laut.de-Kritik

Dem Scheißsystem die Powerchords entgegenviervierteln!

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Und raus kommen die Wölfe. Ach nein, falsch, das waren ja die Westcoast-Kollegen von Rancid damals, die fast zeitgleich mit Rise Against ein neues Album veröffentlicht haben. Und während sich die Welt im dauerhaften Wandel befindet – allem Anschein nach nicht unbedingt zum Besseren – ist auf die alte US-Punkrocker-Riege Verlass. Denn wie auch schon Tim Armstrong, Lars Fredericksen & Co. treten jetzt auch Tim McIlrath und seine drei Bandkollegen mit einem tadellosen Longplayer an die Front.

Experimente hat man von Rise Against auch keine erwartet – viel mehr spielt das Quartett gekonnt seine Stärken aus: große Refrains, schnelle Strophen, starke Melodien. Und weil die Welt natürlich ein düsterer Ort ist, gibt's auch jede Menge Politik auf'n Kopp geballert. "It's a game/You’ve been played / It's a flock, you're the sheep / It's a pied piper song / That has lulled you to sleep", wir sind alle beschissen worden, eingelullt, sind Scharlatanen aufgesessen, konkret einem spezifischen Scharlatan. Jetzt sind wir mittendrin, im Breakdown, am Ende der Straße.

Dabei wird McIlrath durchaus konkret: "All hail the jester has landed / In flyover country he sings / We're charmed like a snake in a basket / We should be coiled up and ready to spring / Raising a cross just to burn it / The clergy are selling their souls / Clearing a path, ignoring the facts /Intoxicated by the throne", singt er. Man braucht kein abgeschlossenes Studium der Politikwissenschaft um zu erraten, über wen er da singt.

Dem Status Quo werden effektiv die Powerchords entgegenvierviertelt und über Zeiten sinniert, als man Amerika noch für einen Sehnsuchtsort für Auswanderer und nicht für den Nabel der Politkorruption hielt : "Under moonlit skies and surveillance / As we cheer from the stands in the stadiums / On a jumbotron we all sing along to escape / Once we were the lighthouse / To the world's most desperate ships / But what we became was a towering flame / Leading the moth right into it / Now we are waking up to the phone lines cut", singt McIllrath in "Mourning in Amerika" (ja, das schreiben sie wirklich mit k).

Auch musikalisch gibt es nichts zu kritisieren an "Wolves": Der Sound ist glasklar, aber nicht aufpoliert, die Band in energetischer Bestform, die Hooks sitzen, die Drums poltern, die Gitarren füllen den Raum aus und auch ein paar Riffgranaten ("Miracle") schüttelt die Sechs-Saiten-Brigade aus dem Ärmel.

Ein Album aus einem Guss, mit jeder Menge Wut im Bauch, politisch aufgeladen und immens eingängig. Nichts anderes war zu erwarten, Rise Against haben uns nicht enttäuscht.

Trackliste

  1. 1. Wolves
  2. 2. House On Fire
  3. 3. The Violence
  4. 4. Welcome To The Breakdown
  5. 5. Far From Perfect
  6. 6. Bullshit
  7. 7. Politics Of Love
  8. 8. Parts Per Million
  9. 9. Mourning In Amerika
  10. 10. How Many Walls
  11. 11. Miracle

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7 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Ja das schreiben sie mit k. so wie auf appeal to reason schon "collapse (Post-Amerika)".
    Und keine Exprimente? Offbeats wie in Bullshit (inkl. auftritt von Operation Ivy Legende Jesse Michaels) sind schon neu
    4/5 gehen klar, bestes Album seit appeal to reason. das war zwar arg poppig aber son spritziges songwriting erreichen sie erst jetzt wieder.

  • Vor 7 Jahren

    Von 2001 bis 2004 hatte ich eine aussergewöhnlich liebevolle & äusserst intensive Beziehung zu den Jungs; sie sprachen mir aus Geist & Seele und drückten die Gefühle aus, die auch in mir tobten, und bis heute sehe ich die ersten beiden Alben als absolute Meisterwerke des (emotionalen) Hardcore-Punks an. Dann, mit Veröffentlichung des dritten Albums (und ihrem gleichzeitigem Wechsel zum Major-Label Geffen), lebten wir uns auseinander. Wohin war ein Grossteil der Wut, der Verzweiflung, des Revoluzzertums, wohin die Breaks, die fantastischen Stimmungswechsel und Eindringlichkeit verschwunden?
    Laut Gerüchten war ja mit Eintritt bei Geffen die Hälfte ihrer Seelen fällig. Der Rest wurde ihnen dann bei Veröffentlichung von "The Sufferer & the Witness" 2006 entfernt. Im Austausch dafür gab's dann 'nen Haufen $-Bills und scheintote Headliner-Stadion-Tourneen. Würde mich persönlich auch nicht wundern, wenn die zum Verkauf ihrer millionsten Platte erstmal vom Label-Boss auf Schiesssafari nach Südafrika eingeladen wurden.
    Ich kaufe denen schon lange nix mehr ab. Vielen Dank für die schönen vier Jahre, und die Erinnerungen daran. Die Platte werde ich mir nicht anhören, kann mir schon genauestens vorstellen wie sie klingt.

  • Vor 7 Jahren

    Das Album ist erwartbar, gut bis sehr gut. Und vor allem und das haben sie wohl auch den Majors zu verdanken, professionell. Also weg von Profession hin zu professionell, empfinde ich als gesunde Sache.

    Das es „nur“ vier Points wurden und bei Rancid unverständliche fünf, liegt eventuell auch an einem „Branding“ des Autors. Bisschen ausführlicher hätte es sein dürfen. Ok ist nur Rock mit Punk Attitüde, was willst da schon schreiben? Die guten ins Kröpfchen……...

    Gruß Speedi

  • Vor 7 Jahren

    Auf dieses Album habe ich mich echt gefreut. Endlich mal was Neues von der Lieblingsband. Vergleich mit vorherigen Alben mache ich eigentlich eher selten. Auch „Black Market“ fand ich gut.
    Als ich aber nun „Wolfes“ hörte, war ich im ersten Moment zwiegespalten. Einerseits: Jeah - Rise Against... super... klassisch...wie immer...jeah! Anderseits: Eben ein typisch Rise Against. Viel zu oft hat man das Gefühl, die Songs irgendwie schon mal gehört zu haben. Böse Menschen könnten behaupten, es ist ein Best-of... nur mit anderen Texten.
    Die Band hat sich auf diesem Album alles andere als neu erfunden. Das ist für den Standardfan natürlich genau das, was man erwartet hat, aber wirklich Neues gibt es leider nicht. Ich persönlich war in dieser Hinsicht ein klein wenig enttäuscht.
    Aber nachdem „Wolfes“ nun seit einer Woche in meinem Auto auf Dauerschleife läuft... es hört sich nicht tot. Im Gegenteil, es wird besser. Songs wie „The Violenz“ oder „Far from Perfect“ fallen tatsächlich ein wenig aus dem Rahmen und bleiben im Ohr hängen mit ganz eigenen Elementen.
    Nach wie vor hätte ich mir gern etwas andere Rise Against gewünscht (mal davon ausgehend, dass sie es nicht so wie Linkin Park gemacht hätten), doch „Wolfes“ kann mich letzlich wirklich begeistern.