laut.de-Kritik
Hätte ein astreines Hit-Album werden können ...
Review von Philipp SchiedelSie hätten es machen können, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Auf ihrem grandiosen letzten Album "The New Romance" blitzten nach und nach so viele begnadeten Melodien auf, dass diese Band ohne große Probleme ein astrein melodiöses, aber nicht dummes Hit-an-Hit-Album hätte abliefern können.
Doch sie wollten es anders. "Élan Vital" zeigt eindrucksvoll, dass Pretty Girls Make Graves sich kaum als Hit-Band und schon gar nicht als einfach verstehen. Anstatt mit verständlichem und offenem Liedgut endgültig den Durchbruch zu besiegeln, drehen sie den Spieß um und werfen ihren Fans einen harten Brocken vor die Füße.
Denn trotz der bunten Eistüte auf dem Cover ist "Élan Vital" ist ein unglaublich dunkles und verschlossenes Album geworden, das sich nur in Miniatur-Schritten öffnet. 41 Minuten lang spielen die hübschen Madeln regelrecht mit den Erwartungen und lassen den Hörer am Haken zappeln, ohne ihm wirklich zu sagen, wie sich ihm diese zwölf bombastischen Songs in der undefinierbaren Nische zwischen Punk-Rock, Schraddel-Gitarren und Emo erschließen sollen. Nach Hördurchgang Nummer eins ist nur eins klar: dass hier noch gar nichts klar ist und weitaus mehr drin steckt, als man gerade versteht.
In "Parade" wartet man zum Beispiel geschlagene zweieinhalb Minuten vergeblich darauf, dass der Song nun endlich richtig loslegt. Als das gute Stück dann vorbei ist und nach unendlich vielen Schlagzeugwirbeln immer noch nicht wirklich etwas passiert ist, versteht man endlich, dass es so gemeint ist. Es geht hier nicht um Ausbrüche oder Mitsing-Refrains. Völlige falsche Herangehensweise, mein Junge.
Mit dieser Platte hat sich die Band ein weiteres Mal die absolute Perfektion des Songs auf die Stirn geschrieben und in der Ausführung einen ganz gehörigen Sprung hinzugelegt. "Élan Vital" ist noch differenzierter und noch unnahbarer als "The New Romance". Die fünf Seattler haben es einem noch schwerer gemacht, die Größe ihrer Songs zu finden und zu verstehen.
"The Pictures Of A Night Scene" ist dafür das beste Beispiel. Mit einem Piano-Spannungsaufbau aus dem Lehrbuch wartet man knapp drei Minuten vergebens auf den Höhepunkt - nur um am Schluss zu bemerken, dass man ihn gar nicht vermisst hat. Die Songs der Pretty Girls überraschen und führen oft auf eine falsche Fährte, aber nach einiger Arbeit geben sie immer Preis, wonach man verlangt hat. Irgendein Stückchen, irgendein Happen, den man immer und immer wieder hören will, wie die verspielten Piano-Parts und das dreschende Schlagzeug in "The Number", die herrliche Bridge in "Pyrite Pedestal" oder die Akkordeon-Klänge von "Selling The Wind".
Wieder einmal haben sie es geschafft, ein durchkonstruiertes Meisterwerk der Gitarrenmusik abzuliefern, in dem sich die ganze Schönheit von Andrea Zollos Stimme entfalten kann, und die Band sich als perfektes Begleitorchester präsentiert. "Élan Vital" offenbart zwölf bis ins letzte Detail stimmige Songs. An ihnen ist nichts falsch, und alles fügt sich nach und nach in einen äußerst eigenständigen Gesamtsound ein. Mit dieser Bombast-Platte hat die Band eindrucksvoll bewiesen, was in ihr steckt.
10 Kommentare, davon 2 auf Unterseiten
Trillerpfeifen pfeifen (was auch sonst?), ein Akkordeon (?) schunkelt, eine Trompete flirrt durch das Geschehen und lässt mich an dredgs "el cielo" erinnern und am Ende
bleibt nichts hängen. Dritter Hördurchgang jetzt und jedes Mal, wenn ich im Nachhinein versuche mir ein Lied oder eine Songpassage ins Gedächtnis zu rufen, schreit mir Frau Zollo ein erhitztes "Chemical, Chemical" entgegen. So heftig ist bei mir selten ein Album unter der Übermacht des Vorgängers erstickt.
Kommt da noch was?
mach mir keine angst.
ich wollte dafür geld ausgeben
Abwarten. Bisher hab ich eher das Gefühl, dass das Ding einfach noch was Geduld braucht. Springt einen nicht an. Ich kann ja nichtmal behaupten, dass da irgendwas schlecht dran ist, aber will halt noch nicht so.
Von den Erwartungen freistrampeln und dann Durchgang Nummer vier
und die hier (http://www.amazon.de/exec/obidos/asin/b000…) verdammt nochmal auch.
Ich habs gerade wirklich aufgegeben. Werd einfach nicht warm mit dem neuen Album. Wo ist die Energie? Der Ausbruch? Schade.
hat letztens gezündet, das album ist der hammer, natürlich was ganz anderes, viel besser als der vorgänger, echt! ich habs ja selber auch ewig nicht gemocht, aber sie machen halt nicht mehr die selbe musik, haben ja nen gitarristen verloren und ne keyboarderin bekommen, deswegen wohl der stilwechseln. aber der opener ist der beste song den sie je geschrieben haben. the nocturnal house
geht halt nicht mehr soviel um ausbrüche und energie. energie vielleicht schon, aber nicht so offensichtlich.
und the number ist eh der song des jahres. dieser sound!