laut.de-Kritik
Von Schakalaka über Dingeldingel zu Bim-bäm-bum.
Review von Yan VogelBei Metal-Bands von einer zweischneidigen Angelegenheit zu reden, entpuppt sich gerade für die Trve-Fraktion häufig als Ritterschlag. Kommt noch ein Alleinstellungsmerkmal hinzu, wie im Falle der Vokal-Akrobaten Van Canto der A Capella-Faktor, ist Aufmerksamkeit garantiert. Allerdings zeigte die Qualitätskurve in den Keller, wie meine Vorredner angesichts der letzten drei Alben "Break The Silence", "Dawn Of The Brave" und "Voices Of Fire" deutlich zur Schau stellten.
Den Hauptkritikpunkt liefert dabei der Sound. Den tragen neben dem Schlagzeug nur die Stimmen der Protagonisten, was ein gewöhnungsbedürftiges Klangspektrum zur Folge hat. Dazu gesellt sich die Vokalisten-Reiterei von "Schakalakalaka" über "Dingeldingel" bis hin zu "Bim, bäm, bum", die eher für Lachfalten oder Zornesfurchen sorgen als für wirklichen Hörgenuss.
Dabei haben die Songs abseits aller Klischees coole Riffs und Melodien, für die selbst ein Joey DeMaio (Manowar) seine Hand ins Feuer legt, eventuell sogar dafür stirbt. Auch wenn die restliche Mannschaft mittlerweile sieben Köpfe zählt, hat sich an den Schwachpunkten wenig geändert. Siebtes Album, sieben Köpfe, versiebte Chancen?
Die selbsternannten "Metal Heroes des A Capella" wissen um ihre Schwächen und setzen ganz auf Pathos inmitten ausgefeilter Arrangements. Die Zeile "Welcome To Our Show! All Fortissimo! Speaker Gonna Blow!" lässt die Fäuste in die Höhe schnellen. Entsprechend betrachtet der Metal-Fan die Musik mit einer gewissen ironischen Distanz, bricht das Septett doch sämtliche Klischees auf einfache Silben herunter, die jeder Wackinger nachts um halb vier noch ins weite Rund schmettert.
Um große Gesten nie verlegen, führen die absolut konkurrenzfähigen Sänger Hagen Hirschmann und Inga Scharf durch die Platte. Wieder-Pumpkin Kai Hansen firmiert als Gast bei "Ride The Sky". Auch "Hells Bells" funktioniert in diesem Kontext erstaunlich gut, ist die reine A Cappella-Fassung einfach einmal etwas anderes als die zigfach gehörten Coverversionen.
Dabei benötigt die Band keine Steilvorlagen von außen. Als alte Hasen im Metalbusiness wissen sie um das Einmaleins des Songwritings und stricken gerade mit "Melody" oder "Desert Snake" zünftige Metal-Songs. In "Javelin" oder "Neverland" lehnen sich Van Canto deutlich an Nightwish an und Sängerin Inga Scharf übt sich gekonnt in einer Stimmführung, die auch einer Goldkehle wie Anneke Van Giersbergen (VUUR, Ayreon, Devin Townsend) gut zu Gesicht stünde. Songwriterisch sind diese Stücke auf hohem Niveau angesiedelt und enthalten alle Ingredienzien, die ein Branchen-Krösus wie Tobias Sammet (Avantasia) bedient.
Ironie ist das eine, die legen ja auch die Jungs von Edguy an den Tag, mit denen Van Canto neben der Songwriting-Qualität auch die Tatsache verbindet, dass bereits Bernhard Hoecker in einem ihrer Videos mitgewirkt hat. Dennoch geht der Musik die Seele einer gut gespielten Metal-Axt und eines Tieftöners ab, der den Bierbauch zum Wabbeln bringt. Mag der menschlichen Stimme auch der unmittelbarste Ausdruck innewohnen, die Metal-Wutz braucht einfach AC/DC aus der Steckdose.
5 Kommentare
wenn ich das -"Jump"-Acapella-Cover von JBO ernster nehmen kann als die komplette Diskografie einer Band, dann kann mit dieser etwas nicht stimmen...
Der Witz ist auch schon lange auserzählt.
so so, jetzt wirds persönlich
Titel des nächsten Albums: Fuck for a buck
Ganz übles Zeug, Fremdschämen deluxe.