laut.de-Kritik
Der Toto-Gitarrist blickt in den Rückspiegel.
Review von Kai ButterweckDas Coverartwork von Steve Lukathers neuem, mittlerweile sechsten Soloalbums "Transsition" weckt Erinnerungen an alte Zeiten. Damals in den Achtzigern gab es massenhaft rockende Musiker, die sich dabei ablichten ließen, wie sie lässig ihre Jacke geschultert,mit i-do-it-my-way-Blick durch schäbige Gassen flanieren. Derartige Inszenierungen dienten vor allem der Abgrenzung. Die zunehmende Digitalisierung machte seinerzeit natürlich auch vor der Musikindustrie nicht halt, was zur Folge hatte, dass anorganische Synthiepop-Outputs zunehmend in den Vordergrund preschten. Der Rock'n'Rolllag am Boden.
30 Jahre später präsentiert sich das Handmade-Genre wieder in bester Verfassung und schüttelt fast Im Halbjahres-Takt eine neue Sub-Branche aus dem Ärmel. Toto-Gitarrist Steve Lukather interessiert das alles nur am Rande. Weder die Verpackung noch der Inhalt von "Transition" scheinen in irgendeiner Form von Neuzeitlichem inspiriert worden zu sein. Dem Mittfünfziger aus Los Angeles geht es vielmehr um die Basis.
Die Überleitung in ein neues Leben spielt auf dem Album eine große Rolle. Private Verluste, Entbehrungen und Schicksalsschläge pflasterten in den letzten Jahren den Weg von Steve Lukather. Warum? Wieso? Weshalb? Es ging um existenzielle Fragen. Die richtigen Antworten zu finden, war nicht immer leicht. Dabei half der Saiten-Ikone vor allem der Blick in den musikalischen Rückspiegel. Und so präsentiert sich "Transition" letztlich als eine fundamentale Rock-Pop-Fusion-Mixtur, die in seinen Grundfesten genau das bietet, was Lukathers Stammband zu einer der einflussreichsten Rockgruppen der Musikgeschichte werden ließ.
Fernab von neuzeitlichem Standard geht es auf Songs wie "Judgement Day", "Creep Motel" oder "Right The Wrong" produktions- und strukturtechnisch zurück in die Zeit, als die Mauer noch stand. In viel Hall eingebettet, tanzen 80s-Drums mit akzentuierten Synthie- und Gitarrensounds im Kreise, ohne jedoch für Schwindelgefühle zu sorgen. Denn abgesehen vom Titelsong des Albums, verzichtet Steve Lukather weitestgehend auf ausufernde Prog-Elemente der Vergangenheit. Auch die dunkle Fassade des 2010er-Werks "All's Well That Ends Well" ist Geschichte. Stattdessen positioniert sich eingängiger Arena-Rockpop ("Last Man Standing", "Do I Stand Alone") an vorderster Front.
Abgesehen von der überflüssigen Allerweltsballade "Once Again" und dem abschließenden nicht sonderlich innovativen Sechssaiter-Instrumental "Smile" erweist sich Lukathers neuerliches All-Star-Schaffen, bei dem sich Kollegen wie Lee Sklar, Chad Smith, Phil Collen und Nathan East im Background austoben durften, als durchaus stimmiges Gesamtpaket – vorausgesetzt man kann dem Vermächtnis von Bands wie Supertramp oder Toto etwas abgewinnen.
1 Kommentar
Ein ganz großer! Ich weiß, das wird hier Widersprüche hervorrufen...Aber wer ihn einmal live solo erlebt hat, weiß was ich meine...