laut.de-Kritik
Auf der Suche nach dem Stoff, aus dem das echte Leben ist.
Review von Dominik LippeSpätestens seit seinem Album "Ungerächte Welt" nimmt PTK als kritische Stimme eine relevante Position im hiesigen Hip-Hop-Panoptikum ein. Seine nach wie vor düstere Weltsicht weist zwar Parallelen zu Spax' "Diamanten & Pechstein" auf, doch der Berliner tritt deutlich leidenschaftlicher auf. Statt mit hängendem Kopf setzt er seine Gesellschaftskritik kraftvoll in den Takt. In "Kein Mensch Ist Digital" konzentriert er sich anders als auf dem Vorgänger auf einige Kernanliegen und stellt je Song ein Thema ins Zentrum. Über allem schwebt stets der Menschen verschlingende Kapitalismus.
Im einleitenden "Alles Wegen Geld" beklagt er die Bedeutung des schnöden Mammons, dessen Einfluss auch er ausgeliefert ist: "Keine Freunde in der Industrie, alles nur Strategen. Ich will einfach auf die Bühne, doch muss über Gagen reden. Ich darf nicht zu viel verlangen, mich auch nicht unter Wert verkaufen." Mit seiner Missbilligung des omnipräsenten Themas liegt der Rapper auf einer Wellenlänge mit Kevin Kühnert, der im Zuge seiner Kollektivierungs-Kontroverse ebenfalls bemängelte, dass der Kapitalismus "in viel zu viele Lebensbereiche" vorgedrungen sei.
PTKs ohnehin anders gelagerte Prioritäten verschieben sich im Angesicht persönlicher Schicksalsschläge nur noch weiter: "Statt an Nachfrage und Angebot denke ich jeden Tag mal an den Tod." Solche marktwirtschaftlichen Prinzipien stehen bei der gewinnfixierten Konkurrenz dagegen hoch im Kurs. Sie bewerben einen hemmungslosen Konsumismus, von dem in letzter Konsequenz nur sie selbst profitieren: "Wie viel, die in Villen wohnen und wie viel, die in Müll wühlen? Doch ihr propagiert es und zieht noch mehr Konsumopfer 'raus, denn nur so funktioniert es."
Ohnehin stört ihn die Szene, die nur "noch mehr Futter für den riesen Apparat" liefert. Während Mero und Fero47 die Schulhöfe unter ihre Kontrolle gebracht haben, träumt sich PTK in "HHWMWMM" in die Zeit zurück, als Hip Hop noch Botschaften zu vermitteln hatte. Wann sich diese glorreiche Zeit zugetragen haben soll, bleibt leider offen. Er sieht sich als Außenseiter eines verkommenen Genres: "Die Szene ist ein Kreis und ich seh' mich eher außen." Da kann er es sich neben Zugezogen Maskulin, Ebow, Musa, Neonschwarz, Pöbel MC und Sookee gemütlich machen.
Die überzogene Affinität für "Mode" stellt zweifellos eine Unart dar. Gepuderte Marken à la Gucci und Prada, die in den Videos der aufstrebenden Rap-Generation wuchern, stellen für PTK wenig überraschend nicht gerade den "Stoff, aus dem das echte Leben ist", dar. "Ihr verkörpert den Konsumzwang der Gesellschaft und sonst nichts", knallt er der Konkurrenz vor den Latz, die sich mithilfe ihres Fashion-Fetischismus aufwerten möchte: "Verkleid' dich wie du willst, doch du steckst doch in deiner Haut fest." Konsequent geht dann auch das Instrumental an aktuellen Trends vorbei.
"Ups'N'Downs" ergänzt die melancholische Grundstimmung mit sphärischen enyaesken Hintergrundgesang, womit der Song musikalisch am Kitsch entlangschrammt. "Zwischen Drama und Komödie" verortet er in dem Stück sein Dasein. Dabei fehlt es zumindest seinem lyrischen Ich wie vielen engagierten Linken an Humor. Auf der anderen Seite gelingt es ihm, sich von den politischen Strömungen zu distanzieren, die die Rückkehr zur Nation fordern: "Ihr könnt die Erde in Nationen teilen, ihr könnt Atome spalten, doch warum nie alle zusammen als etwas Großes einen?"
In "Stream Mir Das Lied Vom Tod" fasst er schließlich alle vorangegangenen Themen noch einmal zusammen: Die Absage an Künstlichkeit und Modehörigkeit, Karriere- und Geldstreben, Oberflächlichkeit und die Vergänglichkeit, vor der es auch in der digitalisierten Welt kein Entkommen gibt: "Wie lang leben diese Datenträger? Ja, es bleibt gespeichert für immer überall im Netz. Doch wenn der Strom ausgeht, dann ist alles weg." PTK rückt weiterhin das Gute, Wahre und Schöne in den Mittelpunkt. Für alles andere verbleibt ohnehin keine Zeit: "Wir sind Schatten, die verblassen."
1 Kommentar mit 3 Antworten
Schade about the white guy voice und mediocre rap skills, da die message scheint sympathisch
Eminem got a white guy voice too. What's the matter?
PTKs RapSkills sind schwindelerregend!!!
Und dasser keine Barry White Stimme hat? Drauf geschissen.Darum geht's doch überhaupt nicht.
Die Message kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und ist sowas von true. Ich hole mir deswegen auch sein album.
Eminems Stimme nervt aber auch ziemlich.
Vielleicht nicht die smarteste move dieser dude mit Eminem zu comparen. Seiner rap skills ca. 20 yrs back sind weit above was under jungen freund hier macht