laut.de-Kritik
Sinnlicher Cool Jazz trifft auf kühlen Elektropop.
Review von Sven KabelitzMalia und Boris Blank leben auf dem Papier in zwei komplett verschiedenen Welten. Die im ostafrikanischen Malawi geborene Cool Jazz-Sängerin widmete ihre letztes Album "Black Orchid" komplett ihrem Idol Nina Simone. Blank steht im Yello-Universum immer ein wenig im Schatten des allgegenwärtigen Schnauzbartträgers Dieter Meier. Dabei geht der musikalische Reiz des Duos von Blanks Klangkreationen und Arrangements aus. Einzig ein Riss im Raum-Zeit-Kontinuum kann erklären, wie Malia und Blank nun auf "Convergence" zueinander kamen.
Bereits mit den ersten Takten des beeindruckenden Openers "Celestial Echo" setzt die hypnotische Faszination ein, die den ganzen Longplayer durchzieht. Blank lässt mit zaghaft verspielten Percussions die Temperatur auf den Gefrierpunkt sinken, bevor Malia mit ihrer einnehmenden Stimme die Bühne betritt und dem Konstrukt Leben einhaucht. Mal erinnert sie an Dusty Springfield, mal an Shirley Bassey und immer wieder an Grace Jones. "I'm the mad storyteller", singt sie, während ihr Blank die große Bühne überlässt, sich größtenteils zurück hält und seine dezenten Farbverläufe gezielt und unterstützend einsetzt.
Den weiteren Höhepunkt setzt dieses musikalische Ying und Yang ans Ende von "Convergence". "Turner's Ship" erinnert an die Geschichte der auf Schiffen aus Afrika verschleppten Menschen, die fortan über Generationen in Sklaverei lebten. Blank baut ein dynamisches Percussionfeuerwerk auf, voller Voodoo und Intensität. Vor dieser Soundwand brennt die expressive Malia. Allein diese beiden Songs, die sich wie eine Klammer um das Album schließen, sind es Wert selbigem eine Chance zu geben.
Dazwischen platzieren die beiden Musiker mit
"I Feel It Like You" eine Soul-Swing-Nummer im typischen Yello-Stil, das an düstere David Lynch-Welten gemahnende "Raising Venus" und die Glitzerwelt aus "Magnetic Lies". Durch den finsteren Nebel im Jazz-Stück "Tears Run Dry" bewegen sich die Schatten von Baritonsaxofon und Vibrafon und lassen ihre dunkelgrünen Augen funkeln.
Nur "Fever" mag nicht funktionieren und wirkt wie ein Fremdkörper. 960 Künstler, unter ihnen Peggy Lee, Ray Charles, Elvis Presley und Madonna, haben sich vor Malia und Blank bereits an dem Song versucht. Blank versucht den Charakter des Tracks zu entkernen, reißt danach die baufällige Fassade komplett ein. Leider vergisst er danach, aus den Trümmern Neues zu errichten. Letztendlich bleibt es dabei. Die beste Version des Liedes stammt aus dem Jahr 1976 und wurde von Rita Moreno, Floyd Pepper und Animal in der Muppet Show dargeboten.
Malia und Boris Blank erschaffen ein überraschend harmonisches Werk voller Sinnlichkeit und mit der unterkühlten Eleganz eines Martinis. Ihre Lieder erzählen Geschichten von Knechtschaft, Enttäuschung, Spiritualität, Erniedrigung, Lust und Liebe. Ihre Musik verbindet Jazz und Elektronik zu einem ausgefeilten Konglomerat. Ein Glücksfall für uns, dass sich diese beiden so weit voneinander entfernten Künstler für "Convergence" gefunden haben.
3 Kommentare
Schade dass Malia nach zwei sehr schönen Alben sich diesem überschätzen Produzenten anvertraut hat. Synthetisch, langweilig, entleert und gesättigt wie die schöne Schweiz. Ich hoffe auf Malias 4tes Album.
Schöne Combo, gutes Album!
Was irgendwie noch gar nicht erwähnt wurde, ist, dass diese Scheibe wahrlich ein audiophiler Leckerbissen ist ! Aufnahmetechnisch eine Perle, perfekt aufgenommen !