laut.de-Kritik

Der Inbegriff von Riot Grrrl: Hört ihr die Revolution?

Review von

Bikini Kill stellen auf ihrem 1991 veröffentlichten Demo-Tape direkt klar: "We're Bikini Kill and we want revolution girl style now!". Um später spöttisch hinzuzufügen: "Gotta listen to what the man says." (Double Dare-Ya)

Ihr Weg zeigt sich mehr als deutlich, als sie noch im selben Jahr beim legendären Label Kill Rockstars unterschreiben. Dort erscheint 1993 ihr Album "Pussy Whipped", für viele der Inbegriff von Riot Grrrl: Hardcore und Punk in Musik und Ästhetik treffen auf feministische Lyrics.

Die Musik ist - abgesehen von der catchy Single "Rebel Girl" - schwer zu verdauen. Laut, kreischend, scheppernd, kaum ein Song geht direkt ins Ohr. Viel mehr spielen und singen Bikini Kill hier eine Wut heraus, die jahrzehnte-, ja, jahrhundertelange Ungerechtigkeiten anprangert.

Musikalisch verortet sich "Pussy Whipped" im Nordwesten der USA, Anfang der 1990er. Nur dass hier kein Henry Rollins oder Kurt Cobain schreit, sondern Kathleen Hannah. Es war ungewohnt, eine Frau in diesem Stil performen zu hören. Doch es trifft den Zeitgeist eines modernen Feminismus, der sich mit seiner Direktheit und seiner dunklen, lauten Wut klar von den 1968ern und den Hippies abgrenzt.

Man kommt nicht friedlich und mit Blumen im Haar, um seine Positionen zu diskutieren. Bikini Kill knallen sie ihren Hörer*innen vor den Latz: In "Lil Red" nehmen sie weibliche Stereotype und männliche Allmachtsfantasien auseinander: "These are long nails to scratch out your eyes. You are not the victim though you'd like to make it that way." "I won't play girl to your boy no more", bricht "Sugar" mit Rollenklischees beim Sex.

Vor allem Bass und Schlagzeug klingen dazu so roh, dass die Hörer*innen das Gefühl bekommen, in einer Proberaum-Session zu sitzen. Der Gesang ist trotz der Wichtigkeit der Lyrics für das Selbstverständnis der Band überraschend weit in den Hintergrund produziert.

... und dann kommt "Rebel Girl": kreischende Gitarren, drängendes Schlagzeug, treibender Bass. Eine Melodie mit Hook, die Stimme wird phasenweise weich. "When she walks I hear the revolution coming (…) Soul sister, rebel girl": Das ist es, worum es Bikini Kill 1993 geht: Solidarität unter den Frauen, die sich als "Rebel Girl" sehen - oder eben das Rebel Girl gerne als beste Freundin hätten.

In der Rubrik "Meilensteine" stellen wir Albumklassiker vor, die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben. Unabhängig von Genre-Zuordnungen soll es sich um Platten handeln, die jeder Musikfan gehört haben muss.

Trackliste

  1. 1. Blood One
  2. 2. Alien She
  3. 3. Magnet
  4. 4. Speed Hear
  5. 5. Lil' Red
  6. 6. Tell Me So"
  7. 7. Sugar
  8. 8. Star Bellied Boy
  9. 9. Hamster Baby
  10. 10. Rebel Girl
  11. 11. Star Fish
  12. 12. For Tammy Rae

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