laut.de-Kritik
Losgelöst von Zeiten und Zeitgeist.
Review von David HilzendegenMan muss sich manchmal doch sehr wundern. Wer auch immer auf die Idee kam, die Promo-Exemplare des neusten PUTS-Ergusses mit 15 einminütigen Kastraten an die Rezensenten der Republik zu schicken, ihm oder ihr ist wohl nicht mehr zu helfen.
Einem speziellen Streamingangebot mit unzureichender Tonqualität sei Dank, dass an dieser Stelle überhaupt eine Kritik stattfindet. Bezeichnenderweise sollen trotz dieser Schikane erwartungsgemäß bereits vor der offiziellen Veröffentlichung Raubkopien im Internet gesichtet worden sein.
Ärgerlich ist in diesem Zusammenhang außerdem, dass der Platte laut Promotext ein Comic beiliegt – als Kaufanreiz quasi. Auch dieser fiel offensichtlich der Kastration zum Opfer und glänzt höchstens durch Abwesenheit. Zum Glück beschränkt sich diese Häufung von Unzulänglichkeiten auf das Drumherum und schlägt nicht auf die musikalische Ebene durch.
Wie der Titel in Anlehnung an die legendären Run DMC bereits erahnen lässt, bleiben sich People Under The Stairs auch zehn Jahre nach Veröffentlichung ihres Debüts treu. Geradlinige Oldschool-Beats statt überproduzierte Tanzflächenfüller, Samplebasis statt Plastikpop. Dazu gehören die gecoverten Zeilen aus ODBs "Shimmy Shimmy Ya" auf "Party Enemy No. 1" ebenso wie die 2Pac-Reminiszenz in "California".
Es beginnt mit der bereits vor ein paar Wochen veröffentlichten Single "Step Bacc", die bei Licht betrachtet wie eine alternative und vor allem schnellere Version des Pharcyde-Klassikers "Runnin'" klingt, bei mehrmaligen Hören jedoch partout nicht aufhört, zu wachsen. Ein lebhafter Rhythmus, Scratches, wo sie hingehören, dazu ein einfacher Gitarrenloop und zwei Könner am Mikrofon – die Geamtkomposition passt und zieht sich ohne Schnörkel auch durch das gesamte Album.
Das wird heutigen Hip Hop-Fans ebenso gefallen, wie es Gestrige begeistert. Straighte Raps, meilenweit von Allerwelts-Attitüden und -Plattitüden entfernt ("Fuck drug dealers, I got addicts in my family"), ohne auf Albenlänge im Befehlston aufzuklären, wie Hip Hop sein müsse - und die sich vor allen Dingen nicht zu schade sind, über den stinknormalen Alltag zu berichten: "You bring the beef and i bring the crew – oh shit, another barbecue..."
Die passenden Samstag-Nachmittags-Beats bringen sie auch gleich mit, um direkt danach mit "The Ultimate 144" tief in die frühen 80er des Raps einzutauchen. Selbstverständlich geht es auch ernster: "A Baby" erzählt vor einem aufgewühlten Beat von der Angst Thes Ones vor einer ungewollten Schwangerschaft seiner Frau.
People Under The Stairs werden auch mit Fun DMC nicht aus der gestaltlosen Masse des Undergrounds heraustreten. Dafür bleibt ihr Output allerdings ebenso zeitlos und bodenständig wie losgelöst von Trends und Strömungen. Und das ist in einer Zeit, in der Produzenten wie Timbaland Maßstäbe setzen, mehr als nur ein angenehmes Nebengeräusch.
6 Kommentare
schön schön. werd da dringend noch reinhören müssen, ist schon festvorgenommen.
kommen auch noch reviews zu Murs, Madlib und Heltah, wenns soweit ist?
Wieso soll man sich heute noch über Skit-CDs aufregen, v.a. weil die ersten fünf Lieder doch in voller Länger vorliegen? Mir reicht das zum Rezensieren und wenn dadurch ein falscher Eindruck entsteht, kann das immer noch dem Promoter vorgeworfen werden.
Außerdem wird das ja den endgültigen Leser kaum interessieren...
Ansonsten stimme ich ziemlich mit der Review überein, Album ist gut, entspannt und eine angenehme Abwechslung zum Charts-Unsinn.
Hier (http://www.worldofhiphop.de/musik/hiphopra…) gibt's auch noch ne andere Review.
Madlib gibt's hier (http://www.worldofhiphop.de/musik/hiphopra…) auch schon.
Edit: Natürlich nicht Murs, sondern Madlib
@Wombaz («
kommen auch noch reviews zu Murs, Madlib und Heltah, wenns soweit ist? »):
murs hab ich nicht gekriegt.
madlib hat die ex-praktikantin mitgenommen. ich hoffe doch schwer, dass dazu noch was kommt, sonst muss ich mal bei ihr vorbeifahren.
heltah skeltah gehört mir. da sollen die bloß alle die finger weglassen. ist bestellt, aber dauert noch, hieß es.
nachtrag: ich würde niemals eine kastrierte cd besprechen, übrigens. damit man hinterher wieder vorgeworfen bekommt, man habe es sich nicht angehört - und das auch noch mit recht? nee, nee!
Ich bin hingegen über jede CD, die ich erhalte, hocherfreut und mir reicht es oft auch. Teilweise ist es eine echte Zeitersparnis.
Aber es stimmt schon, meist verpasst man einiges dadurch und der Eindruck kann durch durch solche Versionen stark verfälscht werden.
leider viel zu wenig beachtet. naja was solls, solange immerhin 2 der 7 PUTS platten hier rezensiert werden, besser als keine