laut.de-Kritik
Limp Bizkits Wes Borland bricht mit allen Hörgewohnheiten.
Review von Manuel BergerLimp Bizkit stellten mit Albumtiteln wie "Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water" plus zugehörigem Artwork unter Beweis, dass sie nicht ganz backe sind. Und um seine Neurosen auszuleben, reicht zumindest Gitarrist Wes Borland die Hauptband nicht aus. Das stellt er mit Big Dumb Face zum zweiten Mal unter Beweis. Die Vokabel 'experimentell' existiert, um solche Alben zu beschreiben.
"Where Is Duke Lion? He's Dead ..." mit gewöhnlichen Alben zu vergleichen, ist unmöglich. Es mit denselben Maßstäben zu bewerten im Grunde auch. Borland schafft die komplette Reizüberflutung, haut in seinen Mixer alles, was ihm gerade in die Finger kommt und packt am liebsten noch tonnenweise Soundeffekte obendrauf.
"The Blood Maiden" ist der Soundtrack zu einer Strandparty, auf der die Besucher schamlos rülpsen und über Pentagramme singen. Konzipiere ein Ziltoid-Musical, lass es die Muppets und Strapping Young Lad im Duett vortragen, und du kriegst womöglich einen ähnlichen Sound.
Die Vocals jagt Borland konsequent durch Voice-Filter, in Grindcore-Passagen mit Ultralow-Pitch, in quirligen "Die Paula ist 'ne Kuh"-Parts mit Chipmunks-Highs. Stellt euch vor: Auf Dauer zehrt das extrem an den Nerven. Manchmal wünscht man sich schon, Big Dumb Face würden wenigstens einmal gewohnte Hörkonventionen bedienen. Doch Fehlanzeige: Verschnaufpausen existieren in diesem Wahnsinn nur, wenn sie eine andere Art von Wahnsinn verkörpern.
"Where Do All The Good Guys Go" ist ein Beispiel dafür. Borland krallt sich Elemente der Nachrufballade und schreibt eine Parodie darauf. Weinerliche Vocals von brennenden Kirchen erklingen zum dünnen Plastikklang einer Orgel, im Hintergrund fiept die Trauergemeinde. In der zweiten Hälfte tanzt man zu flottem Beat.
Sowas wie Groove kommt in "Jesus Retreats" auf, in dem statt purem Durcheinander der Limp Bizkit-Riff-Background durchschimmert. Borland garniert den Track mit einem frickeligen Gitarrensolo. Insgesamt hält er sich damit auf "Where Is Duke Lion? He's Dead ..." aber zurück. Aber es passiert schließlich auch so genug. Etwa Noise-Overkill in "The Goat Is Dead", direkt nach einem kurzen Hip Hop-Teil mit Jethro Tull-Anleihen. Oder Metal-Comedy in "Magic Guillotine": "What color is it? / RED! / What specific color of red? / BLOOD RED! / So it is like a flying blood red head on fire? / Yes ..."
Flying Lotus veröffentlichte kürzlich den Spielfilm "Kuso", in dem er 100 Minuten lang surrealen Konzepten und Visuals frönt, was Kritiker unter anderem als den "ekeligsten Film, der jemals gedreht wurde" bezeichneten. Allerdings verbirgt sich hinter "Kuso" eine immense Kreativleistung, die man dringend anerkennen muss. Einen ähnlichen Geist, wenn auch ohne allzu ausgefeilte Doppelbödigkeit, verkörpert "Where Is Duke Lion? He's Dead ...". Die Platte ist in einerseits unhörbar, weil sie mit sämtlichen Gewohnheiten bricht, andererseits gerade deshalb faszinierend.
Was "Where Is Duke Lion? He"s Dead ..." fehlt, ist bei all dem stilistischen Kuddelmuddel Struktur. Darauf verzichten Big Dumb Face zwar sicherlich bewusst, kreieren damit aber eher Stückwerk als Songs. So ergibt sich zwar eine einzigartige Hörerfahrung, der Mehrwert bleibt aber etwas auf der Strecke.
6 Kommentare mit 8 Antworten
Tjaja, der Wes und seine Auswürfe.^^
Fand ja mal Blood Red Head on Fire gut, aber sonst eher meh. xD
völliger schrott.
.. na, ein etwas vorschnelles Urteil ! ..würde ich so nicht sehen(hören) ...
man muß das Album mehrmals hören, um die Feinheiten herauszuhören ...denke, das sich das lohnt !
vorerst ohne Wertung !
lösch dich homologe.
..was anderes fällt dir wohl auch nicht ein ???
gibt in deinem fall auch nichts anderes zu sagen.
..wenn einem die Argumente ausgehen .............
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Hat Wes mal einer gesagt, dass er das mit dem Artworks sein lassen sollte? Das ist ja echt jedes Mal Gift für die Augen.
He He, die Scheibe macht aber mal Laune ey.... He rides the skies und blood maiden sind zu nice
He He, die Scheibe macht aber mal Laune ey.... He rides the skies und blood maiden sind zu nice
Hatte bei der ersten Soloscheibe schon das Gefühl, dass er gerne Mr. Bungle wäre, ihm dafür aber das kreative Genie fehlt und das würde ich in dem Fall auch gar nicht so sehr an der Einzelperson Patton festmachen, wie das viele andere Bungle-Fans in gefühlt jedem zweiten Diskurs ja so gerne tun.
Technisch gibt's auch hier wieder wenig zu meckern bzw. klingt es nur dann kaputt, trashig und gewollt, aber nicht gekonnt, wenn Herr Borland offensichtlich auch möchte, dass es so klingt - aber im Vergleich zum großen und mMn auch oft raus zu hörenden Vorbild fehlt halt noch so einiges an ungefiltertem Wahnsinn. In dem Fall spinnen 5-7 Hirne halt doch mehr Abgefahrenes als das eine von Wes Borland. Und außerdem hatte ich "Mr. Bungle's Diet Coke" eigentlich schon vor Jahren mal mir selbst als passende Genre-Bezeichnung zugeschrieben, speziell für diese Platte hier würde ich das Prädikat jedoch zücken, ähnlich wie sich vor 12 Jahren vielleicht mal sagen ließ, dass die Test Icicles sowas wie The Blood Brothers light sind.
Was mich zu der Feststellung bewegt, dass ich lieber mal wieder "Burn, Piano Island, burn" hören sollte als die unnötig prätentiöse zweite Soloplatte des Weichkeksgitarristen.
Hey Danke!!! Ich hab jetzt auch mal wieder „Burn, Piano Island,burn“ rausgekramt. Geile Platte!!!
Ein echter Meilenstein des Epilepti-Core!