laut.de-Kritik
So innovativ wie sich auf dem Lokus einen zu schütteln.
Review von Michael EdeleDa wäre sie wieder, die Schande der späten Geburt. Selbst als Jahrgang 1975 blieb es mir verwehrt, jemals AC/DC mit Bon Scott als Frontmann gesehen zu haben. Als der extrovertierte Sänger der Australier den Löffel weglegte, war bei mir mit harter Musik noch nichts zu holen und neben den ABBA-Scheiben meiner Eltern gab es nur den üblichen Kram aus dem Radio.
Dem guten Bon wird man wohl erst wieder begrüßen können, wenn man dereinst selbst das weiße Licht erblickt, aber den legitimen Erben kann man schon im Diesseits die Hand schütteln. Mit Airbourne rocken seit ein paar Jahren vier Jungspunde durch die australischen Bars, Clubs und inzwischen auch Stadien, die nicht nur den Sound von AC/DC, sondern vor allem auch die Stimme und den Spirit von Bon Scott mit dem Mutterbier in sich aufgesogen haben. "Runnin' Wild" macht jedenfalls von der ersten, bis zur letzten Note ordentlich Dampf.
Das ist zwar so innovativ wie sich auf dem Lokus einen zu schütteln, macht aber fast genauso viel Spaß. Man mag sich berechtigterweise fragen, wer denn noch eine Band braucht, die wie eine andere Combo klingt, die seit Jahren ein und dasselbe Album aufnimmt? Tja nü, in dem Fall machen Power, Spielfreude und die enorme gute Laune jede Menge wieder wett. Kein Wunder, dass dieser Sound als Aussie Pub Music bezeichnet wird, denn man verspürt ständig den Drang, sich ein Bier in den Hals zu leeren und auf den Boden zu rotzen.
Mit dem Eröffnungsschlag "Stand Up For Rock'n'Roll" und "Runnin' Wild" setzen uns die Aussies ein Doppel vor, das sofort in die Beine geht und sozusagen gleich die Bedienungsanleitung im Text mitliefert. Die Gitarren braten fett und genauso dreckig wie bei AC/DC oder Rose Tattoo und wer den Refrain nicht mitgrölt, trinkt entweder nur Frischmilch oder wird von seiner Freundin nur ohne Klöten vor die Tür gelassen. Dieses Tempo legen sie auch noch bei "Blackjack" oder "Girls In Black" vor und dürften die Nackenmuskulatur damit ganz schön strapazieren.
Aber Tempo ist ja nicht alles, schließlich lässt sich gute Musik auch mit fetten Grooves und griffigen Melodien verfeinern, weswegen sich Airbourne Songs wie "Too Much, Too Young, Too Fast", "Fat City" oder "What's Eatin' You" ausgedacht haben. "Runnin' Wild" verströmt von vorne bis hinten jede Menge Spaß und vor allem die Ehrlichkeit, die diese Musik benötigt. Dass jedes Riff oder Lick zuvor schon von irgendeiner anderen Aussie-Band gespielt wurde, interessiert dabei eigentlich nur am Rande.
Das einzige was etwas nervt, ist die Penetranz, mit der Roadrunner Records aus der Truppe den nächsten Hype kreieren wollen. Im Vergleich zu Schrott wie Üebermutter hätten es Airbourne aber sogar verdient.
15 Kommentare
GEKAUFT!
Super Rezension, die verdient 5 Punkte
Der Scheibe selbst gebe ich nur 3, rockt wirklich ordentlich, ist aber eben nicht das Original.
Aber das Original rockt eben nur noch mit halöber Kraft...dann doch lieber eine gute Kopie...
Hmm, normalerweise nicht so mein Stil aber die Platte macht Spaß und musikalisch ein echtes Schmankerl.
Sollte man sich das Digipack zulegen?
Empfehlungen/Meinungen/Spekulationen dringend erwünscht.
Auf keinen Fall. Kauf Dir lieber alle Alben von Fall of the Leafe. Die machen gute Mucke.