laut.de-Kritik

Auf der Suche nach der Traumfrau.

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Für Leute, die Musik gerne in Schubladen stecken, stellen Bandabardò ein echtes Problem dar. Klar, sie kommen aus Italien, aber hören sie sich auch wie irgendeine andere Band aus dem Land Puccinis und Tottis an?

Von der Sprache mal abgesehen – nicht wirklich. Erinnern sie mit ihrer anarchischen Fröhlichkeit nicht an Manu Chao? Ja, in machen Stücken schon, aber dafür sind sie vielfältiger als der frankospanische Barde. Ska? Django Reinhardt? Chanson? Tango? Rock? Alles mit dabei.

Das gilt auch für das vorliegende Studioalbum. Ihr erstens seit vier Jahren, vom eklektischen Best Of "Fuori Orario" mal abgesehen. Die vierzehn Stücke erzählen diesmal eine zusammenhängende Geschichte: die eines fiktiven Mannes namens Ottavio. "Ein Drama in vier Akten und mit einem großen Finale", ist dazu auf der Titelseite des Booklets zu erfahren.

Los gehts mit der Geburt. "Ottavio zeigt schon als Kind großes Interesse an der Liebe und ihren intimen Aspekten." "Bambino, mach keine Dummheiten", mahnt die Familie im Opener, begleitet von einer heiteren Akustikgitarre, einer Mandoline und operettenhaften Einlagen, die dem neapoletanischen Lied (Renato Carosones "Guaglione") eine neue Note verleihen.

Ottavio hält sich natürlich nicht an den Rat und schließt Bekanntschaft mit bösen Mädchen ("Bambine Cattive"), deren Reiz eine irisch anmutende Geige und ska-punkige Rhythmen inklusive Gitarrensolo untermalen. Doch so einfach ist die Angelegenheit nicht, wie der groovige, dennoch "Schüchterne Tango" zeigt.

In seiner Jugend (zweiter Akt) beginnt Ottavio mit Außenseitern anzubandeln – dem Transvestiten Mary ("Balla Ancora", das tatsächlich an Manu Chao erinnert), einem alten Anarchisten (eine mitreißende Version von Georges Brassens' "La Mauvaise Réputation") und dem Gossenkind Lilù (rockig und druckvoll, mit 60es-Orgel).

Dennoch ist die Suche nach Liebe nicht einfach (dritter Akt). Der Heiratsantrag an eine Karrierefrau misslingt ("O' Guerriero 'Nnammurato", wieder ein neapoletanisches Volkslied), auch beim Priester Gino (verträumte Klavierballade) findet er kein Seelenheil. Also sucht er Trost bei Tänzerinnen (die Vaudeville-Nummer "Ballerine" mit Eminem-Zitat), doch schließlich weiß er nicht mehr weiter ("Senza Parole", Flamenco-Einflüsse).

Ottavio flieht aufs Land (Akt vier). Dort lernt er die lustige Witwe Begbick kennen (rockig, frei nach Brecht), doch sehnt er sich schließlich doch wieder nach "Smog, Lärm, Ignoranz und Gewalt" (das melancholische "Porto Cabagna") und kehrt zum "Gran Finale" zurück in die Stadt.

Die Moral der Geschichte? Zum Glück kein Happy End. Pfeifend schließt Ottavio einen "Waffenstillstand mit sich ab, um zu überleben". Nachdem es in der Wirklichkeit nicht geklappt hat, flieht er in eine Fantasiewelt und macht sich dort auf die Suche nach seiner Traumfrau.

Auch auf ihrem achten Album greifen Bandabardò tief in die musikalische Kiste und zaubern eine zirkusreife Mischung aus Stimmungen, unterschiedlichen Musikstilen, Ernst und Vergnüglichem hervor. Ein Klassealbum mit einem rotem Faden, der auch noch erkennbar bleibt, wenn man kein Italienisch versteht.

Trackliste

  1. 1. Bambino
  2. 2. Bambine Cattive
  3. 3. Timido tango
  4. 4. Balla Ancora
  5. 5. La Mauvaise Réputation
  6. 6. Lilù Si Sposa
  7. 7. O' Guerriero 'Nnammurato
  8. 8. La Ballata Di Don Gino
  9. 9. Le Ballerine
  10. 10. Senza Parole
  11. 11. Viva La Campagna
  12. 12. La Vedova Begbick
  13. 13. Porto Cabagna
  14. 14. Armistizio

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