laut.de-Kritik
Sex in der Stimme reicht nicht immer.
Review von Joachim GaugerLaut eigener Aussage fühlt sich Sarah Connor wie eine "Lehrerin, die ihren Fans eine Stunde in Musikgeschichte gibt. Die Kids sollen wissen, wo gute Musik seine Wurzeln hat", sagte sie unlängst dem Stern. Ohne Zweifel ein lobenswerter Vorsatz. Aber hat sie das Vorhaben auch gut umgesetzt? Oder ist wieder einmal gut gemeint nur das Gegenteil von gut gemacht?
Unter pädagogischen Gesichtspunkten zumindest zweifelhaft erscheint die Wahl des Openers. Das von Mitch Leigh und Joe Darion geschriebene "The Impossible Dream (The Quest)" wurde zwar einmal in einem Don Quichote-Musical verwurstet und auch schon von Placido Domingo gesungen. Es bleibt aber auch in Sarahs tremolierender Version eine ganz entsetzliche Schnulze, mit der man Kids jeden Alters garantiert in die Flucht schlägt.
Zackige Bläser und ein funkiger Rhythmus hauchen "Soothe My Soul" schon etwas mehr jugendliche Frische ein, bevor sich Deutschlands populärste Soul-Sängerin an ein Duett mit der Legende Marvin Gaye wagt. Als erste Musikerin außerhalb der USA bekam sie von Motown Genehmigung und Masterbänder für ein solches Projekt.
Doch Sarah Connor lässt sich von dem großen Namen nicht einschüchtern, sondern vielmehr inspirieren, souverän bestreitet sie den Part von Tammi Terrell, die "Your Precious Love" 1967 mit Marvin Gaye eingesungen hat und wenige Jahre später verstarb. Schon im Refrain hört man Sarahs prägnante Stimme deutlich heraus, und selten hat man sie so sinnlich, ja fast sexy singen gehört wie in der zweiten Strophe, die ihr ganz allein gehört.
Schön aus sich heraus geht die Soul-Röhre auch in "Get It Right", hier vermisst man den unnachahmlichen Anschlag von Co-Autor Marcus Miller am Bass fast mehr als die Sängerin des Originals, Aretha Franklin. Auch "I Never Loved A Man (The Way That I Love You)", der zweite von Aretha Franklin bekannte Song gelingt übrigens recht ordentlich.
Wieder mit viel Erotik in der Stimme wagt sich Sarah an den zweiten Marvin Gaye-Klassiker "Sexual Healing". Dennoch fällt die Aufnahme gegenüber dem Original deutlich ab, wirkt beliebig, fast seelenlos.
Auch Sarah Connors Version von "Son Of A Preacher Man" reißt nicht unbedingt vom Hocker, von der angeblichen Live-Atmosphäre bei den Aufnahmen ist hier wenig zu spüren. Vor lauter Ehrfurcht vor scheinen sowohl die Sängerin als auch das ansonsten gut aufgelegte Orchester beinahe zu erstarren.
Zum titelgebenden "Soulicious" ist wenig zu sagen - mancher wird es vielleicht als Anmaßung empfinden, zwischen den ganzen Hammertracks einen selbst geschriebenen Song zu verstecken. Dass der nicht weiter auffällt, liegt vielleicht auch daran, dass Sarah in der Auseinandersetzung mit Superstar Gaye scheinbar ihren ganzen Mut verbraucht hat.
In der Folge fällt fast nur noch das im Original von Gladys Knight gesungene "I've Got To Use My Imagination" positiv auf, dem Sarah und ihre Mitstreiter tatsächlich einen etwas frischeren Glanz verleihen. Dagegen vermisst man bei "One Day I'll Fly Away" und "Same Old Story (Same Old Song)" die gute alte Randy Crawford doch recht schmerzlich.
Eine regelrechte Vergewaltigung stellt die Version von "If It's Magic" dar. Liebe Sarah: um sich mit einem Stevie Wonder zu messen, braucht es schon etwas mehr als übertriebene Modulation und etwas Sex in der Stimme, dafür braucht es Gefühl! Trotzdem, alles in allem ist es schon mal ganz interessant zu sehen, wo die gute Sarah Connor seine Wurzeln hat.
16 Kommentare
@laut.de (« Trotzdem, alles in allem ist es schon mal ganz interessant zu sehen, wo die gute Sarah Connor seine Wurzeln hat. »):
Ist das Absicht?
"Brüh im Lichte dieses Glückes", sag ich da nur
ihre verhunzte Darbietung der Nationalhymne hätte wenigstens als "Hidden Track" drauf sein können
@laut.de (« Trotzdem, alles in allem ist es schon mal ganz interessant zu sehen, wo die gute Sarah Connor seine Wurzeln hat. »):
Der ist echt gut.
ich kann diese frau keine einzige gesangspassage ertragen.
und ich kann diesen leidigen ostclub nicht ab.
"Zum titelgebenden "Soulicious" ist wenig zu sagen - mancher wird es vielleicht als Anmaßung empfinden, zwischen den ganzen Hammertracks einen selbst geschriebenen Song zu verstecken. Dass der nicht weiter auffällt, liegt vielleicht auch daran, dass Sarah in der Auseinandersetzung mit Superstar Gaye scheinbar ihren ganzen Mut verbraucht hat."
Leider so nicht ganz korrekt. Die Redaktion sollte sich nicht immer auf Aussagen des Künstlers oder des Vertriebs verlassen, dass einzige was an dem Lied nicht von Bobby Womack ist ist der leicht dümmliche Text...