laut.de-Kritik
Ruckzuck ist die Tanzfläche voll.
Review von Kai ButterweckDrei Tage für die Aufnahmen und drei Tage fürs Mischen: Für die Produktion ihres neuen Albums "More Signal More Noise" hat die Asian Dub Foundation nicht einmal eine Woche gebraucht. Das verdient Respekt; zumal die Band mit sechs Mitgliedern nicht gerade zu den unterbesetzten Combos gehört. Doch scheinbar vergeuden die Briten keine Zeit mit endlosen internen Sound-Debatten, sondern konzentrieren sich lieber auf die Musik. Und die lässt sich auch im Huschihuschi-Gewand gut an.
Mit dem in zwei Tempo-Blöcke aufgeteilten Opener "Zig Zag Nation" drücken Sänger Ghetto Priest und sein Gefolge gleich zu Beginn aufs Gaspedal. Ruckzuck ist die Tanzfläche voll. Und das bleibt auch so. Kratzige Gitarren und Ragga-Beats halten Tanzwütige weiter bei Laune ("The Signal And The Noise"), ehe die Band mit dem fetzigen "Radio Bubblegum" die Crossover-Keule schwingt. Originell klingt zwar anders. Aber die groovigen Vibes wecken Erinnerungen an Großtaten von Bands wie 24-7 Spyz und Living Colour.
Die beiden Instrumentals "Blade Ragga" und "Semira" servieren im Anschluss Puzzle-Kost für Eingefleischte. Hier darf jeder mal naschen. Flöten, Gitarren, Effekte und verkopfte Breaks und Fills: Jam-Session-Herz, was willst du mehr? Weiter geht's mit dem mystisch angehauchten etwas schleppenden "Stand Up", ein Füller zum Luftholen. Wo ist die Skip-Taste? Ich will mich wieder bewegen! Die Band hat ein offenes Ohr und sorgt mit dem hibbeligen Dub-Rock-Mix namens "Flyover 2015" wieder für etwas mehr Feuer unterm Dach.
Das orientalisch angehauchte "Hovering" verkleidet sich allerdings als Feuerwehrmännchen und lotst alle schwitzenden Leiber wieder nach draußen. Jeder Protest nützt nichts. Keiner kommt mehr rein. Die Party ist aus.
Was bleibt, sind drei halbgare Standard-Tunes für den Nachhauseweg ("Get Lost Bashar", "Fall Of The House Of Cards", "Dubblegum Flute Flavour"). Aber gut, wir wollen nicht meckern. Für nicht einmal eine Woche Arbeit passt das schon. Unter anderen Umständen hätte das hier aber richtig fett werden können.
2 Kommentare mit 4 Antworten
Als in den 90ern so diese BigBeat/Crossover-Schiene aufkam, mochte ich ihre Sachen schon ganz gerne. Werde mal ein Ohr riskieren.
Das Album könnte noch mehr solche Kracher wie "Zig Zag Nation" vertragen. 3/5
Ich finde ja gerade die "Facts & Fictions" hätte einen Meilenstein verdient. Diese Mischung aus Techno, Drum 'n Bass, Dub und Hip Hop- MC war etwas völlig eigenständiges, cooles.
Übrigens. In 2 Wochen ist wieder Kollektivhören, falls du Bock hast. Ich schicke aber wahrscheinlich nur ein und bin nicht im Chat, weil erstmal zurück zu Mutti ziehen und dann in Berlin was suchen, wohnungsmäßig.
"Rafis Revenge" hat mir noch besser gefallen, die ging runter wie Öl. War eben auch gut produziert. Erst bei fetter Abmischung macht Dub-Rock richtig Spaß. Das neue Album ist etwas spartanischer, aber wächst mit jedem Mal hören. Habe vorher 10 x Zig Zag Nation in Dauerschleife gehört, danach passt auch das Album.
Bin beim Hören bestimmt mit dabei und schaue dann gleich mal vorbei. Na dann viel Erfolg auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Wird bestimmt nicht einfach, aber mit Muttis Hilfe wird es schon gelingen.