laut.de-Kritik

Brutale Core-Shouts und lieblicher Pop-Punk.

Review von

Steht am Anfang eines Metalalbums ein Intro-Instrumental, fällt dieses in der Regel höchst dramatisch und bedeutungsschwanger aus. Gerne mit opulenten Streichern oder düsteren Synthies bestückt, steht es da, um die kommende Finsternis und Schwermut schon mal einsickern zu lassen. Nicht so bei Across The Atlantic: Statt bedrückender Moll-Harmonik erklingt in "Prelude" hoffnungsvolles Dur-Piano. Nach einer halben Minute übernimmt Sänger Jay Martinez das Zepter und schmettert die erste Pop-Punk-Hook.

Damit gelingt Across The Atlantic eine mustergültige Exposition. "Prelude" läuft nur eine Minute, beinhaltet aber bereits alles, was man über das texanische Quintett wissen muss. Der Musik liegt eine durchweg positive Attitüde zugrunde, wenn Jay Martinez den Mund aufmacht, kommt in der Regel Ohrwurm-Material heraus, und die Herren verbinden Metalcore-Riffing mit lockeren Alternative-Vibes und Hardcore-Aggressivität.

Die auf "Works Of Progress" gebotene Mischung ist in seinen Grundzügen hochinteressant und geht etwa in "Blind Eyes" voll auf. Zu Beginn shoutet Jay Martinez über Core-Staccato, dann deuten die Gitarren die softe Seite an und bereiten den Weg für melodischen Refrain und anschließende Blink 182-Reminiszenzen. Im Titelsong gehen Across The Atlantic noch weiter und bestreiten den Albumabschluss mit Akustikgitarre und lieblichen Pop-Sounds.

Mag sein, dass sie mit ihrer Power-Radio-Ästhetik ein paar Jährchen zu spät dran sind, um Teenie-Herzen schmelzen zu lassen. Trotzdem lässt aufhorchen, wie mühelos sie brutale Metal-Elemente stimmig direkt neben leichte Balladen setzen. Der Grund, warum das funktioniert, ist allerdings zugleich die Krux des Albums.

Die Songs sind so glatt poliert, dass ein Anecken der unterschiedlichen Stileinflüsse gar nicht möglich ist. Across The Atlantic ziehen sich einfach die Standard-Masche des einen Genres und kombinieren es mit der Standard-Masche eines anderen. Ihr Palm-Mute-Riffing in "Chin Up" plus freundliche Vocalline klingt wie Pop-Punk-Gruppe XY. In "Word Of Mouth" verwandeln sie sich dank Distortion-Melodik à la The Sorrow und Allerweltsbreakdown in Metalcore-Truppe XY. Die Gesichtslosigkeit, die Across The Atlantic so zur Schau tragen, lässt die ähnlich stilmischenden A Day To Remember wie kernige Authentizitätsbrocken dastehen.

"Works In Progress" birgt das Potenzial, verschiedene Geschmäcker anzusprechen und dürfte so manchen aufgrund der auf den ersten Blick gekonnten Genremelange in seinen Bann ziehen. Fans von Black Veil Brides und Rise Against sollten Across The Atlantic definitiv eine Chance geben.

Leider durchschaut man die Fassade der Texaner allzu schnell. Dann stellt man fest, dass die Parts zwar stylisch miteinander verwoben sind, abgesehen davon aber nichts abseits ausgetretener Pfade zu bieten. haben

Trackliste

  1. 1. Prelude
  2. 2. Playing For Keeps
  3. 3. Sundress Funeral
  4. 4. Cutting Corners
  5. 5. Chin Up
  6. 6. 24 Hours
  7. 7. Word Of Mouth
  8. 8. Self(less)
  9. 9. Starting Over
  10. 10. Blind Eyes
  11. 11. Works Of Progress

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