laut.de-Kritik

Nach dem Timbaland-Flop geht der Blick zurück in die 80er Jahre.

Review von

All you need is ... a long band history! Als Duranie der ersten Stunde hatte man es in den letzten drei Dekaden nicht immer leicht. Nach dem Split der Originalbesetzung im Jahr 1985 war die personelle Fluktuation innerhalb der Band nicht unerheblich, musikalisch wanderte man als Fan immer wieder durch Höhen und Tiefen.

Doch der harte Kern um Simon Le Bon und Nick Rhodes hat durchgehalten und so liegt zum 30-jährigen Bandjubiläum das 13. Studioalbum vor, das vollmundig in die Tradition des zweiten Albums "Rio" von 1982 gesetzt wurde.

Nach der unerwartet herben Bauchlandung des von Timbaland und Justin Timberlake produzierten "Red Carpet Massacre" (2007) soll nun Amy- und Adele-Hitfabrikant Mark Ronson die Vergangenheit neu ausrichten. Zweifellos hätte sich der Titeltrack gut ins "Wedding Album" oder in "Astronaut" eingefügt. Der Refrain besticht wieder einmal mit klassischem Songwriting, für das die Band nicht umsonst schon renommierte Preise einheimste.

Mit "Blame The Machines" folgt ein weiteres hitverdächtiges Stück, unter dessen modernen Effektsounds hie und da Gitarren- oder Synth-Zitate an die alten Zeiten erinnern. Doch erst bei "Being Followed" kommt man endgültig in den 80ern an: Die Synth-Arpeggios von Soundmeister Nick Rhodes lassen "Planet Earth" oder "Careless Memories" wieder aufleben.

Die Keyboardflächen zieren spärlich aber gezielt eingesetzte Gitarrenlicks, die den Eindruck vermitteln, Andy Taylor habe sich mit seinen banddienlichen Gitarreninputs zurückgemeldet, anstatt den Sound mit Soloeinlagen zu torpedieren wie kurz vor seinem Abgang auf der "Astronaut"-Tour.

"Leave A Light On" ist eine dieser berühmt-berüchtigten Balladen, wie man sie von "Come Undone" gewöhnt ist: Starke Stimme, perfektes Songwriting. Wohl um sich nicht in den aufkommenden Retrogelüsten zu verlieren, integriert man auf "Safe (In The Heat Of The Moment)" Drumbeats, die man vom letzten Album her kennt. Den Gesangsjob teilt sich Le Bon hier mit Scissor Sister Ana Matronic.

"Girl Panic!" rückt John Taylors urtypischen Slapbass in den Vordergrund, die von Owen Pallett eingespielten Streicherarrangements in "A Diamond In The Mind" erinnern an "Arcadia" und "The Man Who Stole A Leopard" mit Gastsängerin Kelis fungiert als weiterer Höhepunkt.

Spike Stents Mixing (Madonna, Björk) vereint hier alle Epochen Duran Durans in einem einzigen Song: Die Keyboardklänge von "The Chauffeur", Taylorsche Sechzehntel-Hi Hats und ein Soundgewand à la Madonna.

"All You Need Is Now" liefert eine satte Ladung zeitloser Popmusik, die dem traditionellen Radiohörer durchaus etwas abverlangt, auch wenn Duran Duran-Songs wie gewohnt an manchen Stellen knapp an der Belanglosigkeit vorbeischrammen. Dank einer unerwarteten Phrasierung oder einem Tonartwechsel bekommen sie jedoch meistens die Kurve.

Angesichts der massiven Anleihen aus der Vergangenheit erscheint der Albumtitel allerdings selbstironisch. Vielmehr hat man das Gefühl, zum Jubiläum ein Best-Of-Album von Birminghams Finest erworben zu haben.

Trackliste

  1. 1. All You Need Is Now
  2. 2. Blame The Machines
  3. 3. Being Followed
  4. 4. Leave A Light On
  5. 5. Safe (In The Heat Of The Moment)
  6. 6. Girl Panic!
  7. 7. A Diamond In The Mind
  8. 8. The Man Who Stole A Leopard
  9. 9. Other People's Lives
  10. 10. Mediterranea
  11. 11. Too Bad You’re So Beautiful
  12. 12. Runway Runaway
  13. 13. Return To Now
  14. 14. Before The Rain

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3 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Das neue Album von Duran Duran ist ganz okay, mehr aber auch nicht. Mir will so gar kein Song lange im Gehör bleiben.. Aber solche Kracher wie "Wild Boys" oder "Girls on Film" kann man von Duran Duran auch nicht mehr erwarten.

  • Vor 13 Jahren

    Ich bin total begeistert von dem neuen Duran Duran Album, es geht wieder einen guten Schritt back to the 80´s, dabei wird aber nicht krampfhaft versucht gewisse musikalische Klischees aufzuwärmen sondern radikal mit neuen derzeitigen passenden Rezepturen gewürzt!

  • Vor einem Jahr

    „Girl Panic“ oder „Too Bad..“ hätten auch auf der ersten Platte gepasst und ich finde auf dem Album erinnert einiges an das Erstlingswerk und nicht nur die Songs sondern hier gelingt es quasi wie in den 80s und gleichzeitig nicht altbacken zu klingen. Bei Erscheinung fand ich das Album klasse, daran hat sich bis heute nichts geändert.