laut.de-Kritik

Biolay und Trenet: Ein Treffen der Generationen.

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Dieser Mann ist nicht aufzuhalten. Benjamin Biolays letztes reguläres Album "Vengeance" mag fast drei Jahre her sein, aber sein Schöpfer sitzt niemals still. Er produzierte Vanessa Paradis' Album "Love Songs" (2013) und strickte anschließend Hommagen an den Polit-Chansonnier Jean Ferrat und den wohl bekanntesten französischen Sänger Renaud ("La Bande à Renaud").

Vielleicht entsann sich Biolay zwischendurch noch anderen eigenen Helden, etwa Charles Trenet, dem er nun ein ganzes Album widmet. Der 2001 im Alter von 87 Jahren gestorbene Trenet gilt als Gründervater des zeitgenössischen Chansons, Biolay zumindest als Antreiber der Nouvelle Chanson-Bewegung um die Jahrtausendwende. Ein Treffen der Generationen sozusagen.

Trenet ist hierzulande in erster Linie als Sänger von "La Mer" bekannt, das auch Django Reinhardt und Caterina Valente coverten. Gemeinsam mit dem Gitarristen und Bassisten Nicolas Fiszman und dem Schlagzeuger Denis Benarrosh, die ihn schon 2009 auf "La Superbe" begleiteten, wagte sich Biolay nun an eines der Nationalheiligtümer Frankreichs, zu dem selbst Ikonen wie Serge Gainsbourg und Charles Aznavour aufschauen.

Und wie es sich für einen der wohl talentiertesten Musiker des Landes gehört, langt Biolay abermals nicht daneben. Er scheint einfach zu spüren, wann ein Song nach der abgespeckten Jazztrio-Besetzung ("En avril à Paris") verlangt, wann nach der großen Orchester-Geste ("Que reste-t-il de nos amours?") und wann nach einem Duett ("J'ai ta main" mit Vanessa Paradis, im Original kein Duett).

Melancholische Höhepunkte wie "L'ame des poetes" und "Vous qui passez sans me voir" betonen Biolays Talent als Arrangeur. Dass die Versionen eher modern denn nostalgisch klingen, ist umso verwunderlicher, da Biolay seine Liebe zum Soundexperiment hier deutlich zurück steckt und dezent klassisch (oder einfach demütig) vorgeht. Leider bleibt "Le grand cafe" der einzige Song, bei dem Biolay den schnellen Swing einfängt, der gerade für viele Deutsche oft den charmanten Glanz französischer Chansons aus der Mitte des letztes Jahrhunderts darstellt.

Trenet, der als großer Melancholiker galt, hätte der Hommage sicher seinen Segen gegeben, ungeachtet von Biolays offenkundiger Bewunderung. Ein berühmtes Zitat Jacques Brels schließt das Booklet zum Album: "Ohne Trenet wären wir alle Buchhalter".

Trackliste

  1. 1. Revoir Paris
  2. 2. Verlaine
  3. 3. Le grand cafe
  4. 4. Que reste-t-il de nos amours?
  5. 5. L'ame des poetes
  6. 6. Le piano de la plage
  7. 7. En avril à Paris
  8. 8. Le temps des cerises
  9. 9. J'ai ta main
  10. 10. Coin de rue
  11. 11. Vous qui passez sans me voir
  12. 12. La romance de Paris
  13. 13. La chanson du faussaire

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