen, sind nur neidisch auf deren Erfolg...die viiiielen Fans...Groupies... Gutes Aussehen, Dero's geile Stimme u.darauf, daß die Band Musik macht, die sie machen möchte, egal was Kritiker sagen... OOMPH! \m/