laut.de-Kritik
Der gemütliche Chill Out-Ohrensessel.
Review von Oliver LambrechtEs begab sich, dass Trance-Musik ihre letzten medialen Aufbäumversuche unternahm und dabei neben grotesken Cover-Katastrophen auch Piet Blank und Jaspa Jones an Popularität gewannen. Ja genau die zwei Herren, die altgediente Recken wie Robert Smith oder Anne Clark einem durchdrehenden Haufen an Diskobesuchern bekannt machte. Nach wie vor sind Blank And Jones gern gebuchte Deejays, die den Spagat zwischen credibiler Clubkultur und kommerziellen Kirmeshütten scheinbar mühelos meistern.
Mehr aus einer Spiellaune heraus versuchen sich die zwei Rheinländer zu Beginn des neuen Jahrtausends an einer zweiten musikalischen Richtung: Ambient. Diese Erweiterung des Repertoirs diente zum einen als Abspann für lange Nächte, aber auch als deren Einleitung, und stieß auf offene Ohren. Nun veröffentlichen Blank And Jones bereits das dritte Mal ihren Soundtrack zur gepflegten Entspannung.
"Relax Edition Three" setzt sich aus eigenen Kompositionen und einigen Neuinterpretationen, bzw. Remixen zusammen. Hieraus ergeben sich zwei stattliche CDs, die inhaltlich und namentlich der Magie des Tages ("Sun") und der Nacht ("Moon") huldigen. Der Auftakt der Edition beginnt sonnig mit dem rhythmischen "Roots", das nach einem entspannenden Aufbau ohne Pause in "Nothing Can Come Between Us" übergeht. Mike Francis leiht im Rahmen des Albums den Texten der Musiker seine Stimme. Dabei verleidet er leider auch die Entspannung, denn nun dudeln Parolen wie eben "Nothing can come between us" oder "Please don't turn away from me girl" ("That Loving Feeling"). So mutiert der gemütliche Chill Out-Ohrensessel zu einer in Zeitlupe schunkelnden Schlager-Holzbank.
Das ungeschriebene Gesetz, wonach kein Ambient-Album ohne Meeresrauschen, Möwengekreisch, Bongos oder Klangstäben veröffentlicht werden darf, gilt auch für dieses Werk. In loser Reihenfolge und manchmal mit klammernder Funktion tauchen die einzelnen Sound-Elemente dezent auf. Neben glänzenden instrumentalen Eigenkreationen wie "Die Blaue Stunde" oder "California Sunrise" verkommt "City Lights" zu einem auf Dauer störenden Lückenfüller. Wer spult beim Entspannen schon gerne vor, auch wenn dabei schon ein Tastendruck genügt. Störend beiben auch die Gesangsspuren. Den Gedanken fehlt dabei die Zeit sich zu verlieren, da sich die Texte stark in den Vordergrund spielen. So trübt in schöner Regelmäßigkeit eine Vokalwolke den puren Klangrausch der "Sun"-Seite.
Dies gilt auch in leicht abgeschwächter Form für die progressivere "Moon"-Seite. Neben acht Remixen (u.a. "Josephin" von Chris Rea) packen Blank And Jones noch die instrumentale Eigenkomposition "Lazy" auf die Platte. Sämtliche Titel lassen mindestens ein Bein auf der Tanzfläche wippen, so dass auch die Anhänger der gepflegten House-Musik auf ihre Kosten kommen. Dabei bleibt den Liedern ausreichend Zeit zur Entfaltung. Auch DJ-Anfänger haben so ausreichend Zeit, die Übergänge mühelos vollziehen zu können. Und deshalb dürfte die selbstgefällige, auf dem Cover klebende Umschreibung "The feel good album of the summer", durchaus zutreffen. Cafe Del Mar-Puristen dürfen noch so sehr die Nase rümpfen, doch auch Abseits der Clubmusik beweisen die zwei Rheinländer ein massentaugliches Gespür.