laut.de-Kritik

Latin, Metal, Britpop, Pop und Gypsy nebeneinander in sozialistischer Manier.

Review von

Stichwort Grundbedürfnissicherung. Was bringt ein von der Kritik hochgelobtes Werk, wenn das zur Inthronisierung bestimmte Magnus Opus danach wie Blei in den Regalen liegen bleibt?

Da hilft nur die Öffnung hin zu simpleren Strukturen, sprich Pop, um auf breiter Basis Verständnis zu erlangen. Diesen Weg gingen die Alterna-Prog-Pioniere Dredg und die Konzept-Progger Coheed And Cambria. Deren letzte Alben stießen auf zweigeteiltes Echo. Langzeitfans und Kritiker zehren immer noch von den Restposten der Kredibilität der Frühwerke.

Ähnlich - zumindest in musikalischer Hinsicht - verhält es sich bei den hippiesken Semi-Akustik-Proggern 3, die im Laufe ihrer Soundevolution und Inkarnation als eigenständige Band an Psychotic Waltz und Porcupine Tree anknüpfen und mit der immer stärkeren Dominanz der Akustik-Gitarre die Tore hin zu wärmeren, akkordlastigeren Strukturen aufstießen.

Somit platzieren sie sich auf ihrem neuesten Machwerk näher an Rock- und Popspielarten als an Metal und Progressive Rock. Die Konstanten technischer Anspruch, Folkattitüde und die androgyne Stimme von Joey Eppard geben nach wie vor den Ton an.

"Revision" ist – nomen est omen – kein herkömmliches Studioalbum, sondern enthält Neuaufnahmen von Songs, die im Laufe der Jahre keine reguläre Veröffentlichung erfuhren. Stilistisch geben die vom letzten Output bekannten Ohrwürmer "All that Remains" und "Serpents In Disguise" die Marschrichtung vor.

Jetzt liegt mit Ausnahme des sperrigen Openers ausschließlich hitverdächtiges Material vor. Fast jeder Refrain ragt wie ein Monolith aus den intelligent arrangierten Songs heraus. Alles tönt poppig, aber nicht eintönig, da die Schwerpunktsetzung der Pop/Rock-Spielart jedes mal anders ausfällt. Hier regieren in sozialistischer Manier Latin-Feeling, Gypsy- und Flamenco-Strumming, Metal-Riffing, Britpop und ausgefallene Harmonien munter nebeneinander.

"The Better Half Of Me" verbindet 80er Hardrock und College-Rock-Einschlag mit einem sehnsüchtig-schlüpfrigen AOR-Solo und einem funky-Bass. Für sich genommen rufen diese Kategorien allenfalls Naserümpfen hervor, als Songkollektiv macht der Mix jedoch mächtig Laune.

Zudem fällt die Produktion sehr vielschichtig aus. Beispiel ist das halsbrecherische Akustik-Intermezzo "Lexicon Of Extremism", dass zusätzlich zum technischen Anspruch mit zahlreichen Sounds und Percussions Begeisterung für das Arrangement entfacht. Von Anbiederung keine Spur. Möge es die Kritik ihnen verzeihen.

Trackliste

  1. 1. Anyone Human
  2. 2. Rabid Animals
  3. 3. The Better Half Of Me
  4. 4. Automobile
  5. 5. Why
  6. 6. Lexicon Of Extremism
  7. 7. Fable
  8. 8. You've Been Shot
  9. 9. Halloween
  10. 10. The Emerald Undertow
  11. 11. The Game

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2 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    da lob ich mir das neue 4 album..

  • Vor 15 Jahren

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    Juhuuu. Manchmal kommen wahrscheinliche Knaller auch mal unerwartet. Hoffentlich trauen sie sich mehr als zuletzt. Sind mir zumindest momentan sympathischer als CoCa.