laut.de-Kritik
Misanthropischer Dark Metal - ohne Crematory-Kitsch.
Review von Michael EdeleFünf Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung ins Land gegangen - und diese Zeit haben die Jungs um Bandkopf Sproc gut genutzt. Nicht nur in Sachen Songwriting hat sich der Mann weiterentwickelt. Vor allem scheint er hart an seinen Produktionsfähigkeiten gefeilt zu haben, und entsprechend fett drückt das eigenwillige betitelte Album aus den Boxen.
Dass Sproc und Gitarrist Zasch ebenfalls bei Varg beschäftigt sind, kommt der Sache mit Sicherheit zugute. Mit einem stimmigen Intro und dem Vater Unser leiten Sintech ins Album ein, steigern genüsslich Spannung und Härte und gehen schließlich nahtlos in den Titeltrack über. Bei dem holen sich Sintech Verstärkung: Debauchery-Chefs Thomas Gurrath, der dem Booklet zu Folge auch gleich noch seine letzten Kunstblutreserven zum Fotoshooting mitgebracht hat.
Das folgende "Avantgarde" ist ein extrem eingängiges Stück Dark Metal, das dennoch nicht an gesunder Härte vermissen lässt. Sprocs eher Black Metal-Gekeife mag nicht jedermanns Sache sein, passt aber prinzipiell recht gut zum Gesamtsound. Mit einer langen symphonischen Einleitung, die mit leicht orientalischen Einflüssen experimentiert, gehs bei "Jünger Des Nichts" weiter. Mag daran liegen, dass ich gerade "Assassins Creed II" zocke, aber als Soundtrack zu Film oder Game würde das exzellent passen.
Auch der Einsatz von Chören ist gelungen, etwa etwa bei "Geistgeschwür" beweist. Die Coburger geben sich ausgesprochen abwechslungsreich und treten mit "Feuer" kräftig aufs Gas. "Mein Reich Komme" weicht im Vergleich zu den anderen Songs aber zu deutlich ab und klingt leider etwas zu zerfahren. Dieses Problem haben sie beim an Dimmu Borgirs erinnernden "Frost" zu keiner Zeit. Mit gelegentlichen Ausbrüchen in die Raserei, ist die Nummer neben "Jünger Des Nichts" der Anspieltipp.
Was die Texte angeht, bleibt die Scheibe aber eine Sache für sich. Vieles hinterlässt einen sehr misanthropischen Eindruck und auch mit dem Albumtitel "Schlampenfeuer" ist zumindest bei mir nicht viel zu holen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt dennoch ein richtig gutes, deutsches Dark Metal-Album auf den Tisch, abseits von allem Crematory-Kitsch.
10 Kommentare
was für ein herausragender albumtitel. ich brauch - wenn ich meinen ganzen schöngeistern hier durch bin - echt mal sowas krankes zwischendurch zum frei pusten.
coburg bringt eben von allem das beste hervor. die besten würste. die besten albumtitel. die besten redakteure.
Frost hat sehr viele leise Zwischentöne,hier schafft es Sproc aus mannighaften Sampels und changierenten Mittempodrums einen voulminaten Song von geradezu gänsehauterzeugender Kohärenz.
Aber mal sowas von! Schlampenfeuer, Hassorgasmus, Narbenacker, Geisgeschwür (was soll das sein?)...hach, wie poetisch!
@django: tabugeschwür. gälischer mystizismus.
Cyclonos und Django und Anwalt: ich kann nur wiederholen: Frost hat sehr viele leise Zwischentöne,hier schafft es Sproc aus mannighaften Sampels und changierenten Mittempodrums einen voulminaten Song von geradezu gänsehauterzeugender Kohärenz. Und ein sehr schöner Tracktitel noch dazu.