laut.de-Kritik
Knarz-Ambient fernab von technoider Seelenlosigkeit.
Review von Daniel StraubFindet eine Platte des Berliner Labels Shitkatapult den Weg auf den Plattenteller, so knackt und knarzt es normalerweise an allen Ecken und Enden. Paradebeispiel für und Aushängeschild des neuen Techno mit dirty Rock'n'Roll-Attitüde ist Shitkatapults Label-Boss Marco Haas aka T.Raumschmiere, dessen Tracks inzwischen alle namhaften DJs hoch und runter spielen.
Gar nicht so recht ins Knarz-Techno-Image will "Duplex", der zweite Longplayer von Apparat, passen. Seine flächig-experimentellen Arrangements stehen in der Tradition von Autechre und Nurse With Wound und verweigern sich dem schnellen Genuss auf dem Dancefloor konsequent.
Wollte man unbedingt ein neues Genre für den musikalischen Output von Sascha Ring finden, so könnte man an Wortkreationen wie Knarz-Ambient denken. Denn die von Ring verwendeten Sounds passen durchaus ins Label-Raster von Shitkatapult. Nicht der durch Filter gereinigte, in stundenlanger Frickelarbeit glattgebürstete Klang fasziniert bei Apparat, das machen schon die ersten Töne des Openers "Granular Bastard" deutlich.
Ein organisch analoges Knacken, dem Abspielen von alten Vinyl-Platten nicht unähnlich, sorgt für den letzten Schliff. Normalerweise unter der Rubrik Störgeräusche geführt, dienen die unreinen Sounds bei Apparat der Veredelung der 13 Tracks und sorgen somit für einen runden Abgang im Gehörgang.
Hier liegt das Geheimnis von Apparat. Der 41. Strike des Shitkatapult-Labels wandert zwischen abstrakten Arrangements und organischen Computersounds. "Warm Signal" versprüht nichts von technoider Seelenlosigkeit, überrascht dafür aber mit wohligen Surr-Geräuschen und dadaistisch eingestreuten Klavierakkorden, die sich so oder ähnlich auch bei Nurse With Wound finden lassen würden.
Saxophon, Klarinette, Gitarrenchords und schräge Vocals lockern die synthetischen Arrangements zusätzlich auf. Für die Heavy-Rotation im CD-Player kommt "Duplex" dennoch nicht in Frage. Dafür ist der Wiedererkennungseffekt der einzelnen Tracks schlicht zu gering. Für ein nicht alltägliches Hörerlebnis ist Apparat aber allemal gut.
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