laut.de-Kritik

Mit Gospelchor und Motown-Soul zurück zu alter Stärke.

Review von

Stilistische Einseitigkeit kann man Adam Green wahrlich nicht vorwerfen. Indie- und Folkbarde, Antifolker, Crooner, Orchesterpopper; Adam war schon überall und schlüpft auch auf seinem fünften Album "Sixes & Sevens" wieder in viele Rollen. Was bisher allerdings fehlte, war ein Gospelchor an seiner Seite.

Den hat er nun, und der sorgt in vielen seiner Stücke für einen wohligen Motown-Soul-Flair. Außerdem im Soundbild: Streicher, Bläser, Orgel, Glockenspiel und gar eine Maultrommel.

Das Erfreuliche ist, dass Green wieder häufiger wirkungsmächtig zur Akustikgitarre greift als auf "Jacket Full Of Danger", seine Folk-Wurzeln wieder offener zur Schau trägt und mit weniger süßlichen Arrangements aufwartet. Was ihm außerordentlich gut steht.

Limitieren lässt sich der Endzwanziger aber nach wie vor nicht, bei zwanzig neuen Songs ist immer mit Überraschungen zu rechnen. Im Opener "Festival Song" schwingt ein Hauch von Glamrock mit, wenn ein sattes E-Gitarrenriff, wirbelnde Drums und ein Backgroundchor den kaum wiederzuerkennenden Gesang Adams stützen.

"Tropical Island" entfacht mit Akustikgitarre und Glockenspiel lässiges Baccardi-Feeling, dessen Lieblichkeit wie so oft bei Green mit abgründigen und absonderlichen Lyrics ad absurdum geführt wird.

Mit schnellem Sprechgesang trägt er "That Sounds Like A Pony" zu Drums und schrägen Streichern vor, ehe Bläser, Orgel und Chöre gutlaunig die erste Single "Morning After Midnight" anstimmen.

Großartig, wie er das als Folksong beginnende "You Get So Lucky" mit einer Panflöte untermalt, zu der sich später Bläser und Maultrommel gesellen. Das von der Akustischen begleitete "Drowning Head First" entpuppt sich als charmantes Duett, das er mit seiner Freundin Loribeth vorträgt. Da fühlt man sich doch gleich wieder an die Moldy Peaches erinnert und wer weiß, vielleicht ist ja was dran an dem Gerücht, dass mit Kimya bald eine neue Platte kommt.

Als Crooner präsentiert sich Adam Green im dicht instrumentierten "Broadcast Beach", die Cabaret-Nummer "Sticky Ricky" intoniert er theatralisch zu schwermütigen Pianoklängen. Daneben finden sich wunderbar melodische, reduzierte Akustikgitarren-Nummern wie "It's A Fine", "Grandma Shirley And Papa", "When A Pretty Face" und das hippieeske "Bed Of Prayer". Gospel- und Blueseinflüsse verstärken die angenehm erdige Atmosphäre.

Adam Green wühlt also wieder gehörig in der Musikgeschichte, reizt seine Inszenierungen aber glücklicherweise nicht mehr so aus wie auf manchem Vorgängeralbum. Trotz aller Verspieltheit geht er sehr behutsam, bedacht und weniger überdreht vor, was wohl auch der prima Arbeit des Produzenten Dan Myers zu verdanken ist. Mit "Sixes & Sevens" legt der Peter Pan der Popmusik sein vielleicht bestes Werk seit "Friends Of Mine" vor.

Trackliste

  1. 1. Festival Song
  2. 2. Tropical Island
  3. 3. Cannot Get Sicker
  4. 4. That Sounds Like A Pony
  5. 5. Morning After Midnight
  6. 6. Twee Dee Dee
  7. 7. You Get So Lucky
  8. 8. Getting Led
  9. 9. Drowning Head First
  10. 10. Broadcast Beach
  11. 11. It's A Fine
  12. 12. Homelife
  13. 13. Be My Man
  14. 14. Grandma Shirley And Papa
  15. 15. When A Pretty Face
  16. 16. Exp. 1
  17. 17. Leaky Flask
  18. 18. Bed Of Prayer
  19. 19. Sticky Ricky
  20. 20. Rich Kids

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39 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    jawoll!!!
    endlich wieder ein spitzenalbum nach dem eher mittelmßigen "Jacket full of Danger".
    Das einzige was noch besser ist, war sein Auftritt bei TV total!!! Wer diesen noch nicht kennt sollte mal bei YouTube reinschauen. Einfach köstlich.

  • Vor 16 Jahren

    @merry-go-round (« Schade das Adam schon quasi tot ist und teilweise nur von Indie-Teenagerinnen beachtet wird... Und jene verstehen zu 90% wohl nichtmal die Musik.

    Hab leider bisher nur die Zeit gefunden um "Sixes & Sevens" einmal durchzuhören, aber anhand des wiedermal beeindruckend innovativen Materials von Adam, war dies wohl nur eine Hörprobe.
    Es ist echt unheimlich was dieser immernoch unterschätzte Künstler bietet.

    "Garfield" war einfach nur schräg und dadurch besonders; besonders gut und erfrischend - für die damalige Zeit - wie sich später herausstellte.
    Wenn ich bei "Friends Of Mine" nicht Adams Stimme wiedererkannt hätte, hätte ich gedacht, dass hier ein komplett anderer Musiker musiziert.
    "Gemstones" war dann wieder eine ungalubliche Mutation. Und "Jacket Full Of Danger" war quasi die Symbiose der ersten drei Platten.
    Und nun kommt er mit Gospel und Flöten...
    Über allen stehen dann noch Texte, die oft brilliant sind, oft einfach nur so krank, dass sie wiederum als Perlen der Kunst angesehen werden dürfen.

    Adam ist mein Held und ich meine es ernst und wie gesagt, dabei habe ich "Sixes & Sevens" garnicht mal richtig angehört. :) »):

    du bist echt cool. Weiter so. Hust, räusper, seufz und so...

  • Vor 16 Jahren

    Wollte nur sagen, dass dieses Album immer noch sehr gut ist.
    Um ehrlich zu sein, das Beste von Adam. Ja, besser als "Friends Of Mine".
    Vorallem ist es unglaublich abwechslungsreich und einzigartig. Green ist wie ein Popwissenschaftler.

    Wenn mich jemand dieses Jahr positiv überrascht hat, nicht nur was Medienauftritte angeht (TV Total!! :D :D), dann ist das wohl Green.