laut.de-Kritik

Blues-Folk passt zu dieser deepen Stimme am besten.

Review von

2013 verbrachte der Mann mit der tief vibrierenden Stimme aus Upstate New York einige Zeit damit, bei Fremden an der Tür zu klingeln und in deren Wohnzimmern Musik zu machen: "Ich war so eine Art bärtiger Vertreter. Statt Staubsauger verkaufte ich all die Gefühle, die meine Songs vermitteln", erklärt Rowe dazu. Eine intensive Erfahrung, nicht nur für ihn, sondern auch für seine Gastgeber.

Fast scheint es, als habe er sich von seinem etwas zu bombastisch geratenen Zweitling "The Salesman And The Shark" (2012) distanzieren wollen. Back to the Roots also, was sich auch daran zeigt, dass er das Album wieder im Heimatstaat und nicht in Los Angeles aufgenommen hat. Zudem wirkte wie beim Erstling Produzent Troy Pohl mit.

Zunächst hat man jedoch den Eindruck, als würde sich "The Salesman" fortsetzen. Dem aufgedrehten Opener folgt das rhythmisch stark betonte "Shine My Diamond Ring", in dem gegen Ende ein Saxophon auf Acid zum Einsatz kommt. Bei "Desiree" könnte man meinen, Nile Rodgers habe mitgewirkt. "The Game" wirkt so poppig, als stamme das Lied von einer Band, dessen Sänger eine ebenfalls tiefe Stimme besitzt - den Crash Test Dummies.

Doch Rowe in einen Satz mit Brad Roberts zu packen, wäre vermessen - er zeigt im weiteren Verlauf, dass er auch anders kann. Zum Glück, denn mit den eher ruhigen "The Drive" und "Spiritual Leather" kehrt eine Blues-Folk–Stimmung ein, die deutlich besser zu Rowes ausdrucksvoller Stimme passt.

Das heißt allerdings nicht, dass es ruhig zugeht. Die herrlich verstimmten Gitarren in "Done Calling You" könnten auch von Seasick Steve stammen, an "The Real Thing" hätte Iggy Pop zu Zeiten der Stooges Spaß gehabt.

Bleibt noch Zeit für Erinnerungen an den Leonard Cohen der jüngeren Zeit ("Razor Of Love") und eine so einfach gehaltene, wie wirkungsvolle Liebeserklärung an seinen Sohn ("My Little Man"), bevor sich Rowe mit "It Won't Be Long" zärtlich verabschiedet.

Album Nummer drei - dritter Weg. Wobei Rowe teilweise wieder den musikalischen Pfad einschlägt, den er auf seinem Debüt beschritten hat. Und der liegt ihm bislang am besten.

Trackliste

  1. 1. Madman
  2. 2. Shine My Diamond Ring
  3. 3. Desiree
  4. 4. The Game
  5. 5. The Drive
  6. 6. Spiritual Leather
  7. 7. Done Calling You
  8. 8. The Real Thing
  9. 9. Razor Of Love
  10. 10. My Little Man
  11. 11. Looking For The Master
  12. 12. It Won't Be Long

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1 Kommentar

  • Vor 10 Jahren

    Habe mich ja letztens noch über diese Scheibe ausgelassen, heute muss ich sagen, dass sie mir ans Herz gewachsen ist. Klar, kommt nicht an "Magic" heran, aber ist um Welten besser als der Vorgänger und entwickelt einen mächtigen Sog, sofern man ihr ein paar Umdrehungen auf den heimischen Plattentellern zugesteht. Grower! Von mir gibt es 4 weil ich 3,5 nicht geben kann.