laut.de-Kritik
Mit Captain Kirk und Wolverine auf Broadway-Bummel.
Review von Artur SchulzLängst hat sie gleichgezogen mit Frank Sinatra: Mit dem Vorgänger "Partners" platzierte Barbra Streisand ihr 33. Top-Ten-Album in den USA. Auch 2016 kommt die letzte große Hollywood-Diva nicht allein: Diesmal hat sie eine ganze Reihe Hollywodstars im Schlepptau, bei deren Auswahl man sich zum Teil zunächst verwundert die Augen reiben mag.
"Captain Kirk" Chris Pine lässt den Phaser stecken und schwebt stattdessen auf "I'll Be Seeing You / I've Grown Accustomed To Her Face" durch die "My Fair Lady"-Musical-Galaxie. "Wolverine" Hugh Jackman lässt für "Any Moment Now" scharfe Adamantiumkrallen eingefahren und statt dessen seinem tiefsten Inneren gefühlig freien Auslauf. Hier macht sich seine Musicalerfahrung bestens bezahlt. Star Wars"-Darling Daisy Ridley und Kollegin Anne Hathaway begleiten die Streisand auf ihrem "At The Ballet"-Abstecher.
Anthony Newley ist gar seit 1999 verstorben. Doch mittels heutiger Studiotechnik harmoniert er auch 2016 noch in bester Crooner-Manier vorzüglich mit seiner neuen Duett-Kollegin ("Who Can I Turn To (When Nobody Needs Me)".
Dabei stehen Barbra und ihr noch immer imponierendes Intonationsvermögen im Vordergrund. Doch sie behält eine alte Hollywood-Höflichkeit stets im Auge, die da lautet: Den Partner gut aussehen lassen.
Als störend wird mancher die Spoken Word-Passagen (auch innerhalb eines Tracks) empfinden, die das Umfeld des jeweiligen Songs innerhalb des dazugehörigen Bühnenstücks beleuchten. Musical besteht eben nicht nur ausschließlich aus Gesang. Als Kunstgriff funktioniert das Gesamtkonzept in sich aber stimmig. "Encore" ist ein Album, das am Broadway wurzelt.
Mit besonders jüngerem Kinopublikum bekannten Akteuren wie Pine und Jackman verbindet die Streisand das Alte mit der Jetztzeit und erschließt dem klassischen Musical-Repertoire so ein neues Publikum. Der Balladen-Anteil ist hoch, auflockernd schieben sich mitunter dezent federnde Rhythmen ein ("At The Ballet"). Zusammen mit Alec Baldwin steht ein gelungener Abstecher aufs Swingparkett auf dem Programm ("The Best Thing That Ever Has Happened"). Nach all den vielen Kollaborationen der vergangenen Jahre - inclusive dem vorliegenden Broadwayausflug - wünscht man sich mittlerweile allerdings wieder ein wirklich neues, pures Streisand-Album, mit eigens exklusiv für sie geschriebenen Songs.
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