laut.de-Kritik
Die Eidgenossen liefern eine Punktlandung nach der anderen.
Review von Alexander CordasWenn es ein Duo in der Musikgeschichte gibt, das absolut unhatebar ist, dann Dieter Meier und Boris Blank, aka Yello. Seit über vier Dekaden muckern die beiden in ihrer völlig eigenen Nische. Mit Witz, Charme und Dadaismus beglücken sie die Welt in unregelmäßigen Abständen mit neuem Material. Auch heuer liefern Yello on "Point" ab.
Die beiden Vorab-Singles "Waba Duba" und "Out Of Sight" lieferten schon einen launigen Einblick ins Yelloversum 2020: Funky, durchgedreht und im besten Sinne exzentrisch. So schaut das aus, in der Schweiz. Mit einer gehörigen Prise Eklektizismus im Gepäck und reichlich Selbstzitaten garniert, lassen Blank und Meier ihr Dutzend Tracks aufs Publikum los.
Die Sause beginnt mit dem sockenschussigen "Waba Duba". Wahlweise springt Meier hier aus einer Dose, einer Flasche, macht zwei Seifenblasen, möchte eine zweite Chance erhalten und dabei seine Hose nicht verlieren. Alles klar? Die musikalische Untermalung von Meiers Nonsens birgt altbekannte Gäste wie tiefergelegte Bläsersequenzen, Funk-Orgeln, eingeworfene Sprachfetzen und nette Hi Hat-Schmirgeleien als Rhythmus-Fundament.
Dieter Meier beschreibt die Entstehung von Yello-Songs gerne als eine Art Film, der nur in seinem Kopf läuft und der ihn zu seinen lyrischen Ergüssen inspiriert. So entstand denn auch die Geschichte von Peter Strong, der in einem großen, in gleißendes Sonnenlicht getauchten Thronsaal einem Zwerg mit Krone auf dem Kopf begegnet. Letzterer verwandelt sich in pures Licht, nachdem die Sonne verdunkelte und nahm Peter einfach mit. Ja, wenn ihr jetzt denkt: what the ..., dann seid ihr nicht alleine. Jetzt erkläre außerdem noch bitte jemand, was es mit dem Wort 'Boolibanana' auf sich hat. Folgt man Meiers Lyrik, kann man aber schon nachvollziehen, wie er auf dieses Fantasy-Geschichtlein kam. Die extrem perkussiven Elemente des Songs werden nur von ein paar Synthies begleitet, während Blank von der Seite immer wieder Wort-Fragmente ins Spiel bringt, die dem ähneln, was er auf der Bühne live mit seiner Yellofier-App zum Besten gab. Mystisch, bescheuert, gut.
Hernach folgt einer der besten Songs von "Point". "Way Down" stampft stoisch seinen Weg, wie Godzilla durch New York. Funky Keyboard-Einwürfe harmonieren ganz hervorragend über dem stoischen Beat, der sich im Mittelteil lediglich ein kleines Päuschen gönnt, in dem ein Snare-Fill zur zweiten Runde einlädt. "We gonna walk that way down to the city!" Da möchte man glatt mitlatschen.
In der zweiten Single-Auskopplung "Out Of Sight" setzt sich Meier gekonnt als tanzender Dandy in Szene. Und mal ehrlich: Das nimmt man ihm in jeder Sekunde ab. "Arthur Spark" - ohrenscheinlich von Blank intoniert - kehrt dagegen wieder etwas die technoidere Yello-Seite hervor und prescht ganz vorzüglich nach vorne. In "Big Boy's Blues" tritt Meier dann wieder gehörig auf die Bremse. Das klingt dann schon fast nach Rock, wenn im Hintergrund die Klampfe die Synthie-Flächen durchschneidet. In einer noch rockigeren Ausrichtung könnte man sich diesen Track auch mit einem grummenlden Billy Gibbons vorstellen. Yello go ZZ Top? Ja, warum eigentlich nicht?
In "Basic Avenue" und vor allem "Core Shift" zündet der Funk einmal mehr ganz vorzüglich. Der Rest der Tracklist erreicht die hohe Messlatte dann nicht mehr ganz, dennoch liefern Yello auch hier zufriedenstellende Qualität ab. Am Ende schmuggelt sich mit Fifi Rong auch wieder ein Gaststar rein. Jene hatte bereits auf "Toy" in "Kiss The Cloud" ihren großen Auftritt und beschließt das Album auf den Punkt.
Selbst wenn Meier mittlerweile die 75 überschritten hat und Blank ihm auch ganz gut auf den Fersen ist, wenn sie Punktlandungen wie diese hinlegen, spricht nichts dagegen, dass Yello auch noch in einer Dekade on "Point" abliefern werden. Grüezi in die Schweiz!
2 Kommentare mit 4 Antworten
Nicht schlecht, aber die berühmte Frage: warum soll ich mir das Anhören.
Warum leckt sich der Hund an den Eiern?
darauf hab ich eine Antwort, auf das gejückel von Yello nicht
Tja, wird nicht die einzige Frage sein, die Dich ratlos zurücklässt.
Eben wieder typisch Yello.
Die beiden Eidgenossen Meier und Blank, zelebrieren ihre ganz eigene Musikrichtung.
Der Vorteil davon ist dass sie nie richtig out sind weil sie keinem Musiktrend folgen sondern ihren eigenen kreieren.
Sound technisch wieder mal bombastisch und satt ab gemischt.
Besser könnte ich es auch nicht beschreiben.
Yello ist eben Yello, wie du schon sagtest, in keiner Rubrik ein zu ordnen. Sie haben eben ihre eigene Musikrichtung und die heißt Yello.
Sound technisch wieder mal eine Offenbarung. Herrlich satt und rund im Klang.