laut.de-Kritik
Mmmmh, Reime.
Review von Manuel Rauthe"Mmmh Bars" gibts auf Umses "Immunsystem" selten, stattdessen den awfully hot coffee pot. Connaisseure von "Check The Rhyme"-Videos, die in sieben verschiedenen Farben unterstreichen, warum MF DOOMs gesamtes Lebenswerk sich aufeinander reimt, werden mit "Immunsystem" ihre helle Freude haben, denn auch hier reimt sich wirklich alles auf sich selbst. Kein Satz kommt zu einem geraden Ende, ohne nicht mindestens zwei Binnenreime in sich zu tragen. Das unterstützt den Flow, der laid-back und mühelos ist, ohne sich hart an Stimmeinsatz zu verausgaben.
Lines, die dann tatsächlich mal in einer Pointe enden, sind aber leider in der Unterzahl. Lediglich "Mein verdammter Scanner deutet's an, ich seh nur Junks und Blender, die dir ein' vom Pferd erzähln wie Countrysänger" hat mich schmunzeln lassen. Meistens gehen die Lines eher um sich selbst und wie sick sie sind, wie hart Umse am Hustlen ist und wow, muss Umse hart am Hustlen sein. Er zieht immer durch, verliert nie den Fokus, gönnt sich keine Mittagspause. Keine Ahnung ob Umse nebenbei noch in Vollzeit arbeitet, oder woran er eigentlich so geisteskrank hart am Werkeln ist.
"Bester Selecter, mein Beatgeschmack ist on Fleek" – Wer die Zeile hört, nickt sowieso schon mit, aber an der Stelle muss man das dann doch noch mal einen Ticken energischer abnicken, weil da hat Umse einen Punkt. Die Beatselection ist durch die Bank weg richtig stark, es zieht sich ein roter Faden durch, das Album hat seinen Sound und der geht rein. Wichtig, hier zu erwähnen, dass Umse das gesamte Album selbst produziert hat. Die Line "Mein Rap ist locker so gestört wie diese Beats" kann man dagegen nicht so einfach durchwinken. Er flowt durchgehend routiniert, fügt sich immer in das Instrumental ein, man hört die von ihm selbst viel zitierten Stunden, die in seine Kunst geflossen sind, die Reimketten sind beeindruckend. Aber wirklich zerstört oder durch den Rap auf das nächste Level gehoben wird hier keiner der Beats, eher ergänzt.
Ein Ausreißer aus der Oldhead-Silbenjonglage ist "Ich Kenn Das", in dem Umse lyrisch ein immersives Bild von depressiven Phasen zeichnet und dabei viel Empathie zeigt. Wirklich zugute halten muss man ihm, dass er nichts porträtiert, was er nicht ist. Er rappt nicht von Luxus, den er eigentlich nicht besitzt, und muss auch keine halbnackten Frauen für seine Videos bezahlen. Stattdessen macht er einfach Cypher in seinem Wohnzimmer, ist stolz auf seine Skills am Mic und das genügt.
Und wenn einem lange genug Vinyleffekte ins Ohr knuspern, gechoppte Soul-Samples mit Boom-Bap Drums fusionieren und Hooks gescratched werden, kann man einen Laas nicht lange fernhalten. Der hat wahrscheinlich beim täglichen Patrouillengang durch die Hood gehört, dass bei Umse im Studio gerade realgekeept wird und wollte auch mitmachen. Aber bitte erkläre einer Laas mal, wie Jenga funktioniert. Die Line "Mich kann man aus diesem Game nicht ziehen wie einen Jenga-Block" lässt bei seinem Wissen Lücken vermuten, die es zu füllen gilt wie ... auch nicht beim Jenga.
Wer den Anspruch an sich selbst hat, nur "echten Hip-Hop" zu pumpen, rein da, die hier ist für euch. Und wer ein Blender, ein Toy ist, der in Schockstarre verfällt, wenn ein echter G ans Mic steppt, oder so, dem bleiben noch verdammt gute Beats und routinierte, aber inhaltlich highlightarme Flows.
5 Kommentare mit 7 Antworten
Aus der Zeit gefallen. Reimt "Beat auf Schmied" auf harmlosen Instrumentals so als wär's wieder 2008. Braucht Deutschrap mehr als plagiatsverseuchte TikTok-Pubertiere
immerhin nicht auf glied. aber für sowas haben wir ja savas
Er reimt behutsam Beat auf Schmied, was der Savas bisher vermied.
Achja, Umse... nicht herausragend, schmerzt aber auch nicht beim hören. 3/5 gehen ok
Ein Album für Blumentopf Fans. Einzig das Lakmann Feature zieht das Album hoch.
Nix gegen den Topf, Mann!
Im Gegensatz zudem Typen, habe ich mich beim Blumentopf allerdongs nie gelangweilt.
Die waren trackabhängig immer entweder geil oder scheiße... Empfehlung zum (Wieder-? Erstmals-?) Hören von "Großes Kino" geht im Übrigen raus.
Umse ist mehr so Musik zum Bügeln, falls einem das Kaminfeuervideo auf Youtube zu nervenaufreibend erscheint.
zieh halt ne line koks dazu oder so
Was für ein Quatsch!
Wenn deine Mucke nur auf Koks gut kommt, dann ist sie objektiv nicht gut, weil auf Koks so ziemlich alles gut kommt, außer vielleicht das Schlupfglied oberhalb deiner Schrumpelklöten in irgendjemandes Körperteil oder der "plötzliche, unerwartete und viel zu frühe" Tod infolge eines Herz-Kreislauf-Stillstands nach einer individuell unterschiedlich langen und intensiven Phase regelmäßigen Konsums oder Missbrauchs.
"Now Cocaine's for horses, not for men / The say that it kills but, you don't know when"
https://www.youtube.com/watch?v=PTkUKjC5WCs
(Original (mit leicht variierendem Text) von Ol' grimey Bob, #izkla, aber der kriegt Dank des hageren, androgynen Franzosen ja aktuell mehr als genug Aufmerksamkeit für sein Schaffen, sooo...)
Sag mal, hast du dein Auge umgedreht oder täusch' ich mich?
Umse, unzweifelhaft "der Colonel seiner Nische" - nicht aus der Zeit gefallen, sondern zeitlos. 5/5
Das Album macht schon Spaß. 3,5/5 auf jeden Fall.
Das mit den Beats macht er auch gut, aber seit dem letzten Album sind es irgendwie immer die gleichen Drums und der gleiche Bass. Bisschen mehr Varianz würde dem Ganzen gut tun...