laut.de-Kritik
Düster-brutale Geschichten zwischen Blues und Grunge.
Review von Martin TenschertZur Stummfilmzeit war der US-amerikanische Schauspieler Lon Chaney, aufgrund seiner wandelbaren Auftritte in zahlreichen Horrorfilmen als der 'Mann der 1000 Gesichter' bekannt. Obgleich keine Blutsverwandschaft vorliegt, scheint Robert Chaney doch zumindest ein brother in crime zu sein. Ursprünglich aus den Vereinigten Staaten und jetzt in London ansässig, schlüpft der Chaney der Gegenwart auf seinem Debütalbum "Cracked Picture Frames" von einer Rolle in die andere und erzählt Geschichten, die oft düster und brutal erscheinen.
Im Opener "Black Eyed Susan" geht es um häusliche Gewalt, aber die Perspektive ist ungewöhnlich, es singt nämlich der Täter: "I'm the one who's torn inside but she's the one who's bruising". "The Cyclist" erinnert thematisch an die alte Country-Ballade "Long Black Veil". In einer cineastischen Ergründung von Sünde, Schuld und Scham geht es um den Verrat am eigenen Bruder. Schon die ersten Zeilen lassen die fatalen Folgen erahnen: "I've only had one love in my life and she and my brother were married / But her eyes they were mine and the same with her heart and the same with the babies she carried". Das letzte Lied der Platte handelt dann sogar von einer wahren Begebenheit, in der Roberts ehemalige Arbeitskollegin in einem Anfall von religiösem Fanatismus ihrem Neffen die Augen ausstach. Der Refrain endet dementsprechend mit der Feststellung "even a blind man can see how the Lord works in mysterious ways". Chaneys Stärke besteht darin, Geschichten durch seine Erzählperspektive lebensnah und modern zu vermitteln.
Obwohl es die Geschichten sind, mit denen sich Chaney hervortut, gibt es auf Cracked Picture Frames auch persönliche Momente. "Patch It Up" vergleicht ein stürmisches Verhältnis mit den Auswirkungen eines Hurricanes (Chaney hat lange in Florida gelebt), während "I Didn't Want Her Anyway" den Schwanengesang einer unglücklichen Beziehung anstimmt.
Das Album begnügt sich hinsichtlich der Begleitung mit der Akustikgitarre, was stellenweise etwas sparsam instrumentiert wirkt. Trotzdem wartet diese mit Variationen im Sound auf. Mal klar und folkig, mal verzerrt irgendwo zwischen Blues und Grunge. Chaneys Stimme lässt zudem die Einflüsse von John Prine und Bob Dylan erahnen.
Mit "Cracked Picture Frame" liefert Robert Chaney ein starkes Debüt ab, das Lust auf einen Besuch bei einem seiner Live-Gigs macht.
3 Kommentare mit 6 Antworten
Wollte mir eigentlich nur das Cyclist-Lied anhören, weil ich beim Lesen der Anfangszeilen Gänsehaut gekriegt hab.. aber dann hab ich mir den Rest gleich auch noch anhören müssen. Wow, der klingt echt toll und hat super Texte! Album schon gekauft!
nach welchen kritierien werden hier eigentlich die künstler ausgesucht? robert chaney scheint mir sau unbekannt zu sein, da ich nichmal nen wiki eintrag oder ähnliches dazu finden kann.. andere teilweiße sogar legendäre künstler (zb tiny tim) werden dagegen komplett ignoriert
hör ich da ein mimimi?
wahrscheinlich einfach demnach was so im Briefkasten liegt. Es wurden ja auch bei andern Künstlern teilweise viele Alben vergessen (?)....
vielleicht sollten laut.de einfach mehr leute einstellen, ich würde mich zur verfügung stellen!
Es ist allerdings fragwürdig, was laut.de mit deinen wenigen... Talenten anfangen können würde.
Du hast also noch nie was von dem Sänger gehört, aber anstatt die auf eine Empfehlung einzulassen und mal reinzuhören, meckerst du lieber darüber? Das sagt jetzt irgendwie mehr über dich, als über diese Seite hier aus.
Bis vor kurzem hatten Ride hier nicht mal ein Portrait. Aber das hat Schnuckelitz zum Glück behoben.
ich bin ja auch gern mal für völlig sinnloses und unberechtigtes haten... aber das ist tatsächlich ziemlich cool. für meinen geschmack nicht kaputt genug aber dennoch recht gelungen also kann man sagen, erziehungsauftrag laut.de = echt gelungen