laut.de-Kritik
Positiveness for the prince and princess.
Review von Dani Fromm"Positiveness"! Wie ein Schlachtruf bricht es aus ihm heraus. Auch wenn allüberall die Unken das Ruder zu übernehmen versuchen: Alborosie hat sich das genaue Gegenteil auf die Fahnen geschrieben. "Positiveness for the prince and princess."
Vor Jahren schon erklärte der Rastafari mit den sizilianischen Wurzeln seine Hauptmotivation: "Für mich dreht sich alles um eine Sache: One love and unity." Das hört man auch seinem jüngsten Album wieder an.
Die fröhliche, gut aufgelegte Grundstimmung bedeutet allerdings nicht, dass Alborosie die Augen vor den oft hässlichen Realitäten verschließen würde. "Don't feel too cosy", warnt er und prangert die konsumorientierte Ellenbogengesellschaft, in der jeder nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, harsch an.
"The final confrontation", Gut gegen Böse nämlich, steht noch aus. Alborosie hat allerdings längst entschieden: Er wählt seine Waffe, das Wort, und seine Rüstung, die Liebe. Klingt kitschig, mag sein. An der Fütterung des babylonischen Dämons, der sich von Angst und Vorurteilen ernährt, beteiligt sich Alborosie jedenfalls nicht.
Eine musikalische Revolution tritt er so jedoch auch nicht los. "Sound The System" oszilliert in freundlichen Bahnen zwischen traditionellem Dub-Reggae und etwas schmissigerem Ska und Rocksteady, fährt gleichermaßen Legenden (wie die Abyssinians oder Dean Fraser) und legendäre Songs (wie Marleys "Zion Train") auf.
Die klassische Instrumentierung mit quakenden Gitarren, hübsch pluckernden Basslinien, Drums und Keyboards dominiert. Backgroundsängerinnen oder Frasers Saxophon runden den Eindruck angenehm, aber eben doch wenig aufregend ab.
Etwas reduzierter fallen die Strophen von "There Is A Place" aus. Die R'n'B-lastige Hookline hätte ich an dieser Stelle gar nicht zwingend gebraucht. Hin und wieder blubbern elektronische Klänge durchs Bild. Die wirken wie Effektgeräten entlockt, die es an Geschichtsträchtigkeit mindestens mit dem Equipment aufnehmen können, das Jah Shaka seit gefühlt einem Jahrhundert durch die Basements schiebt.
Das Pfund, mit dem Alborosie regelmäßig wuchert, bleibt seine Stimme. Die scheint sich mit den Trommelfellen gar nicht erst aufzuhalten, sondern schrappt direkt übers Zwerchfell. Keiner röhrt lässiger "Rrrrrrrrrrrragamuffin" in den Äther. Zuckersüßer Backgroundgesang oder der Kontrast im Duett mit Nina Zilli in "Goodbye" unterstreichen noch die Besonderheit seines Gesangs.
"Rock The Dancehall" - für eine solche Mission hätte man schon deutlich mehr Wucht auffahren müssen. Das gesetzte Ziel hat Alborosie trotzdem mühelos erreicht: "Negative energy must run from here." Husch, husch. Weg hier! Aber flott!
1 Kommentar
ich fordere mehr Reggae/Ska/Dancehall/Dub Reviews und eine eigene eigene Kategorie - seit Jahren.