laut.de-Kritik

Dieses Hardrock-Kabarett nickt selbst Jack White ab.

Review von

Für das deutsche Mainstream-Amusement, dessen Lachmaß der Blondinenwitz bleibt, dürfte Jack Black eine Stufe zu krude sein - man denke etwa an Streifen wie "Kings Of Rock" oder "Nacho Libre".

Schauspiel bleibt dennoch das eine konstituierende Moment von Tenacious D. Das skurrile Hardrock-Kabarett - oder wie immer man es nennen mag - lebt in erster Linie von Blacks urkomischer, audiovisueller Potenz. Mimik, Gestik, Power, Ideen, Schlagfertigkeit: Der Anti-Adonis gehört in die Liga jener Spaßmacher, die es schaffen, auf allen Bühnen (Filmset, Plattenstudio oder Liveauftritt) zu bestehen.

Kyle Gass liefert in Flip Flops, Tennissocken und Glatze den unverzichtbar lustigen Sidekick. Eine Rollenverteilung, die tatsächlich zu massiven Spannungen zwischen den beiden Protagonisten führt, die sich seit über zwei Jahrzehnten kennen, wie die beigefügte Tourdoku von "The Complete Master Works 2" zeigt: Denn in Interviews steht meist Jack im Mittelpunkt. Bei David Letterman soll Kyle erst gar nicht mit auf die Couch - ein interessanter Blick hinter die Kulissen, der einen zunehmend angepissten Kyle offenbart.

Von diesen kritischen Episoden abgesehen, hält die Doku über eine Stunde lang großartige Promo- und Backstage-Episoden bereit (etwa eine "Kings Of Rock"-Premiere oder die Beschäftigung mit den miesen Filmkritiken dazu). Kurze Features (Videos und TV-Gigs) vervollständigen das Bild: Die Amis bleiben in Sachen skurrilem Populär-Humor eine Nummer für sich. Hierzulande fällt einem da außer Helge Schneider kaum einer ein.

Das beweist etwa der Auftritt in Conan O'Briens Late Night-Show oder die Liveperformance von "Master Exploder" - man könnte einen beliebigen anderen Moment der Doppel-DVD zitieren, deren erster Teil ein komplettes Konzert in Seattle von 2007 wiedergibt.

Das zweite Standbein des Erfogs heißt ohne Frage: Musikalität. Kyle und Jack spielen gut Gitarre, haben teils sehr gute Songs auf Lager ("Wonderboy"), und an Jack Blacks gesanglichen Qualitäten, die natürlich von theatralischer Übertreibung geprägt sind, gibt es nichts auszusetzen. Und so kann es am Ende der Reise nur ein Überschrift geben: "The D's Rise to Power" - das nicken selbst Dave Grohl oder Jack White ab.

Trackliste

DVD 1

  1. 1. Kielbasa
  2. 2. History
  3. 3. Wonderboy
  4. 4. Dio
  5. 5. Lee
  6. 6. Saxaboom
  7. 7. The Road
  8. 8. Hell Movie Skit
  9. 9. Kickapoo
  10. 10. Karate
  11. 11. Dude (I Totally Miss You)
  12. 12. Kyle Quit The Band
  13. 13. Friendship
  14. 14. The Metal
  15. 15. Papagenu (He's Y Sassafrass)
  16. 16. Master Exploder
  17. 17. Beelzeboss (The Final Showdown)
  18. 18. Double Team
  19. 19. F*** Her Gently
  20. 20. Tributic
  21. 21. Who Medley

DVD 2

  1. 1. D Tour: A Tenacious Documentary
  2. 2. Time Fixers (Video)
  3. 3. Classico (Video)
  4. 4. Late Night With Conan O'Brien
  5. 5. MTV Movie Awards 2006
  6. 6. Saturday Night Live

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Tenacious D

Wer dachte, mit J.B.O. und den legendären Spinal Tap wäre im Comedyrock-Sektor alles gesagt, muss sich getäuscht sehen, denn mit Tenacious D (steht …

17 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Für das deutsche Mainstream-Amusement, dessen Lachmaß der Blondinenwitz bleibt, dürfte Jack Black eine Stufe zu krude sein

    Aha?
    Wieso denn zu krude für das deutsche Publikum? Wer sagt das?

    Außerdem: Ich mag zwar Black durchaus. Aber ich verstehe diese Redaktion nicht: Einerseits gute Musiker runter putzen, wenn mal eine nicht ganz so brilliante Arbeit heraus kommt - dann aber solche Amateur-Musiker als "gute Songwriter" hinstellen und den Humor von Black als sowieso gut darstellen. Ganz gleich, ob der Mann einen Flopp nach dem andern in seiner Heimat USA landet oder nicht.

    Nicht alles, was Jack Black anfasst, wird zu Gold. Und ich habe mich schon besser amüsiert, als bei seiner Musik. Aber wahrscheinlich bin ich einer dieser "Deutschen", für die der Humor "zu krude" ist (schon mal selbst im Duden geguckt, was das Wort bedeutet? Es bedeutet "grob" - nichts für ungut!).

    Mir erscheint die Lobhudelei typisch: Jack Black ist so ein Typ Komiker, der durch seine Eigensinnigkeit und auf witzige Art bekannt wurde. Einerseits spielt er in so Filmen wie der mit dem großen Affen eine normale Rolle, andererseits ist er der Underground-Komiker. Grund genug, dass es "cool" ist, ihn für cool zu halten. Und dann ist er halt cool und alles, was er so macht, ist auch cool, ne, ey?

    Oh Mann! Jack Black macht weder gute Musik, noch kann man über seine Musikauftritte großartig lachen. Er ist ein guter Schauspieler. Das ist aber auch schon alles.

  • Vor 16 Jahren

    Er ist cool, Pick of Destiny ist cool, Tenacious D ist(/sind) cool. Punkt!

    Ich bin zwar überhaupt kein (Musik-)DVD Fan, da man sie einmal gehört selten mehr anrührt, aber bei den Masterworks(1) stand ich schon oft davor. Vielleicht wenn mal eine Deluxeedition o.Ä. erscheint.

    Und wer bei der Musik von tenacious D nicht wenigstens ein bekennendes Kopfnicken herrausbringt, gehört sowieso abgestraft, geniales Songwriting!

  • Vor 16 Jahren

    ich denke auch, dass der mann songwriterisch unterschätzt wird.

    allein schon tracks wie "kickapoo", "dude" oder die jb-beiträge zu "school of rock" weisen black als fähigen songwriter im classoc rock genre aus.

    dass er dabei leuten wie dio, deep purple und co näher steht als gegenwärtigen indie-alternative-strömungen, schmälert sein talent nicht im mindesten.

  • Vor 16 Jahren

    Zitat (« Ich fand "Pick of Destiny" leider ein wenig enttäuschend. Ein paar Lacher waren dabei, aber insgesamt sehr sehr unspektakulär.
    Vom 2. Album will ich gar nicht anfangen - selten wurden meinen Erwartungen dermaßen zunichte gemacht (wenn man als Vergleich das geniale Debut her nimmt). »):

    "Pick Of Destiny" fand ich besonders deswegen gut, weil es sich diesen trashfaktor erhalten hat und einfach alles so übertrieben hat, das es am Ende nur lustig werden konnte. Besonders in Verbindung mit den alten HBO Folgen und den unzähligen Anspielungen auf eben jene wird der Film zu einem echten Spaß... für Fans wohlgemerkt. Bin mir ziemlich sicher, dass ich den Film nicht gemocht hätte, wäre ich vorher nicht schon Fan gewesen.

    Und das zweite Album stellt ja auch viel mehr den Soundtrack zum Film dar als ein eigenständiges neues Album. Auf das ich mich auch riesig freuen würde...

  • Vor 16 Jahren

    @Mobbi (« Wer bestimmt die Höhe von Niveau. »):

    das kann ich dir sagen. momentan: runnersibbzisch und catch sörtysrie.

  • Vor 16 Jahren

    ja, das wünschen sich diese schäbbigen typen vielleicht...

    :D