laut.de-Kritik
Zurück zur Lässigkeit.
Review von Martin LeuteAdam Greens musikalische Entwicklung bleibt bemerkenswert, birgt aber auch enervierende Momente. Vom liebenswert schrägen Antifolk mit den Moldy Peaches zum lässig schunkelnden Folk des Albums "Friends Of Mine" ( 2004) über das orchestrale Indiepop-Werk "Gemstones" hin zu dem überdrehten und manchmal aufgesetzten "Jacket Full Of Danger", das seinen überambitionierten Entertainer-Habitus recht penetrant ausstellte. Mit dem unbedingten Willen zur stilistischen Vielseitigkeit und permanentem Zwang zur Kreativität drohte er sich zunehmend im Dickicht zwischen Folk, Swing, Indie und Honky Tonk zu verlieren.
Was "Sixes" bereits andeutete, bestätigt sich nun mit Greens sechstem Longplayer: Schlichtheit, instrumentale Reduktion und Kohärenz prägen plötzlich wieder das musikalische Schaffen. Der smarte Green entfaltet sich wieder unaufgeregt, unaufdringlich und äußerst charmant.
Ausgerechnet die in die größte persönliche Krise mündende Trennung von seiner Freundin ist für diese Rückbesinnung verantwortlich: "Ich fühlte mich wie traurige Folk-Musik und machte wieder die Musik, die ich liebte, als ich anfing zu spielen. Ich hatte diese Komplexität über, mit der ich mich als Komponist in den letzten Jahren herausgefordert hatte."
Das Liebesleids ist allgegenwärtig: Textzeilen wie "This is not a good day to call me/ Because I cannot spare some sympathy/ My own feeling is mostly unclear" ("Buddy Bradley") veranschaulichen die emotionale Verunsicherung ebenso wie die Aussage "It's not my choice to feel bad" ("Stadium Soul").
Die Songstrukturen erweisen sich als klar und überschaubar definiert, auf Streicher oder ausufernde Chöre wartet man vergebens. Nach wie vor pendelt der Sound des Crooners zwischen der Einfachheit eines Kinderlieds und Vaudeville-Abenteuer - nur schillert eben alles weniger aufgeregt.
Schlichtes Gitarrenspiel prägt sanft und im 4/4-Takt schunkelnde Songs wie "Breaking Locks", "Give Them A Token" oder "Castles And Tassels", um die sich weiche Arrangements aus Orgel, Glockenspiel, Oboe oder nostalgische Synthiebeats ranken.
Während er sich einerseits mit der Akustischen als traditioneller Singer/Songwriter präsentiert ("Boss Inside", "Don't Call Me Uncle"), taucht er daneben mal in Velvet Underground-Soundflächen ("What Makes Him Act So Bad") ein, schrammelt in LoFi-Manier ("Oh Shucks"), versucht sich im Funkrock ("Lockout") oder Worldbeat ("Goblin").
Green verzichtet auf betonte Extrovertiertheit respektive erzwungene Blödeleien - die neue Nachdenklichkeit steht ihm außerordentlich gut. "Minor Love" kommt als rundum gelungenes Werk, auf dem Green seinen einstigen Antifolk-Gestus wieder zur Geltung bringt und zu neuer Lässigkeit findet. Fast wünscht man sich, sein Liebesleid möge noch etwas andauern.
10 Kommentare
Adam Green versucht noch einmal den Kopf aus der Belanglosigkeitsschlinge zu ziehen. Anti-Folk für Großstadt-Mädchen.
http://www.jahrgangsgeraeusche.de/2010/01/…
das album ist auf jeden fall ein reinhören wert, obwohl ich seine musik teilweise ziemich seltsam fand.
ma' gucken
Zitat (« ...über das orchestrale Indiepop-Werk "Gemstones" ... »):
Wenn ich mich richtig erinnere, war Gemstones im Vergleich zum Vorgänger und den Nachfolgern gerade nicht orchestral und verzichtete komplett auf z.B. Streicher.
bin begeistert von der platte. sie ist sehr viel zugänglicher als sixes & sevens und jacket full of danger. währen ich bei sixes mit der zeit auf den geschmack gekommen bin, empfinde ich jacket immer noch als seinen musikalischen tiefpunkt. egal.
jedenfalls ist minor love es ein sehr gelungenes in sich stimmiges album mit wunderbaren melodien. jedoch ist es mal wieder viel zu kurz. aber das kenn man ja schon von adam. nicht ein track der die 3 minuten grenze durchbricht. schade eigentlich.
Buddy Bradley ist ein verdammter Ohrwurm. Allerdings bis jetzt ein angenehmer
adam green hat doch noch nie darauf wert gelegt, nicht belanglos zu sein. das macht ihn doch so sympathisch.