laut.de-Kritik
Wer hier eine Best Of erwartet, wird enttäuscht.
Review von Sven KabelitzNoch im Juli 2015 erzählte David Joseph, Chef von Universal in Großbritannien, dem US-Magazin Billbord, er habe alle Demo-Aufnahmen der 2011 verstorbenen Amy Winehouse zerstören lassen. "Es war eine moralische Sache. Es wird niemals passieren, dass jemand Fragmente der Songs verwendet - schließlich gibt es sie nun nicht mehr." Hoffen wir, dass dies nicht nur leere Worte waren und dass es das verzichtbare "Like Smoke"-Demo nur auf Umwege auf den Soundtrack von Asif Kapadias Dokumentarfilm "Amy" schaffte.
Manch einer spricht der Ausnahmesängerin auf Grund ihreres geringen Outputs eine herausragende Rolle ab. Dabei schrieb ihre ebenso begnadete aber bereits von der Nostalgie verklärte Clubkollegin Janis Joplin in ihrer gesamten Karriere gerade einmal so viele Songs wie Amy bereits auf ihrem Debüt "Frank".
Wer hier nun eine Best Of erwartet, das die viel zu kurze Geschichte der Sängerin nachzeichnet, wird enttäuscht. Gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der CD gehört Winehouse. Die andere "Amy"-Hälfte übernimmt der Filmkomponist Antonio Pinto ("Collateral", "Lord Of War"), der bereits bei "Senna" mit Kapadias zusammen arbeitete. Dazu gesellt sich mit Strange Cardos "The Name Of The Wave" ein seltsam fehlplatziertes und aus der Zeit gefallenes William Orbit-Stück.
Ohne in Soundtrack-Klischees zu verfallen, versetzt Pinto die Winehouse-Stücke in eine gedämpfte Atmosphäre. Mit Tracks wie dem von einer Geige getragenen "Poetic Finale" und der Klaverskizze "Amy Lives" bestimmt er den zurückhaltenden Verlauf und die getragene Stimmung des Albums.
Von Amy Winehouse schaffen es gerade einmal "Stronger Than Me", "Tears Dry On Their Own" und das Tony Bennett-Duett "Body And Soul" im Original auf "Amy". Zum Glück, denn die Perlen finden sich abseits. Einer der innerlichsten Momente hat der Score, wenn die Acapella-Aufnahme von "Back To Black" einen Schwenk zur Studioversion vornimmt.
Von den Live-Aufnahmen enttäuscht ausgerechnet das bei Jools Holland mitgeschnittene und etwas arg trantütig vorgetragene "Rehab". Dafür zeigen das eindringliche und nur zur Gitarre vorgetragene "Love Is A Losing Game", das zurückgelehnte "Valerie" und das dämmrig angejazzte "What Is It About Men", welche stimmliche Präsenz und Eleganz Winehouse in ihren glanzvollen Momenten ausstrahlte.
1 Kommentar mit einer Antwort
Der Film ist ok, leider mit extremen Fokus auf Ihr Leiden und Bedrängung von den Medien. Man sieht sie zu Grunde gehen (und ihr Hurensohn-Vater forciert das auch noch..).
Sehr traurig.
Dennoch einige Perlen dabei im Film / Soundtrack.
macht sie das dann eigentlich zu einer hurenenkelin?