laut.de-Kritik
Die besten Songs, die Morcheeba nie geschrieben haben.
Review von Alexander CordasLustiges Synthie-Gedüdel leitet in das neue Album von Yello ein. "Frautonium Intro" nennt sich das Stück, das mit dem Outro "Frautonium" die güldene Klammer um die Tracklist bildet. Boris Blank und Dieter Meier stehen ja demnächst zum ersten Mal live auf der Bühne. Zeitlich passend gibt es also auch neues Material.
Die Grund-Essenzen, die das eidgenössische Duo beim Ausformulieren der Ideen benutzt, sind nach wie vor altbekannt. Auf Blanks Elektro-Teppich wandelt entweder Meier mit sonorem Organ, der seine Geschichten zum Besten gibt, oder es singsangt eine Chanteuse, oder es gibt ein Zwiegespräch ("z. B. "Dark Side"). Je nach dem, was besser passt.
Im Uptempo von "Limbo" versuchen sich Meier und Blank aber sonst nicht mehr. Sie halten sich vielmehr an das gediegene Tempo. Die gemächliche Gangart steht dem Album aber äußert gut. Hinzu kommen superbe Gesangs-Features zweier Frauen. Zum einen von Malia, der sich Boris Blank bereits auf deren Solo-Album "Convergence" angenommen hat. Die in Malawi geborene Sängerin veredelt "Cold Flame", das im elektronisch swingenden Gestus eine coole Atmosphäre aufbaut. Nach einer Hammond klingende Keyboard-Einwürfe umsingt Malia mit einer perfekten erotisch-knisternden Intonation. "Give You The World", ein weiterer Track mit ihr, schiebt etwas drängender nach vorne, ohne jedoch in Hektik zu verfallen. Die Lässigkeit strahlt auch mit etwas mehr BpM aus jeder Note.
Die andere Dame am Mikro hört auf den Namen Fifi Rong. Die chinesischstämmige Performance-Künstlerin tritt normalerweise als völlig überkandidelte und überschminkte Kunstfigur auf und besitzt eine kindlich klingende Stimme, der Blank ein paar hübsche Sounds auf den Leib geschneidert hat. Zum einen das etwas unkonventionell vor sich hin klöppelnde "Lost In Motion", zum anderen das ganz famose trip hoppige "Kiss The Cloud". Einer der besten Tracks, den Morcheeba nie geschrieben haben.
Überhaupt Lässigkeit. Es ist immer wieder erstaunlich, wie mühelos Yello diesen speziellen Sound zustande bringen, der zwischen technoiden Elementen und zurückgenommener Barjazz-Atmosphäre hin und her pendelt. Seit "Touch Yello" sind sie wohl endgültig bei diesem Film angekommen. Die Produktion der 'Bergdistel' Blank (O-Ton Meier) könnte hierfür kaum passender sein, das Besenschlagzeug nimmt einen zentralen Platz ein.
Neben der Standard-Edition bieten Yello auch eine aufgepimpte an, die mit drei Bonus-Tracks aufwartet. Das oben erwähnte hübsche "Lost In Motion" ist einer davon. Das etwas spinnerte und ehere an ein Interlude erinnernde "Toy Square" hingegen muss man nicht unbedingt gehört haben. Ganz anders aber "Electrified II", das Blank auf seiner Solo-Sammlung "Electrified" schon in etwas anderer Form verbraten hat. Malia verpasst dem Song eine lasziven Ton, flankiert von funky Gitarrenparts und pluckernder Elektronik.
Einen kompletten Ausfall hat "Toy" nicht zu verzeichnen. Den absoluten Ausreißer nach oben aber leider auch nicht. Aber in seiner Kompaktheit steht "Toy" den großen Alben der Yello-Diskografie nur geringfügig nach.
2 Kommentare
Als ich Boris Blank las dachte ich erst an Boris Becker, großes Tennis halt nach dem der eine Schweizer den Ball nicht mehr wie gewünscht trifft. Wer hat anderes erwartet bei Altmeistern?
Das ist ein 1A produziertes Album, auf einer guter Anlage lässt sich der Klangteppich höchst entspannt geniessen. Ansonsten gewohnte schweizer Qualität nichts überraschendenes. Die laut.de Rezi beschreibt das Album gut. 3/5