laut.de-Kritik
Berliner 80s-Goth-Melancholie with a little help from MGMT.
Review von Michael Schuh"Bring me to tears, yeah", singt Adam Byczkowski an einer Stelle seiner neuen Platte. Dass dem Mann zum Heulen zumute ist, sollte kaum verwundern. Nach Hype-EPs und ewigem Studiogetüftel stand 2020 einiges auf seiner Agenda: Debütalbum mit bekanntem US-Produzenten, Showcase auf der wichtigen Branchenmesse SXSW in Texas und eine Amerika-Tournee mit der ebenfalls nah an den 80s gebauten Band Tops.
Doch wie so vieles, was dieses Jahr grob mit Kultur und Zeitplänen zu tun hatte, implodierte auch das größte 2020-Thema des Berliner Indie-Labels Mansions And Millions. Ausgerechnet "Something To Lose" betitelt, wird das Better Person-Debütalbum in eine Welt geboren, die sich abkapselt. Beinahe beängstigend, wie sehr das alles plötzlich in unsere Zeit passt.
"Na Zawsze" empfängt uns mit der bekannten Ladung Synth-Doom, die Byczkowskis helle Stimme konterkariert. Bewegende 80s-Gothic-Melancholie, auch wenn man kein Wort polnisch versteht. Doch was passiert dann? Hüpfende Arpeggios in "Hearts On Fire", die Lockdown-Apathie urplötzlich wie weggeblasen. Better Person im Wham!-Modus, das gab es bislang noch nicht und führt uns geradewegs zum erwähnten Star-Produzenten: MGMT-Keyboarder Ben Goldwasser legte hier offenkundig seinen Melodienfundus in die Waagschale.
Praktisch, dass sich Goldwasser 2019 mal in einem Berliner Undergroundclub herumtrieb, wo ihn der wachsame Synth-Pop-Connaisseur Byczkowski natürlich sofort ansprach. Nur ein Beispiel, wie vielfältig die kulturellen Verluste, die das nicht vorhandene Nightlife in Pandemiezeiten nach sich zieht, ausfallen können.
In der alten Zeit düste der wehmütige Berliner mal schnell nach Los Angeles, um von Goldwassers Programmierkünsten zu profitieren. Spätestens in "Something To Lose" kämpfen sich tatsächlich ein paar kalifornische Sonnenstrahlen ins wolkenverhangene Soundbild. Die Upbeat-Psychedelik von MGMT à la "Little Dark Age" sucht man vergebens. Vielmehr bestärkte Goldwasser den Berliner darin, seine Trademark-Sounds noch akzentuierter auszuspielen.
Elegische Tristesse samt Glockenschläge evozieren The Cure ("Dotknij Mnie"), gleichzeitig oszilliert Better Person geschickt zwischen der Sehnsucht von Sade und der Theatralik Marc Almonds. Dass "Something To Lose" an diesen Vergleichen nicht zerbricht, liegt an der Kraft von Byczkowskis Songwriting. Da hat einer sein ganzes Herz in die Musik gesteckt (siehe Cover), sich Termindruck von außen verbeten und so lange an diesen neun Songs herumgeschraubt, bis das Ergebnis tadellos war. Dass die Welt zwischenzeitlich eine andere geworden ist, ändert nichts an der Strahlkraft von Better Person.
1 Kommentar mit einer Antwort
Ich frage mich, was Herr Schuh da hört?!
Diese ganzen Verweise höre ich nicht ansatzweise raus.
The Cure, Sade, Wham, Marc Almond - Nicht mal ähnlich und vom Niveau doch 5 Stufen tiefer.
Langweilig, Stimme ziemlich grausam...Schade!
Jupp, hab ich mir auch gedacht. Las sich vielversprechend.