laut.de-Kritik
Akustisches Lagerfeuer für lange Winterabende.
Review von Daniel StraubNach zweijähriger Abstinenz vom Musikmarkt kehrt das Ein-Mann-Projekt Beef Terminal mit dem neuen Longplayer "The Isolationist" zurück. Wie die beiden Vorgänger erscheint das aktuelle Album wieder auf dem kanadischen Experimental-Label Noise Factory Records. Trotz Albumtitel und Labelumfeld geben sich Beef Terminal 2004 so zugänglich wie noch nie und überraschen mit einem ungewohnten Maß an Melodie, das eine deutliche Distanz legt zwischen "The Grey Knowledge" und heute.
So trifft der Titel "The Isolationist" zwar noch auf die Arbeitsweise des Einsiedlers Mike Matheson zu, der am liebsten in seinem Heimstudio sitzt und die dunklen Wintermonate über an neuem Material arbeitet. Die Tracks selbst sind weitaus weniger abstrakt als noch vor zwei Jahren und klingen längst nicht mehr wie eigenwilligen Soundexperimente aus der Klangküche eines Eigenbrödlers. Deutlich warmer fällt die Stimmung in den neuen Beef Terminal-Sounds aus.
Und das trotz des strengen kanadischen Winters. Vielleicht brauchte Matheson ja so etwas wie ein akustisches Lagerfeuer, an dem er sich wärmen konnte. Und das geht eben am besten mit einem Grundstock an minimal eingesetzten, analogen Klängen, auf denen sich freundliche Gitarrenakkorde wohlig ausbreiten können. Freilich behalten die elf Tracks ihren Ambient-Charakter, leben von der allmählichen Veränderung, die sich an der Zeitachse abtragen lässt.
Einzig bei "Lines Of Division" machen Beef Terminal einen seltenen Ausflug in beat-gestützte Strukturen, klingen beinahe rockig, wenn auch eher im Sinne von Bands wie Neu! oder Faust, denen es ebenfalls gelang, abseits eines vorhersehbaren Strophe-Refrain-Schemas ihren eigenen Zugriff auf eines der populärsten Genres in der Musikgeschichte zu entwickeln.
Beef Terminal erhebt auf "The Isolationist" seine Verbindung aus analog-akustischen und digital-reproduzierten Sounds in den Rang eines Markenzeichens. Was auf "The Grey Knowledge" noch mehr nach mehr oder minder zielgerichtetem Experimentieren klang, wurde nun mit einem Ohr für das Wesentliche auf den Punkt gebracht.
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