laut.de-Kritik

Trotz Star-Produzent Mark Ronson: Die Bad Ass-Attitüde bleibt.

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Oft genug kommt es vor, dass ein bestimmtes Etikett einer Band zum Verhängnis werden kann. Besonders schlimm ist es mit dem Label "LoFi/Garage". Traut sich die Band nur einen Schritt aus besagter Garage, warten davor bereits die Ultras mit Heugabeln und brennenden Fackeln, um sie zurück an die Vierspurgeräte zu prügeln.

So mögen nicht wenige Fans der Black Lips einen mittelschweren Schwindelanfall erlitten haben, als bekannt wurde, dass sich die Jungs aus Atlanta für "Arabia Mountain" einen Produzenten gesucht haben. Und dann mit Erfolgsproduzent Mark Ronson auch noch den Hauptverantwortlichen für die Amy Winehouse-Manie und das letzte Duran Duran-Album.

So klingt das Album Nummer sechs zwar etwas cleaner als die Vorgängeralben, büßt aber fast nichts an Drive und Rotzigkeit ein – zwei scheinbar in Stein gemeißelte Gebote des Black Lips-Kosmos. Außerdem konnte die Band mit "Bicentennial Man" und "Go Out And Get It" zwei auf Kassette aufgenommene Songs einschleusen, die in Zusammenarbeit mit Deerhunter-Gitarrist Lockett Pundt entstanden.

LoFi hin oder her, "Arabia Mountain" geht mit poppigen Hooks, Handclaps und gewohnter Bad Ass-Attitüde auf Ohrwurmjagd. Wie gewohnt verortet man sich im Proto-Punk der späten Sechziger und frühen Siebziger. Leicht findet man die rohe Power der Stooges ("The Lie") oder Ansätze des überladenen Glam-Pop der New York Dolls wieder ("Dumpster Dive").

Dass "Arabia Mountain" innovationstechnisch nicht gerade die Welt aus den Angeln hebt, war zu erwarten. In Sachen Songwriting setzt sich das Quartett jedoch die Krone auf. Abstruse Themen wie Spidermans schlimme Kindheit ("Spidey's Curse"), den Besuch eines Dalí-Museums auf Ketamin ("Modern Art") oder das schwere Schicksal des Chief "Noc-A-Homa", seines Zeichens Ex-Maskottchen der Atlanta Braves, gehören zu den thematischen Höhepunkten.

Auch wenn einiges Grau in Grau bleibt sollte man von einigen Bangern vor allem "Mr. Driver" hervorheben. Schwer vorstellbar, dass dieses Jahr irgendjemand einen Song mit größeren Eiern veröffentlichen wird. Die lässige Bassline und gehörig Sex in der Stimme sorgen dafür, dass man sich auch am Steuer eines gebrauchten Golf wie in einer Ami-Klitsche fühlt. In diesem Sinne: "I've got my poise / and he can bring the noise / With my boys / puking in a Rolls-Royce."

Trackliste

  1. 1. Family Tree
  2. 2. Modern Art
  3. 3. Spidey's Curse
  4. 4. Mad Dog
  5. 5. Mr. Driver
  6. 6. Bicentennial Man
  7. 7. Go Out And Get It
  8. 8. Raw Meat
  9. 9. Bone Marrow
  10. 10. The Lie
  11. 11. Time
  12. 12. Dumpster Dive
  13. 13. New Direction
  14. 14. Noc-A-homa
  15. 15. Don't Mess Up My Baby
  16. 16. You Keep On Running

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