laut.de-Kritik
Jedes Riff, jeder Schlagzeugeinsatz, jede Note eine Plattitüde.
Review von Sven KabelitzBereits eine Stunde sitze ich wie versteinert vor dem Rechner. Ich traue mich einfach nicht, auf Play zu drücken. Zu sehr habe ich Angst vor dem, was mich nun erwartet. Das sogenannte 'Beste' von Silbermond. Gerade einmal vier Alben haben sie veröffentlicht. Für die Band aus Bautzen, die seit nunmehr zehn Jahren ihren Senf zur deutschen Musiklandschaft dazu gibt, offenbar genug Stoff, um ihre zweistündige Werkschau mit 30 Stücken zu füllen. Hilfe! Hey Boss, ich brauch mehr Geld!
Okay, "Alles Auf Anfang". Augen zu und durch. "Denn in jedem von uns steckt dieser Krieger / Dessen Mut ist wie ein Schwert / Doch die größte Waffe ist sein Herz." Ich bin ein "Krieger Des Lichts" und bin "verrückt von Zeit zu Zeit". Stefanie Kloß, die nun bei "The Voice Of Germany" ihrer eigentlichen Berufung als Nena-Klon nachkommt, und ihre drei Herren schlagern sich durch Sensodyne-Rock und hymnische Schnulzen mit Gernegroß-Poesie.
Sie erschaffen die gesungene Bravo-Fotolovestory und spielen Musik mit der Komplexität eines Lego-Duplo-Bausatzes. Wer hier wahrhaftige Emotionen findet, darf sich einen Papierhut draus falten. "Vergiss mich / Dreh dich nicht um / Lass mich hier steh'n / Du wirst seh'n / Es wird geh'n / Auch ohne dich." Eukalyptusbonbon.
Jedes Gitarrenriff, jeder Schlagzeugeinsatz, jede Note eine Plattitüde. Munter klauen sich Kloß und ihre Stibitzbuben durch die Musikgeschichte. Auf ihrem Weg über den gelben Ziegelsteinweg haben sie immer, Coldplay sei dank, ein fröhliches "Ohohoh" und "Uhuhuh" auf ihren Lippen.
In "Keine Angst" scheitern sie wie Puff Daddy an Led Zeppelins "Kashmir". In "Verschwende Deine Zeit" klingen sie wie die Ärzte im Glücksbärchi-Modus. Gemeinsam mit Nuschelkönig Delay machen sie es sich mit "Nicht mein Problem" in Spliffs rotem Kadett aus "Duett Komplett" bequem.
Durch "Ja" schluchzt und jammert sich die Kloß wie einst Grönemeyer durch "Der Weg". Wenn du willst sind sie gar nicht Silbermond, sondern Manuel Neuer, Muse, die Foo Fighters oder eine Coke Zero. Kein Geschmack, kein Zucker.
Wirklich düster wird es auf "Alles Auf Anfang" erst, sobald sich Silbermond an ein politisches Thema wagen. Wenn sie tatsächlich mit "In Zeiten Wie Diesen" und "Weiße Fahnen" etwas aussagen wollen, scheitern sie an ihren eigenen Möglichkeiten. Dann umweht Silbermond die Biederkeit eines Unterbezirks-Parteitags der SPD. "Wir sind wie Tropfen doch wir sind nicht alleine / Wir schlagen Löcher in die heißesten Steine." Ihr Anliegen bleibt ehrenwert, aber das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
"Alles Auf Anfang" mag einfach kein Ende nehmen. Die Liste der Tracks, die es NICHT auf diese Kompilation geschafft haben, dürfte kurz ausfallen. Mit zunehmender Spieldauer möchte ich dem Beispiel von Kollegen Austel nacheifern und die Skip-Taste durchfausten.
Dabei erwartet mich das eigentliche Grauen, wenn das Ziel endlich erreicht ist. "Und ich sing es hier / Und ich sing es dort / Das Lied mit nur einem Akkord." Wie angesichts der Zombie-Hand, die sich nach dem Abspann eines schlechten Gruselfilms noch einmal aus dem frischen Grab emporreckt, packt mich beim sackdämlichen "Das Lied Mit Nur Einem Akkord", gesungen vom Schlagzeuger Andreas Nowak, der nackte Horror.
17 Kommentare mit 78 Antworten
"Sensodyne-Rock"
Yeah, endlich die neue Silbermond-Platte *Würg*
Oder ist das einfach nur Frauenmusik und kommt daher den meisten Männern zu kitschig vor? Wäre zumindest denkbar.
eine höchst diskriminierende Unterstellung, freundchen.
Knebelfrau, du hast einfach nur gelogen, als du in den Kommentaren unter PF behauptet hast, nicht für einen Verriss Metaphern zu üben. Aber es sei dir verziehen, oh großer Meister der Schmähschrift.
...wo es dann schon mal da war...
Danke.
Kann/darf man mit einer maximal vorgeformten Meinung noch ein sachliches Review schreiben?
@CannibalMoo:
Schreibe doch einfach eine objektive Gegen-Rezension über Deine subjektiven Eindrücke.
Viel Erfolg.
Gruß
Skywise
ach..es weihnachtet..und sämtliche plattenfirmen beglücken und mit best of/greatest hits und/oder weihnachtsplatten von diversen künstlern. warum sollte das die plattenfirma von silbermond anderst machen ??? man muss ja die zurück tgehenden verkaufszahlen irgendwie kompensieren. und der treue FAN kauft sowieso alles ..von daher :
SÜSSER DIE KASSEN NIE KLINGELN ALS ZU DER WEIHNACHTSZEIT...vielleich rülpst Curt Kobain ein Hallelujah auf seiner Wolke..als kommentar zu dieser veröffentlichung und zu der Veröffentlich von seinen home recordings..auch passend zum weihnachtsgeschäft.
Diese Redaktion hier könnte wirklich bei der BILD arbeiten. Denn mehr als hirnlose, präpubertäre Kommen von hier nicht! Klar heißt die Seite laut, weil kleine Dinge krach machen müssen, um bemerkt zu werden.