laut.de-Kritik

Vom grauen London ins helle Los Angeles.

Review von

"Natürlich nimmt das Umfeld auch Einfluss auf die musikalische Ausrichtung eines Albums", verriet uns Beth Orton vor einigen Wochen im Interview. Es mache schließlich einen Unterschied, ob man im verregneten London oder im sonnigen Los Angeles aufnehme, so die britische Songwriterin. Recht hat sie, die gute Beth. Es dauert keine halbe Minute beim Opener "Snow", da wabert der luftig lockere Vibe der amerikanischen Westküste bereits durchs Wohnzimmer.

Ein trocken pumpender Basslauf, hibbelige Percussions und flirrende Synthies bilden den Soundteppich, auf dem Beth Orton ihren hippiesk angehauchten Gesang bettet. Alles trippelt. Alles ist in Bewegung. Fast schon clubbig tänzelt sich dieser Einstieg in Richtung Dancefloor.

"Moon" startet ebenfalls mit einer markanten Basslinie. Die Elektronik behält weiterhin die Oberhand. Keinem klaren Schema folgend, jauchzt Beth Orton hohe Töne ins Mikrofon. Auch das anschließende "Petals" präsentiert sich umgeben von einem mystischen Klangschleier. Erst zum Ende des Songs brechen die Dämme. Electronica meets Noise: gewagte Symbiose. Aber irgendwie bleibt man dran.

Mit Ausflügen in 80s-Pop-Welten tut sich Beth Orton dann aber keinen Gefallen. Ihre zarte Elfenstimme wirkt plötzlich etwas verloren. Umgeben von monotonen Klick-Beats und wirren Keyboards hüpft sie wie ein aufgescheuchtes Reh im Takt ("1973").

Glücklicherweise findet die Sängerin aber schnell wieder in die Spur zurück. Sie greift fortan tief in die Folktronic-Schatulle ("Wave", "Falling", "Flesh And Blood"), ehe der kurzweilig instrumentale und spielerisch veranlagte Titeltrack am Ende den Deckel draufmacht.

So klingt es also, wenn eine Songwriterin aus dem grauen London im hellen Los Angeles Musik macht. Das Geheimnisvolle bleibt immer noch präsent, die mystische Experimentierfreude erinnert an Beth' Anfangstage. "Kidsticks" präsentiert sich aber auch neugierig und offen. Nichts bahnbrechend Neues, aber eine gelungene Verschmelzung von Organischem und Synthetik.

Trackliste

  1. 1. Snow
  2. 2. Moon
  3. 3. Petals
  4. 4. 1973
  5. 5. Wave
  6. 6. Dawnstar
  7. 7. Falling
  8. 8. Corduroy Legs
  9. 9. Flesh And Blood
  10. 10. Kidsticks

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