laut.de-Kritik
The Funk Teacher is back - und die Gäste stehen Schlange.
Review von David HilzendegenIm Oktober feiert einer der wichtigsten Funkmusiker aller Zeiten seinen 60. Geburtstag. Bootsy Collins blickt auf ein beeindruckendes musikalisches Vermächtnis zurück. Schließlich ging der Bassist in seiner Karriere bei den Legenden James Brown und George Clinton in die Schule. Einige Jahrzehnte später dreht er den Spieß um. Mittlerweile ist er der Funk Teacher, wie er sich im Intro selbst bezeichnet. Die Bildungsreise geht in die Funk-Hauptstadt der Welt.
Mit auf die Reise geht eine illustre Gästeschar. Von Schauspieler Samuel L. Jackson, der von seiner musikalischen Sozialisation berichtet, über Prince-Percussionistin Sheila E. bis Gitarrist Buckethead steigen die unterschiedlichsten Begleiter unterwegs zu. Beim Ziel scheint es sich um ein gemütliches Örtchen zu handeln, in dem Jung und Alt nach eindeutig festgelegten Regeln verfahren. Lektion eins an Bootsy Collins' Funk University: Ehre deine musikalischen Ahnen. Unterschrieb Collins sein "Play With Bootsy" von 2002 noch mit "A Tribute To Funk", spielen dieses Mal Personen die wichtigste Rolle – allen voran natürlich James Brown.
Der Legende, die selbst Bootsy voller Verehrung nur Mister Brown nennt, nimmt sich Reverend Al Sharpton an. Der Bürgerrechtler hielt 2009 bereits eine vielgelobte Grabesrede zu Ehren von Michael Jackson. Die mit treibendem Bass und Bläsern in urtypischer Brown-Manier untermalte Rede, die einen der größten Musiker der Neuzeit würdigt, ist das Highlight des Albums. "James Brown is still the man." Amen.
Weniger bekannt als James Brown ist der Name Garry Shider, dem George Clinton in einem zurückhaltenden Stück mit melancholischen E-Gitarren gemeinsam mit Shiders Witwe Linda gedenkt. Garry Shider war Gitarrst bei Parliament und Funkadelic. Er erlag im Juni 2010 einem Krebsleiden. 40 Jahre zuvor starb Jimi Hendrix, dem Collins im rockigen "Mirrors Tell Lies" via Sample eine Stimme gibt. Etwas zu gefühlsduselig und kitschig fällt "Stars Have No Names They Just Shine" aus, in dem Bootsy seinem kürzlich verstorbenen Bruder Phelps "Catfish" Collins gedenkt, der ebenfalls mit James Brown gespielt hat.
Dass der Funk nicht nur von Personen, sondern wie fast alle Musikrichtungen vom Jazz beeinflusst ist, klärt "The Jazz Greats (A Tribute To Jazz)". Piano und Bläser treffen auf Bootsys verschnörkeltes, von Effekten gezeichnetes Bassspiel. Eigentlich nichts besonderes, wie die zweite Lektion des Funk Teachers verrät. Denn Funk ist nicht autark und abgeschottet, sondern nach allen Seiten offen. Entsprechend nahe liegt die Entscheidung, Ice Cube, Snoop Dogg und Chuck D den Hip Hop repräsentieren zu lassen, der schon längst zum treusten Stiefbruder des Funks erwachsen ist.
Dass dies mit Bluegrass-Anleihen und Banjo ("If Looks Could Kill") ebenfalls gut klappt, ist schon eher eine Überraschung. Weniger fruchtbar ist die Zusammenarbeit mit der kubanischen Sängerin Olvido Ruiz. Die auf Tanzfläche getrimmte Latin-Einlage "Siento Bombo" klingt mehr nach Ü30-Party in der Provinz als nach der Hauptstadt des Funks. Nicht spannender tönt "Yummy, I Got The Munchies", ein weichgespülter Neo-Soul-Versuch mit Musiq Soulchild, Razzberry & Tom Joyner.
Die restlichen knapp 70 mit durchdringendem Groove angereichterten Minuten verhelfen über diese Ausfälle jedoch hinweg. Freilich hat "Tha Funk Capital Of The World" nichts mit dem rohen und puristischen Sound früherer Tage zu tun. Vielmehr bietet Bootsy Collins gut produzierten Pop, der sich in erster Linie an der dritten, letzten und wichtigsten Lektion des Funk Teachers orientiert: Spiel funky, spiel im Himmels Willen funky.
2 Kommentare
Ich bin ein kleinwenig enttäuscht, da ich mehr Funk weniger Pop erwartet hab. Sehr, sehr schade 2,5/5
Der beste Track ist der mit Buckethead "minds under construction"!
Aber leute von Laut.de hier ist aber auch rein garnichts über den Gitarren Virtuosen Buckethead zu finden...In diesem Sinne,mal Googel nutzen