laut.de-Kritik
A real thriller night: Die Platte geht ins Mark!
Review von David HutzelScheiterte das Berliner Album der Band !!! 2010 daran, dass es trotz der Dancefloor-Akribie der Herren um Nic Offer streckenweise viel zu verkopft daherkam, stellt "Thr!!!er" nun den melodiösen Gegenpol dazu dar. Vielleicht ist die Jackson-Hommage sogar die beste Platte der Band seit dem furiosen "Louden Up Now". Das liegt vor allem an der akustischen Direktheit: Die Band fackelt nicht lange, sondern feuert mit ihren Instrumenten direkt auf die Beine im Club.
Dabei ändert sich doch eigentlich gar nicht so viel. Die hüftintensiven Bassläufe erinnern an die Laszivität des 2007er-Langspielers "Myth Takes" - nicht nur im Opener "Even When The Water's Cold", auch in Glam-Funk-Tracks wie "One Girl/One Boy". Dazu stößt Offers Vocal-Sexappeal oder wie in "Get That Rhythm Right" ein Saxophon-Strip und fertig ist das Albumkonzept.
Fiebrige Ausflüge in den Instrumental-Wald schienen in der Vergangenheit immer der Ausweg zu sein, wenn man den explosiven Charme der eigenen Live-Shows nicht auf Albumlänge zu bannen vermochte. Jim Eno, seines Zeichens Drummer von Spoon, langjähriger !!!-Fan und nun "Thr!!!er"-Produzent ergriff deshalb nun Gegenmaßnahmen. Die Gitarren- und Synthmelodien laufen leichter daher, ohne dem Kitsch anheim zu fallen. Die Platte geht ins Mark.
Trotz ausbleibender Instrumentals kommen Fans des !!!-Minimalismus noch auf ihre Kosten. Symbolisch hierfür das Dance-Brett "Slyd", das altbekannte Synth-Sounds und selbst eingespielte Fake-Samples in einen Acid-Track gießt. Ähnlich dunkel drängen nur das Liebesgeständnis "Californyeah" ("California's in my heart / Oh yeah!") und der Dance-Punk-Song "Station (Meet Me At The)" auf die Tanzfläche. Letzterer dabei mit fast schon untypischen Methoden: Statt der Drummachine gibt's reine Akustik-Drums mit Crash, die Gitarren bauen schallend ihre Wand auf und der Refrain wirft verzerrte Powerchords in die Runde.
Die Lücke, die das LCD Soundsystem vor mehr als einem Jahr unter der Discokugel hinterlassen hat, ist ohne Zweifel grauenhaft riesig. Doch der Titel des Albums, den Frontmann Nic Offer offenbar nur zufällig über das Artwork kritzelte, trifft es auf den Punkt. Das Sextett hat es geschafft, den schwülstigen Jacko-Charme auf eine eigene Art zu interpretieren. Eindrucksvoll leben diese Fragmente auch mal im Körper von Prince oder im maßgeschneiderten Anzug eines James Murphy auf. Und dieses Bild kann man am Ende ja nur anziehend finden.
7 Kommentare
zehn sekunden neutral gehört, dann kam diese schreckliche schnarchnasenstimme des sängers. geht gar nicht.
diesen Effekt hatte ich mit "Kings of Leon" ganz krass... *schaudert*
Auf der letzten gefielen mir noch ganze 2 Stücke, die hier hab ich nach dem Probehören gleich zurück ins Fach geräumt. Trotz aller technischer Finessen: Sie klingen hier so widerlich antiquiert... und ganz sicher nicht auf die coole Jackson-Retrotour: Eher so vermufft wie ein 80er Partykeller, in den man zum ersten mal nach einer Woche ohne lüften und aufräumen wieder die Nase rein hält.
hab noch nie was von david hutzel gehört, scheinbar widerspricht sich sein musikgeschmack genau mit meinem. aber ich schein nich allein zu sein, wenn man die leserwertung anschaut
hab noch nie was von david hutzel gehört, scheinbar widerspricht sich sein musikgeschmack genau mit meinem. aber ich schein nich allein zu sein, wenn man die leserwertung anschaut
Unheimlich starke Platte, wobei mir die Vorgänger fast noch besser gefallen. !!! kann man eigentlich jedem empfehlen, sie mischen Disco, Funk, Afro mit Pop und Hardcore, als wäre es absolut nichts.