laut.de-Kritik

Sounds für die Theaterbühne zu Tolstois Klassiker.

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Seit seinem umjubelten Beitrag für die "DJ-Kicks"-Reihe des renommierten Berliner Labels Studio !K7 darf sich Sascha Ring zu den wichtigsten Produzenten elektronischer Musik in Deutschland rechnen. Eine erstaunliche Entwicklung wenn man sich vor Augen führt, dass Apparat, wie sich Ring für seine Produktionen nennt, nie irgendwelche Kompromisse bezüglich seiner Musik gemacht hat.

Jetzt wird er einmal mehr seinem Ruf als experimenteller Querdenker gerecht. Anstatt einen tanzbaren Album-Nachfolger zu "DJ-Kicks" zu produzieren, hat er sich selbst zurückgenommen und seine Stücke in den Dienst einer Theaterproduktion gestellt.

Tolstois Epos "Krieg und Frieden" liefert die literarische Vorlage für das neueste Apparat-Album, as in enger Zusammenarbeit mit dem Theater-Regisseur Sebastian Hartmann und dessen 30-köpfigem Ensemble entstanden ist. Ganz entscheidend für die Arbeit war Hartmanns Kunstverständnis, das sowohl seinen Schauspielern, als auch Sascha Ring größtmögliche Freiheiten bei der Interpretation von Tolstois Werk zugestand. So ist ein Album entstanden, bei dem sich Apparat ungezwungen in der für ihn fremden Welt des Theaters bewegen konnte.

Mit lediglich zwei Musikern der Apparat Live-Band sind die zehn Stücke entstanden. Cello und Violine tragen die Stimmung von "Krieg und Frieden" im Wesentlichen und verleihen dem Album einen überwiegend akustischen Charakter. Hier spitzt er eine Entwicklung zu, die er mit seinen Alben "Walls" und "The Devil's Walk" schon vor einiger Zeit eingeleitet und mit seiner Live-Band weiter ausgebaut hat - die Freude an akustischen Klängen im Zusammenspiel mit elektronischen Sounds.

Die Wahl der Instrumentierung mit ihrem Fokus auf den Streichern schlägt den Bogen ins frühe 19. Jahrhundert, der Zeit von Tolstois "Krieg und Frieden". Die klassischen Aspekte von Stücken wie "44" oder "K&F Thema" hinterlassen, erhalten durch die elektronischen Arrangements von Sascha Ring nur eine ganz zarte zeitgenössische Komponente. Überhaupt hat man beim Hören von "Krieg und Frieden" den Eindruck, dass Apparat den ihm eingeräumten musikalischen Freiraum im neuen Medium des Theaters extrem umsichtig und sehr respektvoll nutzt.

Das mag mit ein Grund dafür sein, dass das Album "Krieg und Frieden", trotz der in der literarischen Vorlage beschriebenen historischen Umwälzungen, eher leise und introviert daherkommt. Große Schlachten werden nicht einmal bei "Austerlitz" geschlagen. Viel eher offenbaren sich in den Stücken die seelischen Konflikte der Protagonisten von Tolstois Roman. Die sind nämlich, bei aller zu Schau getragenen, martialischen Etikette in "Krieg und Frieden", mit etwas ganz persönlichem beschäftigt: der Suche nach dem Sinn im Leben.

Trackliste

  1. 1. 44
  2. 2. 44 (Noise Version)
  3. 3. LightOn
  4. 4. Tod
  5. 5. Blank Page
  6. 6. PV
  7. 7. K&F Thema (pizzicato)
  8. 8. K&F Thema
  9. 9. Austerlitz
  10. 10. A Violent Sky

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